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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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Ihren Nachnamen nicht mitbekommen, Sir. Mr. …?«
    Der Mann nickte. »Goodwin«, sagte er und streckte die Hand aus. »Maurice Goodwin. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
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    Lucy Somerville vermittelte den Eindruck, als sei sie noch nie in ihrem Leben in einem Polizeirevier gewesen. Offenbar hatte sie Angst, sich zu vergiften, wenn sie irgendetwas berührte. Sie saß mit zusammengepressten Knien da, den Mantel eng vor der Brust geschlossen, und schüttelte den Kopf, als ihr Tee oder Kaffee angeboten wurde.
    Â»Die Sache ist die, dass ich mir seit einer Weile Sorgen wegen Dad mache«, sagte sie. »Er und Mum standen sich sehr nahe. Als Mum starb, schien er die Bodenhaftung zu verlieren. Seine Interessen fingen an, immer bizarrer zu werden. Nach und nach – ich glaube nicht, dass ihm das bewusst war.«
    Fry schätzte Mrs. Somervilles Alter auf ungefähr fünfundvierzig Jahre. Sie machte einen wohlhabenden Eindruck: Ihr Mantel bestand aus einem qualitativ hochwertigen Stoff, und ihr Schal war aus Seide, mehr konnte man nicht von ihrer Bekleidung erkennen.
    Â»Was für Interessen meinen Sie damit, Mrs. Somerville?«
    Â»Na ja, bis dahin war seine Forschungsarbeit immer rein sachlich gewesen. Es handelte sich um ein spezielles Teilgebiet der Anthropologie, mehr nicht. Dad hat die Einstellung verschiedener Kulturen zum Tod studiert, Begräbnistraditionen und Bestattungsriten und so weiter. Das mag ein bisschen morbide sein, aber zumindest war es ein akademisches Interesse. Nachdem Mum gestorben war, fing er an, in Bereiche abzudriften, die eher... esoterisch waren. Das Internet hat das Ganze noch verschlimmert. Er ist dort auf alle möglichen Dinge gestoßen, von denen ich nie vermutet hätte, dass sie überhaupt existieren.«
    Fry nickte. Was das Internet betraf, überraschte sie gar nichts mehr. Dort schienen alle illegalen und unangenehmen Dinge des Lebens zu gedeihen. »Können Sie sich an irgendwas Bestimmtes erinnern?«
    Â»Oh, einmal habe ich auf seinem Computer etwas gesehen, das sich ›Leiche der Woche‹ nannte.«
    Â»Was, in aller Welt, ist das?«
    Mrs. Somerville schauderte ein wenig bei dem Gedanken. »Ich habe nicht nachgesehen. Der Ausdruck hat mich schon genug beunruhigt.«
    Â»Denken Sie, dass es sich um eine Website gehandelt hat?«
    Â»Ja.«
    Fry notierte sich den Namen. »Noch irgendwas anderes?«
    Â»Tja, einmal hat mir Dad etwas von einer Religion erzählt, die ›Santeria‹ heißt. Er hat gesagt, dass ihre Anhänger Kraft schöpfen, indem sie einen Leichnam ausgraben und den Kopf, die Finger und die Zehen entfernen. Ich glaube, er hat noch mehr Knochen genannt, aber ich habe vergessen, welche. Ein andermal hat er über Nekromantie gesprochen. Ich dachte, das wäre nur eine Praktik, um die Zukunft vorherzusagen, wie das Lesen von Teeblättern. Aber Dad hat gesagt, dass es sich dabei um eine Methode handeln würde, mit den Toten zu kommunizieren. Dazu müsse ein Ritual vollzogen werden, und zwar binnen eines Jahres nach dem Tod des betreffenden Menschen, weil die Seele angeblich nur so lange im Körper verweilt.«
    Â»Ist er noch weiter ins Detail gegangen?«
    Â»Nein.« Mrs. Somerville zog die Schultern hoch und verschränkte die Arme, als sei ihr plötzlich kalt. »Ich habe ihm damals gehörig die Meinung gesagt und ihn gebeten, sich zusammenzureißen. Ich habe ihm gesagt, dass er eine Obsession entwickelt und sich professionelle Hilfe suchen sollte. Von da an hat er den Mund gehalten und nie wieder davon gesprochen.«
    Â»Ich nehme nicht an, dass er sich jemals Hilfe gesucht hat?«
    Â»Ich bezweifle es. Er hat sich einfach in seinem Haus eingeschlossen, mit seiner Bibliothek und seinem Computer.«
    Â»Mrs. Somerville, haben Sie irgendeinen Grund zu der Annahme, dass Ihr Vater seine Interessen über die theoretische Recherche hinaus verfolgt hat?«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Â»Glauben Sie, er könnte jemals versucht haben, einige dieser Rituale in die Tat umzusetzen?«
    Sie schluckte, schüttelte jedoch energisch den Kopf. »Nein, nein, so weit wäre er nie gegangen. Dad ist kein praktisch veranlagter Mensch. Das würde seine Fähigkeiten übersteigen.«
    Â»Aber wenn er das Internet häufig genutzt hat, könnte er doch mit Personen in Kontakt gekommen sein, die praktischer veranlagt sind – mit Leuten, die scharf

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