Todesspiele
nicht auf. Das war das zähe Mädchen, das er vor vielen Jahren kennengelernt hatte. Das war das Rückgrat, das er so lange nicht mehr gesehen hatte. Er zurrte den Faden fester als nötig, und sie sog scharf die Luft ein, schwieg aber. »Susannah dagegen ...«
»Ich will sie tot sehen«, sagte Bobby gepresst. »Aber es soll nicht schnell passieren.«
»Gut«, sagte er, vielleicht ein wenig zu freudig, und sie sah auf.
»Du hasst sie auch. Warum?«
Es ärgerte ihn, dass er eben so leicht zu durchschauen gewesen war. »Meine Gründe gehen nur mich etwas an.« Aber so schnell gab sie nicht auf. »Die ganzen Jahre über hast du mich in meinem Hass auf sie angestachelt. Hast mich gedrängt, mir zu holen, was mir gehört.« Er begann, den Arm zu verbinden. »Und das solltest du auch. Susannah hat das Leben gelebt, das dir zugestanden hätte.« Er legte den Arm in eine Schlinge und trat zurück. »Ich bin fertig mit dir.«
»Aber ich bin noch nicht fertig mit dir. Jahrelang hast du mich auf sie gehetzt, damit ich sie für dich töte. Warum hasst du Susannah Vartanian? Was hat sie dir genommen?« Als er nicht antwortete, packte sie mit der gesunden Hand seinen Arm. »Sag's mir!« Sie ragte über ihm auf, ihre blauen Augen schleuderten Blitze, und einen winzigen Augenblick lang verspürte er einen ebenso winzigen Hauch der Angst.
Gut gemacht, dachte er, erneut stolz auf sie. Behutsam löste er ihre Hand von seinem Ärmel. »Setz dich, bevor du umfällst. Du hast viel Blut verloren.« Sie gehorchte bebend, blass, aber noch immer wütend. »Sag's mir«, wiederholte sie ein wenig ruhiger. »Wenn ich sie für dich töten soll, dann habe ich zumindest verdient, zu wissen warum. Was hat sie dir genommen?« Charles begegnete ihrem Blick. Sie hatte recht. »Darcy Williams.«
Atlanta,
Sonntag, 4. Februar, 19.45 Uhr
»Susannah, wach auf. Wir kommen sonst zu spät.« Susannah kämpfte sich aus der Benommenheit, bis sie die Augen öffnen konnte. Dann setzte sie sich kerzengerade auf und sah sich um. »Warum sind wir hier?« Hier war der Flughafen, und Luke bog soeben auf einen Parkplatz ein.
»Überraschung« war alles, was er sagte. »Du wirst dich freuen. Versprochen.«
»Warum sind wir hier?«, fragte sie wieder, als er sie zur Gepäckausgabe führte und dort an den Schalter für Frachtgut. »Du hast meine Sachen herschicken lassen? Aber wie ... ?« Sie ließ die Frage offen, als er sie an den Schultern packte und umdrehte. Susannah blinzelte, dann quoll ihr Herz über. »Oh.« Sie rannte zu der großen Hundebox, fiel auf die Knie und spähte durch das vergitterte Fensterchen. Ein vertrautes Gesichtchen sah hinaus und hechelte glücklich. Thor. »Wie hast du das bloß angestellt?« »Al hat den Zwinger angerufen.«
Sie öffnete das Türchen gerade weit genug, um eine Hand hindurchzuschieben und das seidige Fell des Hundes zu streicheln. »Braves Mädchen«, murmelte sie. »Du hast mir gefehlt. Ja, ja, gleich. Du darfst gleich raus.« Sie schloss das Türchen, sah zu Luke auf, und die Zärtlichkeit in seiner Miene schnürte ihr die Kehle zu.
»Du hast sie vermisst«, sagte er. »Ich dachte, es wäre schöner für dich, wenn sie hier ist.«
Sie stand auf und musste schlucken. »Du bist ein sehr netter Mann.«
Er wackelte mit den Brauen. »Und?« Sie lachte. »Und sündhaft sexy.« Und das war er tatsächlich. Im Augenblick erinnerte er sie an einen Piraten mit seinem dunklen, mediterranen Aussehen, den Bartstoppeln und dem teuflischen Grinsen. Plötzlich kam reine Freude in ihr auf, und sie überraschte sich selbst, indem sie die Arme um seinen Hals schlang. Nach seinem abrupten Luftschnappen zu schließen, hatte sie auch ihn überrascht, doch er fing sie auf und hob sie hoch. Und dann schnappte sie nach Luft, denn sie spürte, wie sich seine harte Erektion an sie presste. Ihre Haut begann zu prickeln, und ihr Körper reagierte, und mit einem Mal konnte sie nur noch daran denken, dass auch sie ihn wollte.
Diesmal musst du es nicht abbrechen. Er weiß alles. Und es macht ihm nichts aus. Also sei kein Feigling. Sie legte den Kopf zurück, um ihn anzusehen, und Adrenalin schoss durch ihre Adern. Die Zärtlichkeit seiner Miene war durch pure Lust ersetzt worden.
»Danke«, flüsterte sie und küsste ihn, lustvoll und ausgiebig, und sein Körper erbebte.
Auch er hatte es gebraucht. Das Wissen weckte in ihr den Wunsch nach einem weiteren Kuss, also küsste sie ihn wieder, bis er ein tiefes Knurren ausstieß, das eine
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