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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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erinnert sich an eine Party im Probenraum, sie hat angeblich ein bisschen etwas getrunken, aber nicht sehr viel. Trotzdem hat sie, was den späteren Abend angeht, große Gedächtnislücken. Sie konnte sich am nächsten Tag nur schemenhaft an einiges erinnern, wobei sie nicht wusste, ob sie es nicht bloß geträumt hatte. Ihr Freund Olaf behauptete, sie hätten nach der Party wilden Sex gehabt, sie hätte ihn angemacht und sei ›total scharf drauf‹ gewesen, so seine Worte.«
    »Ich bedaure seinen Tod allmählich immer weniger«, bekennt Oda und fragt: »Woher hat sie die DVD ?«
    »Sie hat sie gestern nach der Schule im Briefkasten gefunden.«
    »War sie an Gwen adressiert?«
    »Sie war gar nicht adressiert. Jemand hat sie in den Briefkasten geworfen. Gwen ist heilfroh, dass ihr Vater sie nicht gefunden hat.«
    »War ein Brief dabei?«
    »Nein. Sie weiß nicht, von wem das ist. Sie möchte, dass ich ihr jetzt rate, ob sie damit zur Polizei gehen soll oder nicht. Aber ich bin dafür nicht geeignet. Ich weiß nicht, was da auf sie zukommt und ob sie sich nicht damit selbst zur Verdächtigen macht.«
    »Was das angeht, kannst du sie beruhigen. Wir haben den Mörder.«
    »Gratuliere.«
    »Nein, gratulier uns noch nicht. Noch haben wir kein offizielles Geständnis und keine Beweise.«
    »Ah«, sagt Tian irritiert. »Und wer war es?«
    »Jemand aus der Nachbarschaft.« Aber warum, fragt sich Oda, hat Julian Tiefenbach Gwen diese Aufnahmen, die er wohl von Olafs Handy kopiert hat, in den Briefkasten geworfen? Wollte er, dass Gwen damit zur Polizei geht, damit die Welt erfährt, was Olaf für ein Dreckskerl war? Aber in dem Fall hätte er den Film doch gleich selbst der Polizei zuspielen können. Tiefenbach wollte Gwen also nicht in Verdacht bringen und es ihr überlassen, was sie mit den Aufnahmen macht.
    Oda sieht Tian fragend an: »Und jetzt soll ich dir sagen, was Gwen tun soll?«
    Er zuckt hilflos mit den Schultern. »Ja. Was würdest du tun, wenn es Veronika wäre?«
    »Als Polizistin sage ich natürlich: Die Kerle müssen angezeigt werden. Das Beweismaterial ist eindeutig, man sieht auch, dass sie unter Drogen stand. Aber als Frau und als Mutter einer Tochter muss ich sagen: Ich weiß nicht, was ich ihr raten soll. Sie muss sich im Fall einer Anzeige auf einiges gefasst machen. Die gegnerischen Anwälte werden ihre Moral in Zweifel ziehen, ihr Vater wird ihr Vorwürfe machen, es wird Spott und dummes Gerede an der Schule geben. Vielleicht wird sie sogar die Schule wechseln müssen, weil sie es nicht ertragen wird, dass alle Bescheid darüber wissen, was ihr passiert ist. Die Scham der Opfer ist bei Sexualdelikten meistens viel größer als die der Täter. Es wird nichts mehr so sein wie vorher.«
    »Das ist es jetzt auch schon nicht mehr«, bemerkt Tian Tang.
    »Und möglicherweise wird sie enttäuscht sein über die Strafe, die die beiden verbliebenen Täter bekommen werden: Söhne aus gutem Haus, Jugendliche, nicht vorbestraft, der Anwalt wird sie zu rührseligen Entschuldigungen anhalten … Das könnte eine herbe Enttäuschung werden. Ich weiß nicht, ob Gwen psychisch stark genug ist, um eine Beweisaufnahme, einen Prozess und die Folgen durchzustehen. Das musst du beurteilen, du kennst sie besser als ich. Auf jeden Fall muss sie schonungslos darüber informiert werden, was im Fall einer Anzeige auf sie zukommt, und sie braucht einen guten Therapeuten. Sie muss übrigens nicht sofort Anzeige erstatten, die Verjährungsfrist für Vergewaltigung und sexuelle Nötigung beträgt fünfzehn Jahre. Allerdings gilt es eines zu bedenken: Sollte dieser Film noch anderswo auftauchen, auf Olafs Computer zum Beispiel, der im LKA steht, oder auf dem gerade erst beschlagnahmten Computer unseres Mordverdächtigen, dann ist ihr die Entscheidung aus der Hand genommen. Vergewaltigung ist ein Offizialdelikt. Im Grunde müsste ich jetzt schon die Staatsanwaltschaft informieren.«
    »Es tut mir leid, wenn ich dich damit in Verlegenheit bringe«, sagt Tian erschrocken.
    »Geschenkt. Ich finde, sie sollte mit ihrer Mutter darüber reden. Der Vater … na ja. Ich habe ihn kennengelernt. Wenn sie es dem sagt, dann steht uns womöglich gleich der nächste Mordfall ins Haus.«
    Tian Tang bedankt sich, beugt sich über den Schreibtisch und küsst Oda auf den Mund.
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragt Oda dann.
    »Ich sage ihr genau das, was du mir gesagt hast.«
    »Kein Wort darüber, von wem du das hast. Sonst komme ich in Teufels

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