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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Veranda entspannen wollte. Wieder vorn angekommen, erblickte ich eine gut aussehende Blondine auf der Treppe.
    Hey, Moment mal, das war nicht nur eine gut aussehende Blondine, dachte ich beim zweiten Blick. Das war mein Kindermädchen, Mary Catherine.
    »Psst«, rief ich und schwenkte die Bierflaschen. »Los, hauen wir ab, bevor uns jemand sieht.«
    Unser Bier trinkend, gingen wir gemütlich die beiden Straßenblocks bis zum Strand. Dort bogen wir nach links Richtung Norden zur Bar der Feuerwehrleute, genannt die Sugar Bowl, in die wir bereits einige Abende zuvor eingekehrt waren, nachdem wir die Kinder ins Bett geschickt hatten.
    Falls es noch niemand bemerkt hat, in meiner Beziehung zu Mary Catherine ging es um mehr als nur ums Berufliche. Nicht um so viel mehr, aber wer wusste schon, worauf die Sache hinausliefe? Natürlich ohne mein Dazutun. Mary Catherine war eine gut aussehende Frau, ich war selbstverständlich ein gut aussehender Mann. Wir waren beide hetero. Gab man als weitere Zutaten Urlaub und enges Haus hinzu, waren die Schwierigkeiten vorherbestimmt. Zumindest hoffte ich das irgendwie.
    »Wie läuft’s mit deiner Abschlussarbeit?«, fragte ich, während wir den Strand entlanggingen.
    Mary Catherine war nicht nur das Kindermädchen der Bennetts, sondern hatte am Trinity College in Dublin einen Abschluss in Geschichte gemacht und steckte derzeit mitten in ihrem Master-Abschluss an der Columbia. Was sie in gleichem Maße zu einer klugen und gebildeten wie hübschen und warmherzigen Frau machte.
    »Langsam«, antwortete sie.
    »Wie heißt der Sommerkurs noch mal?«
    »Architekturgeschichte.«
    Ich machte ein dummes Gesicht. »Wie wär’s mit den Yankees?«, lenkte ich vom Thema ab.
    Mary Catherine blieb kurz vor der lauten, überfüllten Kneipe stehen. »Gehen wir noch ein Stück, Mike. Es ist so schön hier draußen.« Sie bog im rechten Winkel ab und ging weiter über die Dünen und das Seegras zum Meer.
    Das gefiel mir. Dazu brauchte ich kein dummes Gesicht zu ziehen. »Wenn du darauf bestehst«, stimmte ich zu.
    Wir spazierten nebeneinander am Rand der rollenden Wellen entlang, als ihr die Bierflasche aus der Hand fiel. Wir bückten uns gleichzeitig und knallten mit den Köpfen zusammen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich und hielt sie an den Schultern fest. Wir standen so nah voreinander, dass wir uns fast mit dem Kinn berührten. Eine köstliche Sekunde lang blickten wir uns in die Augen.
    In dem Moment küsste sie mich. Ganz sanft. Ich legte meine Arme um ihre Taille und zog sie an mich. Mary Catherine war leichter, als ich gedacht hatte, und weicher. So zerbrechlich. Nachdem wir uns eine Minute lang vorsichtig geküsst hatten, zitterten ihre warmen Hände auf meinem Nacken.
    »Alles in Ordnung, Mary?«, flüsterte ich. »Ist dir kalt?«
    »Warte. Ja. Ich meine, nein. Äh, es tut mir leid, Mike.« Plötzlich löste sie sich von mir.
    Im schwachen Licht des Neonschildes blickte ich ihr hinterher. Sie ging zunächst rasch, dann rannte sie, rannte an der Kneipe vorbei nach Hause. Ich blieb wie angewurzelt im nassen Sand stehen, aufgewühlt von etwa fünfzehn Gefühlen gleichzeitig. Auch meine Hände zitterten leicht.
    »Warum sollte es dir leidtun?«, fragte ich mich, während ich meinen heißen, schmerzenden Kopf rieb. »Das ist das Beste, was mir heute passiert ist. Vielleicht im ganzen Jahr.«

8
    Nach diesem Casanova-Akt ging ich nicht gleich nach Hause, sondern beschloss, im Sugar Bowl den Schmerz meines verwundeten Herzens – oder war es mein Ego? – zu lindern. Ich nuckelte an einem kalten Bier, während ich zusah, wie die Mets gegen die Cubs in Citi Field verloren. Queens schien von einem Schicksalsschlag nach dem anderen getroffen zu werden.
    Mein Leid ertränkend, dachte ich darüber nach, was gerade zwischen mir und Mary C. passiert war. Oder, um genauer zu sein, was zu meinem Bedauern nicht passiert war.
    Denn ich musste zugeben, dass es ein netter Kuss gewesen war. Zart und süß und überraschend sinnlich. Wie gerne wäre ich dort am Wasser stehen geblieben, um eine Vorortversion der berühmten Strandanmache aus Verdammt in alle Ewigkeit zu spielen. Stattdessen war sie geflohen wie in einer Szene aus Der weiße Hai.
    »Hey, du siehst aber gut aus«, sagte eine junge, dunkelhaarige Frau neben dem Billardtisch, als ich fünf Minuten später von der Toilette kam.
    Ich blieb stehen und musterte das kaum vorhandene Oberteil der attraktiven, über dreißigjährigen Frau mit dem hübschen

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