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Todesspiele

Todesspiele

Titel: Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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eintrafen, um ihren Glauben an seine Kunst zu festigen. Sie kam aus dem perversen Wunsch heraus, stets das zu tun, was ihren Mann am meisten ärgerte. Dass Sex Carol Vartanians stärkste Waffe war, hatte ihm zum Vorteil gereicht. Ja, er vermisste Carol Vartanian.
    Susannah sah ihrer Mutter sehr ähnlich. Es wäre mir so ein Vergnügen gewesen, sie zu initiieren, zu sehen, wie sie jedes meiner Worte absorbiert hätte. Aber das war nun leider nicht mehr denkbar. Dass Susannah sterben musste, hatte nie außer Frage gestanden. Dass sie dabei leiden musste, war in der Nacht, in der sie sein klügstes Mündel vernichtet hatte, unvermeidlich geworden. Auge um Auge ist ein Handel der Narren, hatte Pham immer gesagt. Sein Mentor hatte sich niemals geirrt. Charles beugte sich über Bobbys Arm und begann, mit ruppigen Bewegungen die Kugel aus ihrem Arm zu schneiden. »Es war ein ziemliches Risiko herzukommen.« »Hier suchen sie mich niemals. Und falls doch, kann ich mich überall verstecken. Verdammt«, zischte sie. »Das tut höllisch weh.«
    Das sollte es auch. Er reichte ihr eine Flasche von Arthurs bestem Scotch. »Trink davon.«
    Sie schob die Flasche weg. »Ich kann mich nicht betrinken. Wenn die mich suchen, muss ich alle Sinne beisammen haben.«
    »Du sagtest, du glaubst nicht, dass man dich hier sucht.« Er setzte das Skalpell wieder an und erntete noch mehr Flüche.
    »Wer hat dir eigentlich beigebracht, Kugeln zu entfernen, Joseph Mengele?«, murrte sie.
    »Ich mir selbst, als ich mir eine Kugel aus dem Bein entfernen musste«, sagte er freundlich.
    Ihr Blick glitt zu seinem Gehstock, den er gegen den Tisch gelehnt hatte. »Oh.«
    Charles zog die Kugel mit einer Drehung heraus. Er hätte es bereits mehrmals tun können, aber nun hatte er das Spielchen satt.
    »Willst du sie als Souvenir behalten?«
    »Hast du's getan?«, fragte sie verbittert. »Als dich irgendein Vietcong angeschossen hat?«
    Charles überlegte, ob er Bobby ohrfeigen sollte, aber es hätte ihm keinen Spaß gemacht. Es hatte keinen Sinn, jemanden brechen zu wollen, der kaum noch Kontrolle über sich hatte. Wo war die Herausforderung? Aber sie hielt sich noch immer aufrecht, und etwas in ihm bewunderte sie dafür, also antwortete er.
    »Ja, das habe ich tatsächlich. Ich behielt die Kugel, um mich immer daran erinnern zu können, wie viel Hass ich in diesem Moment empfand. Ich brauchte diesen Hass zum Überleben. Und ich bin nicht vom Vietcong angeschossen worden«, fügte er hinzu. Hier ging es schließlich um Stolz.
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch. »Und wer war es? Wer hat dich angeschossen?« Sie hatte noch nie gefragt, hatte es niemals gewagt. Toby Granville hatte es getan, vor langer, langer Zeit. Er war erst dreizehn gewesen und schon weit selbstbewusster, als Bobby es je geworden war. »Ein anderer amerikanischer Soldat. Wir sind gemeinsam geflohen.« Sie schlug wieder die Augen auf, doch sie wurden zu Schlitzen, als er die Wunde säuberte. »Von wo?« »Aus einem Höllenloch in Südostasien, das auch als Gefangenenlager bezeichnet wurde.«
    Sie stieß einen leisen Pfiff aus. »Das erklärt eine Menge.«
    Sie zuckte zusammen, als er die Nadel in ihr Fleisch stach.
    »Sir. Und warum hat er auf dich geschossen?«
    »Es ging um einen Brotkanten«, sagte er noch immer sanft, obwohl in ihm der Kessel zu brodeln anfing, als er die Worte aussprach. »Dann hat er mich liegen lassen. Er dachte, ich würde sterben.«
    »Was du offensichtlich nicht getan hast.«
    »Offensichtlich nicht.« Aber das war nichts, was er näher erläutern würde.
    Sie biss die Zähne zusammen, während er die Wunde zunähte. »Und wie hast du dich gerächt?« »Erst sehr spät.« Charles dachte an den Mann, der in einem New Yorker Gefängnis eine Strafe für eine Tat absaß, die er nicht begangen hatte, um damit die Familie zu schützen, die er niemals kennenlernen durfte. Ein Mann, der jeden Tag seiner Qual verdient hatte und noch viel mehr. »Aber dafür sehr gründlich und sehr dauerhaft. Und es war die lange Wartezeit wert. Jeden Tag lächle ich, wenn ich daran denke, dass er leidet. Geistig, körperlich und seelisch. Und zwar für den Rest seines irdischen Lebens.«
    Sie war verstummt, während er weiterarbeitete. »Und warum hast du ihn nicht einfach umgebracht?«, fragte sie schließlich.
    »Weil in seinem Fall der Tod zu gnädig gewesen wäre.« Sie nickte und biss sich so fest auf die Unterlippe, dass die Zähne Abdrücke hinterließen, aber sie schrie

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