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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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schweren Umschlag, den Norton ihm zusammen mit einem großzügigen Trinkgeld gegeben hatte.
    Marvin Mencken erschien als erster, gefolgt von vier seiner Leute. Mencken, ein großer, gut gebauter Mann, hatte ein ausgemergeltes Gesicht und wurde hinter seinem Rükken »das Skelett« genannt. Er trug einen dunkelblauen Trenchcoat und blieb mit dem Koffer in der Hand stehen, während seine schmalen Augen über die Wartenden schweiften.
    »Das ist er«, sagte Norton zu dem Gepäckträger. »Der mit dem dunkelblauen Trenchcoat.«
    Der Gepäckträger, der sehr präzise Instruktionen erhalten hatte, eilte vorwärts, bahnte sich seinen Weg zwischen den Leuten hindurch, blieb vor Mencken stehen und hielt ihm den Umschlag entgegen.
    »Ich soll Ihnen das geben.«
    »Von wem?« fragte Mencken und schaute sich abermals um, während er den Umschlag in Empfang nahm. »Das gehört nicht zu meinen Instruktionen, Sir ..,«
    »Keine Sperenzchen, Mann.« Mencken hatte seinen Koffer fallen gelassen und den Gepäckträger beim Hemdkragen gepackt. »Du wirst ihn mir sofort zeigen. Dafür bekommst du fünfzig Dollar. Wenn nicht, drücke ich dir die Kehle zu.«
    Der Gepäckträger rang nach Luft, total verängstigt. Doch dann gewann Entrüstung die Oberhand. Das war sein Flughafen. Er griff hoch und grub die Fingernägel in die Hand, die ihn festhielt. Mencken gab ihn frei und wollte ihm gerade hart auf den Fuß treten, als der Mann sprach.
    »Wenn Sie nicht sofort aufhören, rufe ich den Sicherheitsdienst. Ich sehe den Chef dort drüben.«
    »Hau ab«, fauchte Mencken.
    Er konnte sich hier keinen Ärger leisten – zumal wenn Norton ihn beobachtete. Er riß den Umschlag auf. Drinnen steckten einundvierzig Swissair-Tickets nach Zürich, ein dikker Packen Schweizer Banknoten und eine getippte Anweisung.
    Gehen Sie mit Ihren Freunden an Bord der nächsten Maschine.
    In Zürich erhalten Sie weitere Befehle.
    Die Anweisung war mit einem schwungvollen, mit Tinte geschriebenen »N« unterzeichnet. Norton. Mencken knirschte mit den Zähnen. Sara Maranoff hatte ihm auf ihre kurzangebundene Art mitgeteilt, daß er Norton unterstellt war.
    Und das gefiel ihm nicht. Zumal er keine Ahnung hatte, wie Norton aussah. Immer nur diese rauhe Stimme am Telefon.
    Mencken hatte seine Truppe von vierzig Männern in Fünfergruppen aufgeteilt, jede mit einem Anführer. Er händigte jedem der Gruppenführer fünf Tickets aus und gab ihnen Instruktionen für die Ankunft in Zürich.
    »Ihr haltet euch in Kloten in der Nähe der Gepäckausgabe auf. Vielleicht erteile ich euch dort weitere Anweisungen.
    Kann auch sein, daß ich damit warte, bis wir in der Halle sind.
    Kommt ganz auf die näheren Umstände an. So, und nun schaut auf die Uhr und setzt eure Ärsche in Bewegung…«
    »Ich habe eine Verabredung mit Walter Amberg in der Zürcher Kreditbank in der Talstraße«, gab Tweed bekannt. Sie genossen alle ein ausgezeichnetes Frühstück an einem langen Tisch in La Soupiere, einem erstklassigen Speiserestaurant im ersten Stock des Hotels Schweizerhof. Nachdem sie im Gotthard geschlafen hatten, waren sie paarweise in den Schweizerhof zurückgekehrt. Das förderte den Eindruck, daß sie in diesem Hotel abgestiegen waren.
    Auf Tweeds Vorschlag hin hatten Newman und Butler am Vorabend gegen neun Uhr, ausgerüstet mit Schlüsseln zu allen sechs Zimmern, dem Schweizerhof einen kurzen Besuch abgestattet. Jeder hatte sich drei Zimmer vorgenommen, die Betten aufgedeckt, die Schuhe ausgezogen und sich, um Laken und Kissen zu zerwühlen, im Bett gewälzt, um beim Hotelpersonal den Eindruck zu erwecken, daß sie hier geschlafen hatten.
    »Walter ist doch der Zwillingsbruder des armen Julius«, erinnerte sich Paula mit leiser Stimme.
    »Sie waren eineiige Zwillinge. Es war praktisch unmöglich, sie voneinander zu unterscheiden«, erklärte Tweed.
    »Die Schweizer haben Sinn für Humor. Julius und Walter hatten die Angewohnheit, sich genau gleich anzuziehen. Sogar ihre eigenen Angestellten haben sie oft miteinander verwechselt.«
    »Und weiß Walter von der Ermordung von Julius?« fragte Paula ebenso leise wie zuvor.
    »Nein. Was unerfreulich ist. Niemand – nicht einmal Buchanan – hat daran gedacht, zu fragen, wer benachrichtigt werden muß. Ich vermute, der Chefinspektor war zu fassungslos über das Ausmaß der Bluttat. Also muß ich Walter die Nachricht überbringen. Möchten Sie mitkommen?«
    »Ja, bitte«, sagte Paula. »Hat Julius eine Frau?«
    »Ja, aber ich weiß nicht,

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