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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Reaktionen sind unterschiedlich: Fiona presst bei Jules Worten die Hand vor ihren Mund, Gwen knetet ihre Finger, Luis zuckt zusammen, Cornelius und Florian verziehen die Gesichter als hätten sie Zahnschmerzen, und Valentin stößt geräuschvoll die Luft aus.
    »Das verstehe ich nicht. Er wäre da doch niemals allein hingegangen, er ist schließlich nicht bescheuert«, meint Cornelius Seifert.
    »Stimmt«, gibt ihm Florian recht und fragt im selben Atemzug: »Können wir jetzt wieder zum Unterricht? Die Pause ist gleich aus.«
    »Einen Moment noch«, stoppt Fernando den Lerneifer des Schülers. »Wie war Olaf denn so?«
    Erneut ist es still im Raum, nur der Pausenlärm von draußen dringt durch das Fenster. Anscheinend möchte keiner etwas dazu zu sagen. Fernando wendet sich direkt an Cornelius. »Plötzlich so schweigsam? Du musst doch wissen, wie er war.«
    »Ganz cool«, antwortet Cornelius einsilbig. Florian und Valentin nicken.
    »Ganz cool? Ihr spielt zusammen Rugby und seid in einer Band, und alles, was euch zu Olaf einfällt, ist ›ganz cool‹?«, regt sich Fernando auf.
    Die Angesprochenen sitzen mit verschränkten Armen da und starren vor sich hin.
    »Wer von euch war sein bester Freund?«
    Die drei größeren Jungs sehen sich erneut unschlüssig an, dann sagt Cornelius: »Wir haben viel zusammen gemacht, aber als Freund würde ich ihn nicht unbedingt bezeichnen.«
    »Wieso nicht?«
    »Kann ich nicht genau sagen«, wehrt Cornelius ab, ehe er altklug zitiert: » De mortuis nil nisi bene. «
    »Schön, dann sag eben was Gutes über den Toten«, fordert ihn Jule auf.
    »Er war ein guter Schlagzeuger.«
    »Und ein guter Rugbyspieler«, ergänzt Florian.
    »Er war beliebt bei den Lehrern«, meint Valentin.
    Wenn das mal kein vergiftetes Lob ist, denkt Jule, und schon spricht Fernando es aus: »War er ein Streber?«
    Cornelius zuckt die Achseln. »Ich weiß nicht, was Sie darunter verstehen. Er hatte gute Noten, aber wir strengen uns alle an. Wir wollen ja nicht als Loser enden.«
    Jule wendet sich an den vierten Jungen: »Luis, du kennst Olaf doch von klein auf. Wie war er so?«
    »Ganz in Ordnung«, lautet dessen Antwort.
    Jule wird konkreter: »Hat er auch solche Sachen angestellt wie sein Bruder?«
    Luis schüttelt den Kopf.
    »Was war mit Mädchen? Hatte er eine Freundin?«, fragt Fernando die Schüler.
    »Nichts Festes«, antwortet Florian.
    »Und andere?«
    »Ja, es waren schon welche hinter ihm her«, räumt Cornelius ein. »Obwohl er ja manchmal ein echter Arsch sein konnte. Aber anscheinend stehen die auf so was.«
    »Kenn ich«, behauptet Fernando und grinst kumpelhaft.
    Jule versetzt ihm einen heimlichen Tritt gegen sein Schienbein und fragt: »Wer zum Beispiel?«
    Cornelius grinst ebenfalls und deutet mit zwei Fingern quer über den Tisch auf Gwen und Fiona.
    »Idiot!«, zischt Gwen, und Fiona rüstet zum Gegenangriff: »Dir hat er doch mal diese Zicke aus der Elften, diese Marlene, ausgespannt. Habt ihr euch nicht sogar geprügelt wegen der?«
    »Das ist doch längst gegessen«, schnaubt Cornelius verächtlich. Eine finstere Falte hat sich zwischen seine Augen geschoben.
    »Marlene – und weiter?«, bohrt Jule nach.
    »Ach, vergessen Sie’s!«
    »Marlene Niebel«, klärt Florian die Kommissare auf und schaut demonstrativ auf seine Uhr.
    Jule notiert sich den Namen. Sie bezweifelt, ob die Causa Marlene wirklich so ›gegessen‹ ist, wie Cornelius Seifert sie glauben machen möchte. Die Wahl seiner Kleidung lässt auf Eitelkeit und ausgeprägtes Selbstbewusstsein schließen. Als Sänger und Gitarrist der Grizzlys ist Cornelius in der Poleposition, was die Groupies angeht, noch dazu, wo er recht gut aussieht. Einer wie er ist Niederlagen nicht gewohnt. Jule hat Olaf nur als Leiche gesehen, aber er schien ebenfalls ein sehr attraktiver Junge zu sein. Was, wenn der Schlagzeuger der Band die Rolle besetzt hielt, die üblicherweise dem Frontmann vorbehalten ist?
    Fernando, der inzwischen die Kumpelrolle wieder abgelegt hat, will wissen: »Hatte Olaf noch andere Freunde? Welche, die nicht an dieser Schule sind?«
    Erneut fragende Blicke, Schulterzucken.
    »Vielleicht hat er sich noch mit Leuten aus der Rugby-mannschaft getroffen«, räumt Florian Wächter schließlich ein. »Aber jemand Speziellen wüsste ich da nicht.«
    »Hatte er noch andere Interessen außer Rugby und der Band?«
    »Computerspiele«, antwortet Florian.
    »Und sonst?«, bohrt Jule weiter.
    Cornelius schnauft: »Was denn noch alles?

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