Todessymphonie (German Edition)
Sie konnte es einfach fühlen. Das Böse, verborgen hinter einem hübschen Garten und einem süßen kleinen Springbrunnen.
Sie waren bereit. Armstrong würde die Hinterseite des Hauses übernehmen, Taylor und McKenzie blieben vorne.
„Willst du klopfen?“, fragte McKenzie leise.
„Nein. Ich bin gerade nicht in der Stimmung, erschossen zu werden. Kein Klopfen. Hart und schnell.“ Sie warteten dreißig Sekunden, damit Barry seinen Platz einnehmen konnte, dann hob Taylor ihren rechten Fuß und stieß ihren Stiefel mit Wucht gegen die Tür. Sie spürte den Nachhall in ihrer Hüfte, aber das Schloss gab unter dem Druck nach. Die Tür schwang auf und knallte gegen die Flurwand. Sie waren drin. McKenzie wandte sich sofort nach rechts, Taylor übernahm die linke Seite. Der Junge wusste, wie man eine Erstürmung anging, das musste sie ihm lassen.
Das Haus war leer, das spürte Taylor sofort. Und es sah aus, als hätte es derjenige, der hier gelebt hatte, in aller Eile verlassen. Im Schlafzimmer im ersten Stock lagen Klamotten herum, Schubladen standen offen, die Schranktür war nicht zugeschoben. Im Bad fehlte die Zahnbürste.
Sie sicherten die Räume im Erdgeschoss. Das Wohnzimmer hatte Bücherregale, die vom Boden bis zur Decke reichten und vollgestopft waren mit klassischen CDs. Um die Ecke im Flur fiel Taylor das nagelneue Vorhängeschloss an einer Tür auf, die vermutlich in den Keller führte. Eine wunderschöne graue Katze saß stumm an der Tür und beobachtete sie aus traurigen gelben Augen.
McKenzie kam aus der Küche. „Ich habe die Garage gesichert. Das Auto ist weg“, sagte er.
Armstrong gesellte sich zu ihnen. Er warf einen Blick auf das Schloss und sagte: „Ich habe einen Bolzenschneider im Kofferraum.“
Als er durch die zerstörte Haustür nach draußen ging, warf er Taylor einen bewundernden Blick zu. Sie hob nur eine Augenbraue. Schweiß rann ihr über den Rücken. Sie musste in den Keller, und zwar schnell.
Die Katze starrte sie an. Taylor beugte sich hinunter und kraulte sie hinter den Ohren. Sofort fing sie an zu schnurren und sich im Kreis zu drehen. Ein Kater, wie sie da sah, und ganz einsam. Sie fragte sich, wie lange er wohl schon allein war. Vielleicht hatte sie ihn gar nicht aufgescheucht.
„McKenzie, sieh mal nach, ob die Katze Futter hat.“
„Warum?“, fragte er.
Sie schaute ihn nur an. Er nickte und ging in die Küche. Sekunden später war er wieder zurück.
„Da stehen drei große, volle Schüsseln mit Trockenfutter und eine riesige Schüssel voll Wasser. Genug, um ihn eine Woche zu ernähren, würde ich sagen.“
Verdammt, verdammt, verdammt. Sie hatten ihn verpasst. Taylor seufzte. „Was glaubst du, unternimmt Mr Adler nur eine kleine Reise oder hat er sein Haustier für immer zurückgelassen?“
„Ich weiß es nicht. Aber komm mal her, Taylor, sieh dir das an.“
McKenzie ging den Flur hinunter und zeigte ins Wohnzimmer. Taylor stellte sich neben ihn. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Poster aus dem Museum of Modern Art. Les Desmoiselles d’Avignon.
„Okay, das ist einfach nur gruselig. Und unsere Verbindung zu Bangor. Ich wette, das hier ist der Adler von der Gästeliste zu Bangors Party.“
Armstrong kehrte zurück. „Mal sehen, was er im Keller versteckt hat.“
Sie gingen zur Kellertür. „Vorsichtig“, mahnte Taylor. „Ziehen Sie sich Handschuhe an. Wir wollen keine möglichen Spuren dieses Mistkerls verlieren.“
„Ich weiß.“ Er zog die Latexhandschuhe über, setzte den Bolzenschneider an und trennte den Bügel des Schlosses in zwei Hälften. Das Schloss fiel klappernd zu Boden. McKenzie hob es auf und reichte es Tim, der es in einen Beweismittelbeutel steckte.
Taylor ging voran. Die Stufen führten direkt in die Dunkelheit. Es gab keinen Treppenabsatz, nur eine tiefschwarze Finsternis am Fuß der Treppe. Zu ihrer Linken sah sie einen Lichtschalter, den sie betätigte. Es waren Birnen mit geringer Wattzahl, sodass der Raum in sanftes Licht gehüllt wurde. Das erinnerte sie an ihren letzten Ausflug in einen Keller, der harmlos ausgesehen hatte, in dem sie dann aber auf ein Amateurpornostudio gestoßen waren. So eine Erfahrung brauchte sie nicht noch einmal.
Sie nahm die letzte Stufe und steckte den Kopf um die Ecke, bereit für eine Überraschung, doch da war nichts.
Erst als sie vorsichtig in den Lichtschein trat, sah sie die durchsichtige Plastikbox. Ein Plexiglassarg. In dem eine Frau lag.
Kendra Kelley. Sie rührte sich
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