Todesspiele
wollte Atem holen, aber auch das ging nicht. Der Schlauch steckte noch in ihrer Kehle. Nein, ich bin nicht tot. Ich bin im Krankenhaus. Eine Krankenschwester ist bei mir. Sie wird mir helfen. Bestimmt. »Was ist los?« Eine tiefere Stimme. Ein Arzt. Ein Arzt. Stopp. Ganz ruhig. Er ist echt. Er tut dir nichts. Dennoch raste ihr Herzschlag wie ein fliehendes Pferd davon.
»Ihr Blutdruck ist gestiegen. Und ihr Puls ebenfalls.« »Machen Sie es ihr bequem. Und rufen Sie mich, wenn der Blutdruck nicht runtergeht.«
Ich kann mich nicht bewegen. Nichts sehen. Bitte, helfen Sie mir. Sie hörte das Klappern von Instrumenten. Spürte das Pieksen einer Nadel. Hört mir doch zu. Aber der Schrei erklang nur in ihrem Kopf. Susannah. Wo sind Sie? Sie begann abzudriften, sich zu beruhigen. Dann hörte sie eine Stimme, rauh und tief, direkt neben ihrem Ohr. Männlich? Weiblich? Sie hätte es nicht sagen können. »Du stirbst nicht. Du hast etwas bekommen, das dich lähmt.«
Gelähmt. O Gott. Sie versuchte, die Augen zu öffnen, um zu sehen, wer mit ihr sprach, aber es gelang ihr nicht. Nichts tun, nichts sagen. O Gott. Wie damals, als der De-puty mich geholt hat...
»Schsch«, sagte die Stimme. »Kämpf nicht dagegen an. Dann stellt man dich nur zusätzlich ruhig. Und jetzt hör mir zu. In ein paar Stunden lässt die Wirkung nach. Dann kannst du dich wieder bewegen, wieder sehen. Wenn die Polizei kommt, sagst du ihnen, dass du dich an nichts erinnern kannst, nicht einmal an deinen Namen. Du wirst ihnen nichts über den Bunker sagen. Sie haben jetzt deine Schwester, und sie machen mit ihr, was sie mit dir gemacht haben, wenn du den Mund nicht hältst.« Sie spürte warmen Atem an ihrem Ohr. »Sag nichts, und deine Schwester wird wieder freikommen. Ein einziges Wort, und sie wird ihre Hure, genau wie du es warst. Es liegt an dir.«
Die Wärme verschwand, und Monica hörte das Schlurfen von Schuhen, als die Person davonging. Dann spürte sie Nässe an ihren Schläfen und begriff, dass sie weinte. Genie. Sie hatten Genie. Sie ist doch erst vierzehn. O Gott, was soll ich bloß tun ?
Atlanta,
Samstag, 3. Februar, 4.50 Uhr
Pete Haywood wartete im Eingangsbereich des Krankenhauses, als Luke eintrat. »Status?«, fragte Luke.
»Beardsley ist wach und bei klarem Verstand und fragt nach >Papa<. Am Anfang dachten wir, er wolle seinen Vater sehen, haben dann aber irgendwann begriffen, dass er dich meint. Mit mir will er nicht reden.« »Und was ist mit der Infusion?«
»Wurde vor ungefähr zwei Stunden ins Labor geschickt. Bisher haben wir allerdings noch nichts gehört. Die Ärzte haben ein CT und einen Drogentest gemacht. Der Scan war negativ, der Tox Screen ist noch nicht zurück. Ich habe die Krankenschwester verhört, die den Infusionsbeutel ausgetauscht hat. Sie ist am Boden zerstört. Jeder Arzt und jeder Mitarbeiter hier auf der Station würde die Hand für sie ins Feuer legen, aber ich habe vorsichtshalber ihre Konten überprüfen lassen. Dennoch glaube ich nicht, dass sie es war. Die Schwestern legen die Infusionen bis zu zwei Stunden vor dem Einsatz bereit, so dass ihn im Grunde genommen jeder hätte austauschen können.« »Toll.«
»Gar nicht mal so schlecht eigentlich. Das Krankenhaus hat ein effektives Überwachungssystem. Siehst du die Antennen dort oben?« Pete zeigte auf ein Gebilde an der Decke vor dem Kiosk, das wie zwei blaue Stalaktiten aussah. »Die sind überall. Die Angestellten hier tragen eine Plakette, die ihren Aufenthaltsort rund um die Uhr aufzeichnet.« »Der Große Bruder sei gelobt«, murmelte Luke, und Pete grinste.
»Die Wachmannschaft ist gerade dabei, eine Liste mit allen Personen zusammenzustellen, die sich in diesem Bereich aufgehalten haben. Sie sollten gleich fertig sein. Meiner Meinung nach vermutet der Arzt, der sich um Beardsley gekümmert hat, ebenfalls, dass da etwas nicht stimmen könnte, und hat ihn nur deswegen auf die Intensiv bringen lassen, weil dort ein Polizist steht. Aber das will mir keiner bestätigen. Wahrscheinlich fürchtet die Verwaltung eventuelle Regressansprüche.«
»Wir wissen mehr, wenn der Inhalt des Infusionsbeutels analysiert ist. Wo willst du jetzt hin?« »Ich habe gerade einen Anruf vom Brandursachenermittler in Granvilles Haus bekommen. Er hat den Zünder gefunden. Und da du jetzt hier bist, fahre ich nach Dutton. Für das Acht-Uhr-Meeting bin ich wieder zurück.« Pete verließ das Krankenhaus, und Luke ließ sich mit dem Fahrstuhl nach oben bringen.
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