Todesspur
eigentlich?«, will Fernando wissen.
» Grizzly «, antwortet Florian.
»Im Ernst?«
»Ja. Klingt doch cool, oder?«, meint Valentin.
Jule und Fernando beeilen sich, zustimmend zu nicken.
»Welche Richtung spielt ihr?«, fragt Jule.
Cornelius, der offenbar nicht nur der Sänger, sondern auch der Sprecher der Grizzlys ist, antwortet: »Manche sagen, wir klingen ein bisschen wie Calexico – wegen der Trompete. Aber eigentlich geht es mehr in Richtung House , untermalt mit melodiösen Songs aus allen möglichen Stilrichtungen – so ein bisschen wie bei Enzo Siffredi –, und einige Stücke sind eher so Retrofuturismus.«
Jule sieht Fernando fragend an, aber der macht auch nicht den Eindruck, als könnte er mit den Angaben etwas anfangen.
»Sie müssen sich unser Video auf YouTube anschauen«, meint Valentin und fängt schon an, auf seinem Smartphone herumzutippen.
»Jetzt nicht. Wir sehen es uns später im Büro an«, verspricht Fernando. »Wann war dieser Workshop?«
»Ende Juli. Letzte Ferienwoche«, gibt Cornelius an.
»Wart ihr seitdem noch mal im Musikzentrum?« »Ja, sicher. Wir haben ein Album aufgenommen, in dem Tonstudio dort, die CD gestaltet, das Cover und die Flyer und die Eintrittskarten. In knapp zwei Wochen treten wir dort auf, im Rahmen einer Abi-Party, die wir organisieren.«
»Wir sind aber schon öfter aufgetreten, erst neulich … «, verkündet Fiona, wird aber von Cornelius grob unterbrochen: »Danach hat doch jetzt keiner gefragt.«
Fiona zieht eine Grimasse, schweigt dann aber. Gwen hat sich an der Unterhaltung nicht beteiligt, sie schaut die meiste Zeit zum Fenster hinaus, als ginge sie das alles nichts an. Im Moment zieht sie es vor, ihre ausgefransten Nagelhäute zu betrachten. Auch Luis Tiefenbach hat während der ganzen Zeit geschwiegen. Er scheint nicht zu der Clique zu gehören, sitzt hier wohl nur, weil er der Nachbarsjunge ist und die Döhrings seinen Namen angegeben haben. Aber anders als Gwen verfolgt er die Unterhaltung zwischen den Grizzlys und den Ermittlern mit aufmerksamem Blick.
»Abi-Party? Jetzt? Das Schuljahr hat doch gerade erst angefangen«, gibt Jule zu bedenken.
Die Jugendlichen sehen die Polizistin an, als käme sie von einem anderen Planeten, sogar Gwen ist wieder im Hier und Jetzt und zieht die fein ziselierten Augenbrauen ganz leicht in die Höhe.
»Abi-Partys gibt es das ganze Jahr über«, klärt Valentin Franke die Kommissarin auf. »Wir haben schon zwei organisiert, eine im Bismarck-Bahnhof und die andere in der Glocksee in Linden.«
»Wer ist ›wir‹?«, fragt Jule.
Wieder antwortet Cornelius Seifert für alle: »Florian und ich haben uns um den Raum und die Musik gekümmert – beim letzten Mal in der Glocksee sind wir ja auch selbst aufgetreten. Valentin ist für die Getränke und das Essen zuständig, das bietet sich an, weil sein alter Herr eine Cateringfirma betreibt. Und Olaf hat das Finanzielle geregelt und die PR .«
»Und ihr bessert damit euer Taschengeld auf«, vermutet Fernando.
»Genau«, bestätigt Florian Wächter. »Wenn man es richtig anstellt, kann so eine Abi-Party nämlich ein gutes Geschäft sein. Deswegen haben wir ja auch prompt Ärger gekriegt mit diesen Assis aus Hainholz.«
Fernando horcht auf. »Welche Assis , was für Ärger?«
Florian, der Klarinettist und Keyboarder, bläst sich mit vorgeschobener Unterlippe eine Locke aus der Stirn. »Keine Ahnung. Das sind so Typen, die da irgendwo in so ’ner Versagersiedlung wohnen. Neulich, als wir aus dem Tonstudio gekommen sind, haben die uns angequatscht. Von wegen, wir sollten das mit der Abi-Party vergessen, die würden sie aufmischen, das wäre ihr Revier. So’n Scheiß eben.«
»Und wann war das?«
»Ist schon vier oder fünf Wochen her.«
»Was waren das für Landsleute?«
»Weiß nicht. Türken vielleicht«, meint Cornelius. »Und ein oder zwei Deutsch-Russen.«
»Einer war schwarz«, wirft Valentin dazwischen und ergänzt: »So richtige Getto-Kids eben: Gangsta-Look, schlabbrige Skater-Jeans, gefakter Dolce -Gürtel und so was. Einer von diesen Figuren hatte Tattoos bis rauf zum Hals.«
»Und was habt ihr gemacht?«, fragt Fernando.
»Gar nichts. Ihnen gesagt, dass sie das nichts angeht und sie sich verpissen sollen«, grinst Valentin.
»Und – haben sie sich verpisst?«
»Nicht gleich«, antwortet Florian dem Kommissar. »Einer hat noch ein bisschen mit einem Messer rumgefuchtelt. Aber dann kam so ein Oberfuzzi in so einer Zuhälterkarre
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