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Todesspiele

Todesspiele

Titel: Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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wir noch vor einer halben Stunde hatten.« Er zog eine Braue hoch. »Gut gemacht, Watson.« Sie unterdrückte einen albernen Anflug von Stolz. »Danke.«
     
Dutton,
Freitag, 2. Februar, 18.00 Uhr
     
    Charles schaltete den Polizeifunk ab und ließ sich gegen die Sofalehne sinken. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Dennoch war es schwer zu verdauen. Toby Granville war tot. Tot. Er presste die Kiefer zusammen. Tot durch die Hand eines Amateurs wie Mack O'Brien. Mack hatte Fantasie und Grausamkeit bewiesen, jedoch keinerlei Finesse. Weswegen Mack nun auch tot war, erlegt durch eine Kugel aus Vartanians Waffe. Wenigstens hatte Daniel nicht auch Toby erschossen. Das wäre unerträglich gewesen.
    Toby. Er war ein brillanter Bursche gewesen. Immer auf der Suche, immer bereit, etwas Neues zu probieren. Philosophie, Mathematik, Religion, die menschliche Anatomie.
    Toby war im Medizinstudium der Beste seines Jahrgangs gewesen. Natürlich hatte er auch im Keller von Charles' Haus das Sezieren üben dürfen. Und für Charles' Protege gab es nur das Beste. Keine Leichen, sondern Arbeiten am lebenden Objekt, und Toby hatte die Möglichkeit mit Freuden genutzt.
    Charles dachte an das Objekt, das im Augenblick auf dem Tisch im Keller festgeschnallt war. Toby hatte die Arbeit nicht zu Ende gebracht. Das Objekt hatte noch immer Geheimnisse auszuplaudern. Nun, dann muss ich es eben selbst machen. Trotz der Trauer schauderte er vor Erregung. Trauer. Denn Toby war tot, und er war unter erbärmlichen Umständen gestorben. Nun würde es kein großes Begräbnis auf dem Friedhof von Dutton geben, und niemand würde ihm nachweinen. Toby Granville war in Schande gestorben.
    Charles erhob sich. Dann werde ich dir wohl das letzte Geleit geben, mein junger Freund. Aus dem Schrank nahm er das Gewand, das Toby damals so faszinierte hatte und durch das der Junge überhaupt erst auf ihn aufmerksam geworden war. Er streifte es über, zündete die Kerzen an und setzte sich in den Stuhl, den er extra für seine Sitzungen mit Toby gebaut hatte. Der Junge war so leicht zu verführen gewesen, wenn auch schwer zu steuern. Dennoch hatte er seinem Herrn gut gedient.
    Charles begann die Töne zu singen, die ihm weniger als nichts bedeuteten, einem Dreizehnjährigen mit unstillbarem Durst nach Wissen und Blut aber die Welt des Okkulten eröffnet hatten. Charles glaubte nicht an die Worte, die er sang, Toby hatte es jedoch getan, und er war dadurch fokussierter und grausamer geworden. Vielleicht hatten sie auch seine mentale Instabilität verstärkt. Leb wohl, Toby. Du wirst mir fehlen.
    »Und wer wird dich ersetzen?«, murmelte er halblaut. Es gab stets andere, die nur darauf warteten, dienen zu dürfen. Charles lächelte. Mir dienen zu dürfen, musste es korrekt heißen.
    Er stand auf, blies die Kerzen aus und hängte das Gewand in den Schrank zurück. Bald schon würde er es wieder brauchen. Seine Kunden, die Omen und Zeichen sehen wollten, mochten es, wenn er sich angemessen kleidete.
     
Atlanta,
Freitag, 2. Februar, 18.45 Uhr
     
    Luke stand an der Scheibe und starrte in den Verhörraum, in dem zwei Männer am Tisch saßen und schwiegen. Einer war Duttons Bürgermeister, Garth Davis, der andere sein Anwalt. In Garths Gesicht prangten blaurote Prellungen, und am rechten Ärmel seines Mantels war der rote Staub von Georgias Erde zu sehen. Luke warf Hank Germanio, der Davis im Laufe des Tages festgenommen hatte, einen Blick zu. »Hat er sich der Verhaftung widersetzt?« Germanio zuckte mit den Schultern. »Nicht sehr.« Luke dachte an Susannah und Alex' Zwillingsschwester und all die anderen Frauen, die Garth Davis vor dreizehn Jahren vergewaltigt hatte, und war froh, dass nicht er den Mann verhaftet hatte. Garth wäre lädierter gewesen. »Schade eigentlich.« »Ja. Ich hab's mir auch gewünscht.« »Hat er etwas gesagt?«
    »Er hat nur nach seinem Anwalt gefragt. Das miese Schwein. Der Anwalt ist auch nicht besser.« Luke sah auf die Uhr. »Chloe wollte mich hier treffen.« »Und das tut sie auch.« Staatsanwältin Chloe Hathaway zog die Tür hinter sich zu. Sie war eine große, kurvige Blondine, die sich stilvoll zu kleiden wusste, aber sie war vor allen Dingen gerissen und klug, und Luke war froh, dass sie an diesem Fall beteiligt war. »Tut mir leid, dass ich so spät komme. Ich habe die Verfügungen für Granvilles, Mansfields und Davis' Privathäuser und Büros ausgefertigt.«
    »Sind sie schon unterschrieben?«, fragte Luke. »Noch

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