Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
Vom Netzwerk:
verschwunden. Er sprach völlig gelassen. Auch wenn er unter Druck stand, hatte er viel zu leicht nachgegeben, dachte Rubens.
    Rubens sagte ihm, wo er ihn treffen wollte.
    Erstaunlicherweise geriet Nestor nun zum allerersten Mal während des Gesprächs aus der Fassung.
    „Die U-Bahn?“, stieß er hervor. „Die benutze ich nie.“
    Rubens legte auf und rief in Astoria an. Er plauderte ein bisschen mit Estrella, bemüht, gelassen zu klingen, als er ihr sagte, er werde erst spät zurückkommen, und sie solle mit Jamie zu Tommy nach Hause fahren, sich Essen liefern lassen und dort bleiben. Er wollte unbedingt dafür sorgen, dass Estrella nicht im Haus war.
    Dann rief er Nixon auf dessen Handy an. Die Stoßzeit war für Nixon am lukrativsten, und so befand er sich wie erwartet auf einem Bahnsteig der U-Bahn-Station am Times Square.
    „Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte Rubens.
    „Wirst du mir dann endlich erzählen, um was es dabei geht?“
    „Ich stecke in Schwierigkeiten und brauche Hilfe. Reicht das?“
    „Okay“, erwiderte Nixon, ohne zu zögern.
    Katarina befand sich im Eiswagen, als er sie erreichte. Das hörte er an der blechernen Musik, die wie auf einem Kirmeskarussell in einer Dauerschleife lief.
    „Katarina, ich stecke in Schwierigkeiten.“
    „Wie kann ich dir helfen?“
    Claudionei klang schläfrig am Telefon, vielleicht betrunken, vielleicht auch bekifft. Rubens stellte sich vor, wie der Bursche barfuß auf dem Bett lag und mit geröteten Augen fernsah.
    „Claudionei, kannst du mir einen Gefallen tun?“
    „Klar … einen Gefallen … brauchst du Geld? Ich habe Geld …“
    „Ich möchte, dass du wo hingehst.“
    „Aber es ist gerade so gemütlich hier, Rubens. Es würde dir hier gefallen, Rubens. Hey, Rubens … Rubenssss …“
    Rubens legte auf . Den können wir vergessen, dachte er.
    Eine Viertelstunde später, während der Fahrt nach Queens, erhielt Tommy einen Anruf von seiner Bekannten bei der Telefongesellschaft. Ja, Honor Evans hatte einen Vertrag mit ihrer Gesellschaft gehabt. Sie hatte sich die alten Unterlagen besorgt, um festzustellen, ob er an dem Tag, als Rosa gestorben war, von Brasilien aus Jack Nestors Nummer angerufen hatte.
    „Er hat diese Nummer täglich ein Dutzend Mal angerufen.“
    „Also ist es Nestor“, sagte Tommy zu Rubens und legte auf. „Kein Zweifel.“
    Rubens spürte, wie seine Schläfen pochten .
    Du hast meine Frau, umgebracht, Jack Nestor. Jetzt bist du fällig.
     

14
     
    Brasilien schoss genau in dem Moment ein Tor, als Cizinio in Astoria die Churrascaria betrat. Die Gäste an der Theke spielten verrückt, bliesen in ihre Tröten, schwenkten Fahnen in den Nationalfarben, klopften einander auf die Schulter und schrien nach neuen Getränken.
    TOOOOR!
    In dem höhlenartigen Restaurant kurvten weiß gekleidete Kellner um die Tische herum und schnitten für die frühen Kunden Steakstreifen, Blutwurst und gebratene Nieren von Spießen ab. Es war ein Paradies für Fleischfresser. Als eine grün-gelbe brasilianische Fahne über die Salatbar flog, an der sich Leute gerade die Teller füllten, wandten sich alle Blicke neugierig dem Geschehen an der Theke zu.
    „Sir, dürfte ich Sie ganz kurz etwas fragen …“
    Der Wirt schaute mit einem Glas Cachaça in der Hand verzückt auf den Fernseher, wo die brasilianischen Fans im Stadion sangen. Das britische Team ließ enttäuscht die Schultern hängen, während immer wieder gezeigt wurde, wie der Torschütze den Ball hoch ins obere Eck drosch.
    „Der Mann auf dem Foto ist ein Freund von mir“, rief Cizinio über den Lärm hinweg. Wenn er wollte, konnte er sehr mitfühlend klingen. „Seine Mutter liegt im Sterben.“
    Wäre nicht gerade ein Tor für Brasilien gefallen, hätte  der Mann vielleicht Verdacht geschöpft oder vorsichtig reagiert. Er hätte womöglich gezögert. Aber in Brasilien wirkt ein Fußballtor wie ein Adrenalinstoß. Fußball ist dort eine Nationalreligion.
    „Ja, ja, den kenne ich! Der arme Rubens!“
    Cizinio verbarg das Triumphgefühl, das ihn überkam. Plötzlich fiel ihm das Atmen schwer.
    „Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo Rubens jetzt wohnt?“
    Sein Handy klingelte. Draußen durchforsteten seine Leute das Stadtviertel so systematisch wie Goldsucher, die den schlammigen Boden eines Flusses aufteilten und die Baggerschiffe nach rechts oder links dirigierten. Cizinios Leute verteilten überall 5-Dollar-Scheine – an den Delicioso-Eisverkäufer, an die alten Leute in der

Weitere Kostenlose Bücher