Todesspiele
Mischung aus Erleichterung und Frustration war. »Nicht hier«, sagte er und legte den Kopf zurück, um durchzuatmen. Sie schauderte und strich mit den Lippen über seine Kehle, und er reagierte, indem er sie fester an sich drückte.
Das Winseln hinter ihr riss sie wieder in die Gegenwart zurück. »Oh.«
Lukes Lippen zuckten, als er sie absetzte und vorsichtshalber einen Schritt zurückwich. »Kannst du mir später noch einmal danken? Wenn wir nicht auf einem überfüllten Flughafen stehen?«
Ihre Wangen wurden heiß, aber sie wandte den Blick nicht ab. »Ja.«
Er schob eine Hand in die Manteltasche und zog eine Nylonleine heraus. »Die gehört Darlin'. Wir müssen auf der Rückfahrt irgendwo noch eine besorgen. Für ...« Er hob die Box hoch und schnitt eine Grimasse. »Thor«, beendete sie seinen Satz. »Was ist denn?« »Das passt einfach nicht. Ein Hund, der Thor heißt, sollte schwerer als zehn Kilo sein.«
Sie grinste. »Aber hässliche Bulldoggen dürfen Darlin' heißen, ja?«
»So hässlich ist sie gar nicht.«
Susannah lachte. »Du bist bloß ein Softie.«
»Wenn wir erst zu Hause sind und du mir dort dankst, dann redest du anders«, versprach er.
Ihr Herz begann wieder zu rasen, und sie stellte fest, dass es ihr gefiel. Die Spannung. Das Prickeln. »Wenn das kein Versprechen ist.«
Dutton,
Sonntag, 4. Februar, 19.45 Uhr
Bobby beobachtete, wie Charles mit methodischen Bewegungen sein chirurgisches Besteck reinigte. Er hatte eine stattliche Sammlung. Sie nahm an, dass er an manch ein Geheimnis nur unter Einsatz dieser Werkzeuge herangekommen war, und da sie seine Kunst heute am eigenen Leib erfahren hatte - wenn auch zu Heilzwecken -, ahnte sie, wie er so erfolgreich darin werden konnte, den Willen anderer Leute zu brechen.
»Also ...« Sie neigte den Kopf. »Wer war Darcy Williams?«
»Sie war mein.«
Er hatte sich am Morgen ähnlich ausgedrückt. »Wie Paul?«
Er nickte. »Wie Paul.« »Ist Paul dein Sohn?«
Das brachte ihn zum Lächeln. »In gewisser Hinsicht.«
»Hast du ihn aufgezogen?«
»Ja.«
»Und Darcy auch?«
»Mehr oder weniger.«
»Aber Susannah hat Darcy Williams nicht umgebracht.« Seine Augen wurden kalt. »Sie hat sie nicht zu Tode geprügelt, das stimmt. Aber Susannah hat Darcys Tod notwendig gemacht.« »Das verstehe ich nicht.«
»Das ist auch nicht nötig.« Er ließ seine Tasche zufallen. »Ruf mich an, wenn du bereit bist, deinen Zug zu machen. Ich wäre gerne dabei.«
Er wandte sich zum Gehen, und Bobby fiel auf, dass er sich schwerer als sonst auf seinen Stock stützte. »Charles?«
Er wandte sich um, das Gesicht hart wie Stein. »Was?« Sie berührte den Verband. »Ich zahle meine Schulden immer, daher habe ich noch eine Information für dich. Ich habe von meinem GBI-Maulwurf gehört, dass Susannah Vartanian einem Polizeizeichner beschrieben hat, wie ihr damaliger Vergewaltiger in New York aussah. Das Bild sollte dann von meiner Informantin nach New York gefaxt werden, um es dort dem Mann zu zeigen, der wegen Mordes an Darcy Williams im Gefängnis sitzt.« Zum ersten Mal, seit sie Charles kannte, sah Bobby, wie er erbleichte. »Sollte? Es ist nicht gefaxt worden?« »Nein.« Sie blickte ihn ruhig an. »Ich fragte sie heute, als sie mich nach der Pressekonferenz fuhr, warum sie es nicht getan hat. Sie erzählte, der Mann auf der Zeichnung sei der Polizist, der sie damals erwischt, jedoch nicht verhaftet habe und sie seitdem erpresst. Da Paul der Cop war, der für mich die Verbindung zu ihr hergestellt hat, war es nicht schwer gewesen, eins und eins zusammenzuzählen. Und da Paul dir wichtig ist ...« Er nickte. Knapp. »Danke, Bobby.«
Er hatte ihr noch nie gedankt. Kein einziges Mal. Nach dreizehn Jahren war das zu wenig. Und zu spät. »Du hast die Kugel herausgeholt. Wir sind quitt. Sir.«
Atlanta,
Sonntag, 4. Februar, 20.45 Uhr
»Oh, wie niedlich.« Susannah stand auf der Schwelle zu Lukes Schlafzimmer und lächelte Thor an, die sich neben Darlin' im gefüllten Wäschekorb zusammengerollt hatte. Sie hatten sich chinesisches Essen mitgebracht, es vom feinen Porzellan seiner Mutter gegessen und herrlich über neutrale Themen gesprochen. In einem stummen Einverständnis hatte keiner von beiden über Bobby, den thich oder die drohende Klage wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz gesprochen.
Den Kuss am Flughafen hatte auch keiner von beiden erwähnt, doch die Erinnerung daran hing schwer und schwül in der Luft. Die Spannung hatte sich mit
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