Todessymphonie (German Edition)
erschrocken, das war Einfach Renn. Sie lächelte ihren jungen Kollegen an.
„Das, mein Freund, ist ein Mann, der mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden ist. Vergiss ihn. Ich habe schon Schlimmere erlebt. Kümmern wir uns um den Fall.“
Da fiel ihr wieder ein, was sie hatte tun wollen, bevor der kleineMann aufgetaucht war. Sie klappte ihr Handy auf und drückte die Kurzwahltaste für Baldwin.
Er antwortete mit einem fröhlichen: „Hey, meine Schöne. Mein
Flugzeug ist gerade gelandet. Bist du schon unterwegs?“
„Leider nein. Ich bin zu einem Tatort gerufen worden und glaube, dass du das auch sehen solltest.“
Er stöhnte. „Wo bist du?“
„Sag dem Fahrer, 1400 Love Circle. Du kannst es nicht verfehlen. Ach ja, und halte dich fern von einem kleinen Mann mit einem toten Tier auf dem Kopf.“
„Will ich wissen, warum?“
„Nein. Wir sehen uns!“
Sie legte auf und ging zurück ins Haus. Das Opfer rief nach ihr, die Szene, der Fall. Sie hatte sich bereits hineinziehen lassen, war fasziniert von dem Tatort. Totes Mädchen, im Haus eines Fremden an eine Säule gespießt. Klassische Musik im Hintergrund. Es war eine Nachricht geschickt worden. Aber von wem und für wen? Taylor spürte, wie die Faszination sich anschlich und sie packte. Sie würde zu beschäftigt sein, um sich über die ganzen Veränderungen der letzten Zeit Gedanken machen zu können, und das war gut so.
Zurück im Wohnzimmer umkreiste sie die Leiche noch einmal und schaute sich die Schnur genauer an, mit denen die Arme, Beine, der Körper und der Kopf des Mädchens in Position gehalten wurden. Die Schnur war auf der Rückseite der Säule mit kleinen Knoten verschnürt worden. Der Mörder hatte sich Zeit genommen, die durchsichtige Angelsehne am Holz festzutackern, um ihr mehr Halt zu geben. Das alles war wohlüberlegt und im Vorhinein geplant. Es musste gedauert haben, das Mädchen an die Säule zu kriegen. Was bedeutete, wer auch immer diesen Mord begangen hatte, musste gewusst haben, dass dieses Haus leer steht und er somit einen ungestörten Spielplatz haben würde. Entweder das, oder sie würden noch eine weitere Leiche finden, und zwar den Eigentümer.
Taylor trat drei Schritte von der Säule zurück und schaute sich den Rest der Inszenierung an. Die Säulen teilten die beiden Räume; Kriminaltechniker liefen herum und störten in der Szene.
„Hey, können alle mal eine Minute mit ihrer Arbeit innehalten? Ich würde hier gerne ein paar Fotos machen.“
Da alle seit langer Zeit daran gewöhnt waren, dass Taylor das Sagen hatte, machten sie ihr Platz.
Sie fischte ihre Digitalkamera aus ihrer Jackentasche und machte ein paar Fotos. Irgendetwas fühlte sich seltsam an, aber sie konnte nicht sagen, was. Vielleicht später, wenn sie Zeit hatte, die Szenerie in ihrem Kopf noch einmal durchzugehen, würde sie sehen, was nicht ins Bild passte. Oder Baldwin würde es erkennen.
Sie schaltete die Kamera aus. McKenzie kam zu ihr, blieb aber durch den Anblick des grauenhaften Antlitzes vor ihnen dankenswerterweise still. Paula stellte sich auf die andere Seite neben Taylor, und zu dritt hielten sie einen friedvollen Moment lang inne, beobachtend, ehrfürchtig. Die Nacktheit des Opfers war McKenzie peinlich. Aus dem Augenwinkel sah Taylor, dass er wie ein kleiner Junge von einem Fuß auf den anderen trat.
Sie ignorierte ihn und betrachtete stattdessen genauer das Messer, mit dem das Mädchen an die Säule geheftet war. Tim Davis gesellte sich zu ihnen.
„Wir werden den Hausbesitzer ziemlich sauer machen, fürchte ich. Ich denke, ich muss ein Stück aus der Säule herausschneiden“, sagte er.
„Warum?“, fragte McKenzie erstaunt.
„Weil es keine Möglichkeit gibt, das Messer herauszuziehen, ohne den Wundkanal zu zerstören.“ Tim trat näher an die Leiche heran, legte seinen Daumen flach auf das Ende des Messergriffs und übte vorsichtig Druck aus. Es rührte sich nicht im Geringsten. „Das Ding ist bis zum Anschlag ins Holz gedrückt worden. Wir müssen sie samt einem Stück der Säule in die Rechtsmedizin bringen. Anders geht es nicht.“
„Klar, natürlich. Wir müssen sie rausschneiden.“ McKenzie nickte, als hätte er dieselbe Idee gehabt.
Taylor ließ ihre Fingergelenke knacken und umkreiste die Säule noch einmal. „Das Ding muss mindestens drei Meter hoch sein. Glaubst du, sie ist tragend?“, fragte sie Tim.
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Siehst du die Linie da oben? Die Säule ist rein dekorativ, man hat
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