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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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stattdessen für den Todesstoß, den sie dieser Familie nun versetzen muss, als sie fragt: »Besitzt Ihr Sohn ein grünes T -Shirt der Marke Storch Heinar?«


    »Ich finde, Schulen riechen alle gleich«, stellt Fernando fest.
    »Vor allen Dingen Schulklos«, ergänzt Jule, die gerade aus einem kommt.
    »Wo bist du noch mal zur Schule gegangen?«, fragt Fernando.
    » KWR . Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium. So hieß es nach dem Zusammenschluss von 1995 . Die Bildungsstätte von Theodor Lessing, August Wilhelm Schlegel, Rudolf Augstein  … « Jule vollführt eine Geste, die ahnen lässt, dass sich diese Reihe noch sehr lange fortsetzen ließe. »Und du?«, fragt sie stattdessen ihren Kollegen.
    » IGS Linden. Bildungsstätte von Mohammed Akbulut, Antonio Ganni, Sven Kornitzke und Cetin Özel. Aber Kornitzke ist nach der Siebten nach Hameln gekommen.«
    »Ins Gymnasium?«
    »Nein, in den Jugendknast.« Fernando wirft seiner Kollegin einen skeptischen Seitenblick zu. »Humanistische Bildung also …«
    »Jawohl. Altgriechisch und Latein. Wie es sich für ein höheres Töchterchen gehört.«
    »Das wollte ich gar nicht sagen.«
    »Aber du hast es gedacht. Und es stimmt ja auch«, räumt Jule ein.
    »Ist es wahr, dass du zwei Klassen übersprungen hast?«
    »Woher weißt du das?«
    »Das hatte sich schon rumgesprochen, bevor du zu uns gekommen bist«, bekennt Fernando freimütig. »Wir haben alle vor deinem Genius gezittert.«
    »Ja, es ist wahr«, räumt Jule ein. »Ich habe die zweite Klasse der Grundschule und die neunte im Gymnasium übersprungen.«
    »Streberin!« Fernando gähnt und sieht sich suchend um. »Ein Kaffee wäre nicht schlecht.«
    »Vergiss es. Das gibt der Schul-Etat bestimmt nicht her.« Sie sitzen in einem Konferenzzimmer und warten. Die stellvertretende Schulleiterin der Bismarckschule ist über den gewaltsamen Tod eines ihrer Schüler informiert und gebeten worden, die Klassenkameraden und Freunde von Olaf Döhring aus dem Unterricht zu einer Befragung zu holen. Die Namen der von den Eltern genannten Jugendlichen hat Oda Jule auf ihr Mobiltelefon geschickt.
    Eine Klingel schrillt durch das Gebäude, Türen fliegen auf, schon wird es laut auf dem Gang.
    »Wo warst du eigentlich heute Morgen?«, fragt Jule.
    »Beim Zahnarzt.«
    Er lügt, erkennt Jule. Einem Zahnarztbesuch wäre tagelanges Gejammer vorausgegangen. »War’s schlimm?«
    Ehe Fernando antworten kann, geht die Tür auf, und eine Gruppe Schüler betritt den Raum. An ihren ernsten Mienen kann man erkennen, dass sie bereits über den Tod ihres Mitschülers informiert worden sind. Eines der beiden Mädchen hat Tränen in den Augen.
    »Das sind Frau Wedekin und Herr Rodriguez von der Kriminalpolizei. Ihr seid so nett und stellt euch selbst vor«, sagt die stellvertretende Direktorin und verabschiedet sich.
    Stumm nehmen die sechs Schüler an dem großen Konferenztisch Platz. Drei der Jungs dürften in Olafs Alter sein oder etwas älter, ein Junge sieht deutlich jünger aus. Die beiden Mädchen schätzt Jule auf vierzehn, höchstens fünfzehn.
    »Wir sind von der Kripo Hannover und untersuchen den Tod eures Mitschülers Olaf Döhring«, beginnt Jule und schaut den Jungen mit den blonden Locken, der rechts neben ihr sitzt, auffordernd an. Der kapiert und sagt: »Mein Name ist Florian Wächter, ich bin sechzehn Jahre alt und gehe mit Olaf in dieselbe Klasse. Zehnte, Musikklasse.«
    »Wann hast du Olaf zuletzt gesehen?«
    »Gestern beim Spiel. Und danach noch im Klubheim.«
    »Wir spielen Rugby beim V f R 06 Döhren«, erklärt Florians Nachbar, ein hoch aufgeschossener Junge mit modisch geschnittenen, hellbraunen Haaren, die ihm tief in die Stirn fallen.
    »Wie ist dein Name?«
    »Cornelius Seifert. Ich bin gestern Abend mit Olaf zusammen nach Hause gegangen. Ich wohne in der Bozener Straße. Wir haben uns vor meinem Haus getrennt, er wohnt ja in der Grazer.«
    »Wie spät war es da?«
    »Kurz vor acht.«
    »Hat er was gesagt, wie er den Rest des Abends verbringen wollte?«, erkundigt sich Jule.
    »Er wollte noch etwas Mathe lernen. Wir haben nämlich gerade eine Arbeit geschrieben. Es war alles ganz normal  … « Cornelius zuckt mit den breiten Schultern. Bestimmt ist er der Mädchenschwarm seines Jahrgangs, spekuliert Jule; athletische Figur, ebenmäßige Gesichtszüge, offener, selbstbewusster Blick aus klaren blauen Augen. Er trägt ein auberginefarbenes Hemd und helle Leinenhosen. Ein kleiner Dandy. Aber vielleicht gefallen Florian

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