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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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wie auf einem Gemälde. Die Vorhänge wehen kurz gegen mein Gesicht, dennoch weiß ich, dass die Zeit stehen geblieben ist.
    Ich lehne mich ans Kopfteil meines Bettes zurück, was komisch ist, weil mein Bett sonst überhaupt nicht neben dem Fenster steht. Bis ich merke, dass ich mich gar nicht in meiner Wohnung auf der West End Avenue befinde, sondern in der alten, winzigen Studiowohnung, die Maeve und ich nach unserer Hochzeit in einem zweifelhaften Abschnitt des Riverside Drive gemietet hatten.
    Gerade als mir dies bewusst wird, werde ich plötzlich von hinten umarmt. Ich will mich umdrehen, doch ich kann nicht. Ich bin gelähmt. Meine Nackenhaare richten sich auf, weil sich ein Kinn auf meine Schulter legt.
    Michael, flüstert eine weiche Stimme mit irischem Akzent in mein Ohr.
    Es ist meine tote Frau, Maeve. Sie lebt. Ich spüre die Wärme ihrer Hände, ihren Atem an meinem Ohr, auf meiner Wange. Ich taste nach der Stelle, in die Apt sein Messer gerammt hat, taste in meinem Gesicht nach der Beule, die sich nach dem Bruch dort gebildet hat, doch alles fühlt sich sehr weich an. Eine unglaubliche Traurigkeit steigt in mir auf wie ein Springbrunnen, der gerade eingeschaltet wird.
    Nein, ermahnt sie mich, als mir Tränen in die Augen treten.
    Aber es ist vorbei, schluchze ich.
    Nein, wiederholt sie, wischt mit einem Finger eine Träne fort und drückt ihn auf meine Lippen. Es ist nicht zu Ende. Es gibt kein Ende. Das ist das Gute daran. Wie geht es all meinen Kindern?
    Ich bekomme kaum Luft, so heftig muss ich weinen.
    Schatz, du solltest Juliana sehen. Sie ist so tapfer und tüchtig, genau wie du. Und Brian ist zu einem großen, wunderbaren, höflichen jungen Mann herangewachsen.
    Er ist genau wie du, sagte Maeve.
    Und die anderen. Eddie ist so lustig, ebenso wie Trent. Und die jüngeren Mädchen halten mich echt auf Trab. In der einen Sekunde ist Pink total in, dann ist es nur was für Babys. Ich kann nicht Schritt halten. Oh, Gott, du wärst so stolz auf sie.
    Das bin ich, Michael. Manchmal sehe ich sie. Wenn sie mich brauchen, bin ich bei ihnen. Das ist noch so eine gute Sache.
    Ich strecke meine Hand aus und umfasse ihr dünnes Handgelenk. Ich bewege meine Hand weiter zu ihrer, fahre mit dem Finger über ihren Ehering.
    Ich bin zu dir zurückgekommen. Ich wusste, ich würde es schaffen. Ich habe nie daran gezweifelt.
    An die Stelle meiner Traurigkeit tritt Frieden, als sie meinen Händedruck erwidert. Eine pulsierende Wärme umhüllt mich von außen und erfüllt mich von innen. Doch plötzlich knallt etwas, und ein Geräusch, als würde lautstark Wasser durch eine Leitung fließen, dringt an meine Ohren. Das Bett beginnt zu wackeln.
    Wirst du mir alles zeigen?, will ich wissen, ihre Hand verzweifelt umklammernd.
    Natürlich, Michael, antwortet sie und lässt meine Hand los. Aber nicht jetzt. Die Zeit ist noch nicht gekommen.
    Aber ich will nicht zurückgehen, rufe ich. Ich habe so viele Fragen. Was ist mit uns? Was ist mit Mary Catherine?
    Ich weiß, du wirst gut zu ihr sein, Michael, ruft Maeve über das zunehmende Rauschen hinweg. Ich weiß, du wirst nicht mit dem Herzen eines Menschen spielen.
    In dem Moment drehe ich mich um.
    Doch Maeve ist nicht da.
    Nichts ist da. Alles ist fort. Mein Zimmer, das Straßenviertel, die Stadt, der Planet. Es gibt nur noch das Rauschen, das mich in sich aufnimmt und mir meinen Atem und meinen Blick raubt.

106
    Zuerst nahm ich nur Schwärze, Schmerzen und ein anhaltendes Schreien wahr wie das eines Vogels, der sich in mich eingeschlichen hatte und nun versuchte sich zu befreien. Zwei große Raubvögel. Einer in meiner Seite, einer in meinem Gesicht.
    Ich öffnete meine brennenden Augen. Vor dem Fenster neben mir funkelte die Sonne auf einem mir nicht vertrauten Parkplatz. Auf einem Highway in der Ferne fuhren Autos unter einem blauen, wolkenlosen Himmel.
    Eine rothaarige Krankenschwester schob, den Rücken mir zugewandt, eine Art Wagen in die Ecke. Ich öffnete den Mund, um sie anzusprechen, doch ich schmeckte Blut im Mund. Benommen und schwach, wie ich war, wurde mir übel. Wieder tauchte ich ab.
    Als ich das nächste Mal aufwachte, mussten sich meine Augen erst an die grauen Umrisse gewöhnen. Zuerst dachte ich, Gesichter würden über mir schweben, bis ich merkte, dass es Ballons waren. Rote und blaue und glitzernde aus Folie. Genauso viele wie aus Carls Schornstein im Film Oben geflogen waren.
    Ich wandte den Blick von ihnen ab, zuckte vor Schmerzen zusammen. Das Gefühl

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