Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
Vom Netzwerk:
anhielt. Ein einzelner Mann stieg aus. Rubens spürte, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte und die Wut in ihm hochkroch. Er klappte sein Handy auf und rief Nestor an. Voller Genugtuung spürte er sofort dessen Nervosität. Er gab ihm weitere Anweisungen. Hinter einer frisch gepflanzten Fichte stehend, beobachtete er, wie Nestor nach links und rechts spähte, die Straße überquerte und den Eiswagen passierte, aus dessen Lautsprecher blechern die Melodie von »When The Saints Go Marching In« erklang.
    Nestor ging langsam, vorsichtig. Am Tor zögerte er. Er war nicht dumm. Er lugte durch den Zaun.
    Rubens fluchte und rief ihn erneut an.
    »Ich gehe da nicht allein rein«, sagte Jack Nestor.
    Er hatte Angst. Ein gutes Zeichen.
    »Ich komme raus«, sagte Rubens.
    Als Rubens aus dem Park ins Dämmerlicht trat, stand Nestor fast direkt vor ihm. Jetzt, wo er dem Mann so nah war, konnte er sich nur noch mit Mühe beherrschen. Auf der anderen Straßenseite kaufte gerade ein Junge ein Eis. Ansonsten lag die Straße verlassen da. In der Luft hing der Geruch nach Schlamm, es roch nach Curry und anderen Küchendüften aus dem Ein Wandererviertel. Dem Aroma von Tomatensoße. Dem schweren Geruch von Kohl. Dazu kam die allgegenwärtige Mischung aus Öl, Beton, Teer und alten Eisenbahnschwellen – eine Mischung aus Erinnerungen, Zukunftsplänen, Verheißung und Lügen.
    »Zeigen Sie mir Ihr Material, Mister Villas Boas.«
    Aus der Nähe wirkte Nestor pummelig, und hinter der Angst in seinen leuchtend blauen Augen entdeckte Rubens einen scharfen Verstand. Nestor trug eine leichte Khakihose und ein weißes Hemd über seiner fetten Wampe. Er sah aus wie ein gealterter Schüler, nicht gerade wie der Teufel, der Rosa getötet hatte.
    »Im Park sind wir ungestörter«, sagte Rubens.
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich dort nicht hineingehen werde.«
    »Doch, das werden Sie«, entgegnete Rubens und zog die Waffe.
    Es war vollkommen windstill. Das Laub in den Bäumen zitterte nicht einmal. Das Licht von der Straße fand kaum seinen Weg in den Park, und die Sonne war schon fast untergegangen. Auf dem Gelände hatte es irgendwann einmal ein, zwei Diebstähle gegeben, soweit Rubens wusste, und die Polizei hatte ein paar Jugendliche festgenommen. Seitdem war der Park, da es in dem Viertel keine Gangs und so gut wie keine Kriminalität gab, von Eindringlingen verschont geblieben.
    Rubens verriegelte das Tor von innen.
    Die blecherne Musik von der anderen Straßenseite war nur noch wie aus weiter Ferne zu hören. Am Eiswagen lief jetzt »It’s A Small World«.
    Rubens schob Nestor in den Schuppen und schubste ihn die zwei Meter über den Metallboden bis an die verrostete Rückwand. Es tat ihm gut, den Mann vor sich herzustoßen. Nestor schrie auf: »Was soll das? Ich habe doch gesagt, dass ich bereit bin zu verhandeln!«
    Er leugnete nichts und tat auch nicht so, als wüsste er nicht, warum er hier war. Das stumme Eingeständnis brachte Rubens erst recht auf die Palme. Er spürte, wie ihm die Schläfen pochten. »Ich will mit Ihnen über die Morde sprechen«, sagte er. »An meiner Frau, an Honor Evans und am Gouverneur.«
    Auf einem Regal stand neben Klopapierrollen für die Mobiltoilette ein Kassettenrekorder. Wer auch immer später das Band abhören würde, würde begreifen, dass Nestor unter Zwang handelte. Aber da Rubens kein Polizist war, wäre das Band dennoch ein Beweismittel, ein Ansatzpunkt für Ermittlungen.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Sie haben sich einverstanden erklärt, mir meine Beweismittel abzukaufen. Das ist der einzige Grund, aus dem Sie hier sind. Ihre Telefonunterlagen belegen, dass Evans Sie von Brasilien aus angerufen hat. Clayton De’Artes Unterlagen – das ist der Mann, der sich heute in Bedford Hills erschossen hat – belegen Ihre ganzen schmutzigen Machenschaften, wie Sie sich Millionen angeeignet haben! Ich will, dass Sie zugeben, den Mord an Honor Evans in Auftrag gegeben zu haben.«
    Es fiel ihm immer schwerer, nicht einfach zuzuschlagen.
    »Ich bin zu einem geschäftlichen Treffen hierhergekommen«, sagte Nestor.
    »Ich war im Wandschrank, als Evans ermordet wurde. Ich habe gehört, was er über Sie gesagt hat.«
    »Das ist unmöglich, weil …«
    Rubens schlug mit dem Pistolengriff zu. Nestor schrie auf, griff sich an die Schulter und ging in die Knie.
    »Ich frage, Sie antworten. Beim nächsten Mal wird es schlimmer.«
    Kreidebleich und wütend blickte Nestor zu ihm hoch.
    »Was hat

Weitere Kostenlose Bücher