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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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geringste Anzeichen von Unschlüssigkeit in ihrem Verhalten, auf die belangloseste Abweichung zwischen ihrer mündlichen Aussage und dem Protokoll. Schon die kleinste Unsicherheit während der Verhandlung konnte dazu führen, dass man einen Prozess verlor. Die Schuldfrage spielte dabei keine Rolle. Das gehörte zum Rechtssystem von gestern.
    Doch dieser Angeklagte war eindeutig schuldig. Daran bestand nicht der geringste Zweifel.
    In der Devonshire-Siedlung in Edendale kursierte der alte Witz, dass man drei Möglichkeiten hatte, wenn ein Familienangehöriger starb: Man konnte ihn begraben, man konnte ihn einäschern, oder man konnte ihn einfach dort liegen lassen, wo man ihn mit dem Schürhaken niedergeschlagen hatte. Micky Ellis hatte sich für die dritte Möglichkeit entschieden.
    Als Fry am Tatort eingetroffen war, hatte die Leiche von Mickys Freundin noch genau dort auf dem Boden gelegen, wo sie gestürzt war – halb auf dem Teppich und halb unter dem Bett, im ersten Stock ihrer gemeinsamen Sozialamt-Doppelhaushälfte. Sie erinnerte sich noch, dass sich an den Wänden des Schlafzimmers blasszitronengelb gestreifte Tapeten befunden hatten und dass auf der Frisierkommode ein tragbares Fernsehgerät gestanden hatte. Auf der linken Seite des Bettes, wo ein Walkman und ein halb gelesener Bridget-Jones -Roman auf dem Nachttisch gelegen hatten, waren ihr eine Reihe von Zigaretten-Brandlöchern auf dem Bettdeckenbezug in der Nähe des Kopfkissens aufgefallen. Fry hatte daraufhin an der Zimmerdecke nach einem Rauchmelder Ausschau gehalten, jedoch keinen entdeckt. Und sie erinnerte sich, dass sie sich gedacht hatte, Denise Clay habe vielleicht sogar Glück gehabt, überhaupt so lange am Leben geblieben zu sein.
    In diesem Fall hatten uniformierte Polizisten die Verhaftung vorgenommen. Als sie am Tatort eingetroffen waren, hatten sie Micky Ellis in der Küche vorgefunden, wo er sich Blut von den Händen gewaschen und sich Sorgen gemacht hatte, wer den Hund füttern würde. Die Bearbeitung des Falls war ein Spaziergang gewesen, und alles hatte sich wie von selbst gelöst. Natürlich hatte jemand die Aufgabe übernehmen müssen, die Vernehmungen durchzuführen sowie die Aussagen zu Protokoll zu nehmen, die forensischen Beweise zu sammeln und die Anklage vorzubereiten. Und das war Sache der Kriminalpolizei. Der Detective Inspector würde den Fall zu seinem Lebenslauf hinzufügen und eine weitere erfolgreiche Morduntersuchung für sich verbuchen können. Die ganze Angelegenheit war völlig vorhersagbar, doch zumindest nahm sie keine Kapazitäten in Anspruch, die die Division nicht entbehren konnte. Niemand mochte Fälle, die sich monatelang, manchmal sogar jahrelang hinzogen – jene Fälle, die Gavin Murfin als »Rätselfälle« bezeichnete.
    Fry hörte ein Geräusch und blickte von der Akte auf. Doch es war nur einer der Studenten, der das Haus verließ. Das erkannte sie daran, dass die Musik lauter wurde, als sich die Wohnungstür öffnete, und dann wieder das normale dumpfe Dröhnen zu hören war.
    Die Mikrowelle klingelte, und Fry wurde bewusst, dass sie vergessen hatte, einen Teller für die Quiche herzurichten. Doch zunächst stellte sie den Orangensaft zurück und öffnete stattdessen ein Bier. Sie hatte im Kühlschrank ein ganzes Fach voller Grolsch-Flaschen mit Bügelverschluss. Vielleicht würde sie sich heute Abend allein ein bisschen betrinken. Das würde zwar ihr Fitnessprogramm ruinieren, aber sie brauchte irgendetwas, das ihr beim Einschlafen half. Sobald es Morgen war, würde sie sich auf das Gespräch mit dem Bestattungsunternehmer freuen können, ehe sie in einem kleinen, schmuddeligen Mordprozess vor Gericht zu erscheinen hatte, der sich womöglich tagelang hinziehen würde. Und dann, falls die Kollegen in Ripley es bis dahin endlich auf die Reihe gebracht hatten, würde sie das zweifelhafte Vergnügen haben, der Stimme eines kranken, geistesgestörten Individuums mit Gewaltfantasien und intellektuellen Ambitionen zu lauschen.
    Fry stieß ihre Gabel in die Quiche. Sie war außen heiß, aber innen noch eiskalt. An manchen Tagen lief einfach alles schief.

3
    H udson und Slack war eines der ältesten Bestattungsunternehmen im Eden Valley. Ein zuverlässiger Familienbetrieb, wie auf dem Schild über dem Eingang zu lesen stand. Diane Fry fuhr mit ihrem Peugeot auf den

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