Todessymphonie (German Edition)
Sie erkannte ihn nicht, was keine große Überraschung war. Seit der Aufräumaktion von Captain Norris und dem Chief gab es viele neue und unbekannte Gesichter an den Tatorten, auf den Fluren und in der Cafeteria. Die Kriminaltechniker waren noch dieselben, aber unter den Detectives hatte es ein großes Stühlerücken gegeben.
Der kleine Mann schaute zu ihr auf. Sie sah, dass er seinen Mund öffnete, dann wieder schloss, sodass die Backenzähne aufeinanderknallten.
„Sie sind?“, verlangte er zu wissen.
„Detective Taylor Jackson. Mordkommission. Und Sie?“
„Haben Sie ein Problem mit meinem Aufbau, Detective ?“
Mein Aufbau? Wer war der Kerl?
„Ich habe Ihren Namen nicht verstanden“, sagte sie.
„Lieutenant Mortimer T. Elm. Sie können mich Lieutenant Elm nennen. Ich gehöre zur New Orleans Police.“
„Was macht die Polizei von New Orleans an einem Tatort in Nashville?“
Er sah einen Moment verwirrt aus, dann sagte er: „Wer hat was von New Orleans gesagt? Ich gehöre zur Metro Nashville.“
Taylor starrte ihn eine Sekunde lang an, dann zuckte sie mit den Schultern. „Lieutenant Elm, nett, sie kennenzulernen. Ja, es gibt ein Standardprotokoll, wenn es um statische Tatorte geht. Normalerweise versuchen wir, den Kommandoposten weiter entfernt vom eigentlichen Tatort aufzubauen, um eine mögliche Kontamination der Beweise zu verhindern, die bei einer zu großen Nähe durchaus passieren kann.“ Sie merkte, dass sie klang wie ein Lehrbuch und hasste sich einen Moment lang dafür. Das war das Problem mit ihrer Degradierung – sie war jetzt wieder in den Kreisen, wo es hieß „es gibt nur einen Weg, wie die Dinge hier gemacht werden“. Großartig.
Er winkte abschätzig ab. Die Nägel an seinen pummeligen Fingern waren bis auf das Fleisch abgebissen. Ihr Magen drehte sich. Die Hände eines Mannes waren das Fenster zu seiner Seele. Lieutenant Elms Finger sahen sehr gequält aus.
„Das dürfte hier kein Problem sein. Das Verbrechen hat eindeutig innerhalb des Hauses stattgefunden, nicht außerhalb. So, wie es jetzt ist, ist es für alle bequemer. Ich hörte, dass es bald regnen soll. Wenn wir uns beeilen, kann der Tatort in einer Stunde abgewickelt sein.“
Taylor hätte beinahe laut aufgelacht. Einen Mord in einer Stunde abwickeln. Dieser Kerl war vom Mars. Oder von Liliput.
Als sie nicht sofort reagierte, machte er einen Schritt zurück. Er starrte sie an, seine Augen traten leicht hervor, sein Kiefer war nach vorne gereckt. Er erinnerte sie an einen Frosch. Sie sprach sehr leise.
„Ich bin da anderer Ansicht, Lieutenant Elm. Der äußere Bereichist genauso wichtig wie der innere. Wir müssen einen Einstiegsort ausmachen, müssen nach Fußabdrücken suchen, nach Faserspuren oder anderen Dingen, die er vielleicht hinterlassen hat. Es ist alles andere als okay, sich an diesem Tatort so zu benehmen, wie es bisher geschehen ist.“
„Alles geschieht genau so, wie ich es will!“ Wut brodelte in seinen Augen auf.
Sie hörte ein Zischen in ihrem Ohr und spürte eine Berührung am Ellenbogen.
„Er ist der neue Lieutenant der Mordkommission, Taylor. Unser Boss“, flüsterte McKenzie panisch.
Taylor musste sich eine Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen. Diese, diese Kröte war ihr neuer Chef? Elm war der neue Lieutenant der Mordkommission? Oh, das war ein guter Witz.
Elms Ton veränderte sich, wurde schärfer. „Sie werden feststellen, dass der Aufbau vollkommen akzeptabel ist. Ich muss mich um andere Dinge kümmern. Ich vertraue darauf, dass sie das hier im Griff haben. Mit ihrem Ungehorsam werde ich mich morgen früh beschäftigen“, sagte Elm selbstgefällig; offensichtlich war er der Meinung, er hätte ihre Auseinandersetzung für sich entschieden. Aber sie war in den letzten Monaten genug herumgeschubst worden, es reichte langsam.
„Ungehorsam? Ich habe lediglich auf das Offensichtliche hingewiesen“, sagte sie. Leises Getuschel verbreitete sich auf der Veranda. Die Officer, die ihrem Schlagabtausch zugehört hatten, amüsierten sich über den neuen Lieutenant, der vor Zorn zitterte.
Elm zeigte mit dem Finger auf sie. „Tun Sie Ihren Job, Detective. Ich weiß, wie ich meinen zu tun habe.“ Er verließ die Terrasse und ging auf die wartende Presse zu. McKenzie tauchte wieder an Taylors Seite auf.
„Ich habe versucht, dich zu warnen.“
Taylor hörte den melodramatischen Ton in seiner Stimme. Ein Kaninchen. Ein Kaninchen vor der Schlange, verängstigt und
Weitere Kostenlose Bücher