Todessymphonie (German Edition)
hatte, wusste sie sein Geburtsdatum. Sie versuchte es damit. Auch nichts. Dann erinnerte sie sich an das Wort, das Kendra geflüstert hatte. Puppen. Das war so ein harmloses Wort. Aber durchaus einen Versuch wert.
Sie tippte das Wort ein. Nichts. Alles in kleinen Buchstaben. Nichts. Sie tippte PUPPEN – und der Computer erwachte für den Bruchteil einer Sekunde zum Leben. Sie beugte sich näher heran. Ah. Der Desktop erfüllte den Monitor. Glück gehabt.
„Sesam öffne dich“, flüsterte sie.
Sie sah ein blinkendes Icon und klickte darauf. Mit Instant Messaging war sie nur vage vertraut; sie hatte weder die Zeit noch die Lust, sich eingehender damit zu beschäftigen, aber ein wenig wusste sie schon. Es öffnete sich ein aktiver Chat, und Adler hatte vergessen, ihn zu löschen.
Als sie immer schneller und schneller las, die Seiten beinahe scannte, spürte sie, wie das Grauen sich in ihrem Körper ausbreitete. Ja, sie hatten ihn verpasst. Aber das war noch nicht alles.
„Oh Gott.“ Sie holte ihr Handy heraus und rief die Zentrale an. „Wir müssen die Fahndung nach dem weißen Prius auf den Staat Georgia ausweiten.“
Sie legte auf und drückte sofort die Kurzwahltaste für Baldwin. Er antwortete nach dem ersten Klingeln.
Sie hörte das Zittern in ihrer eigenen Stimme. „Ich bin in Gavin Adlers Keller. Wir haben uns geirrt. Oh mein Gott, wir haben so danebengelegen. Gavin Adler ist nicht Il Macellaio.“
„Wovon redest du da?“
„Baldwin, es gibt zwei von ihnen.“
„Was meinst du mit ‚es gibt zwei von ihnen‘?“
„Bist du immer noch in Quantico?“, fragte Taylor.
„Ja, das bin ich. Ich wollte den Flug in ungefähr einer Stunde nehmen.“
„Vielleicht solltest du noch da bleiben. Ich komme zu dir. Aus D. C. erwischen wir leichter einen Flug nach Florenz als aus Nashville.“
„Wow. Jetzt mal ganz ruhig. Erzähl mir alles der Reihe nach.“
Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. „Alle unsere Spuren führten hierher und belasten Gavin Adler. Ich bin im Moment in seinem Haus im westlichen Davidson County. Wir haben gerade ein Opfer geborgen, eine junge Frau namens Kendra Kelley, die in einem Sarg aus Plexiglas gefangen gehalten wurde. Dies hier ist das Haus, Baldwin, das Haus des Mannes, der Allegra Johnson und Leslie Horne getötet hat. Aber es ist nicht das Haus von Il Macellaio.
Wir haben total falsch gelegen. Il Macellaio ist immer noch in Europa. Er ist in Italien, in Florenz. Wir müssen ihnen hinterher. Dieser Typ, Gavin Adler, ist der Bruder von Il Macellaio.“
„Sein Bruder? Meinst du das im übertragenen Sinne oder richtig einen aus Fleisch und Blut?“
„Ein echter Bruder. Und sie haben zusammengearbeitet. Ich habe gerade einen kleinen Einblick in ihre Welt erhalten, und ich sage dir, es ist grauenhaft. Übrigens, ich habe einen Namen für Il Macellaio, nach dem du schon mal anfangen kannst zu suchen. Tommaso. Das ist alles. Ich warte darauf, dass die Spezialisten kommen und den Computer genau durchsehen.“
„Um Himmels willen. Es gibt zwei von ihnen. Okay, okay, gib mir eine Sekunde.“
Sie hörte ihn mit Papieren rascheln, stellte sich vor, wie er sich mit den Fingern durch die Haare fuhr, um sein Gehirn zu noch größeren Denkleistungen anzuregen.
„Ist das ein Desktopcomputer?“, fragte er.
„Nein, ein Laptop.“
„Okay. Nimm ihn mit. Fahr zum Flughafen und komm hierher. Ich kläre das alles mit deinem Boss. Wir analysieren das System und holen so viele Informationen raus wie möglich. Ist Adler nach Italien geflohen?“
„Ja. Das steht alles hier. Tommaso weist Adler an, zu ihm zu kommen. Alles stehen und liegen zu lassen, die ‚Puppe‘, wie er das Mädchen, das wir hier gefunden haben, nannte, zu entsorgen und sofort abzureisen. Er hat ihm Anweisungen geschickt, zum Hartsfield International Airport in Atlanta zu fahren. Ich schätze, um uns abzulenken, falls wir gedacht hätten, dass er fliehen will. Dort ist für ihn bei Alitalia ein Ticket nach Rom hinterlegt. Und er nennt ihn Bruder.“
„Also sind sie vielleicht nicht physisch verwandt.“
„Baldwin, denk doch mal darüber nach. Die DNA aus Chattanooga stimmt mit der aus London und Florenz überein. Die DNA passt .“
„Heilige Scheiße“, murmelte er. „Natürlich. Ich war so blind. Es gibt nur eine Möglichkeit, wie die DNA von zwei Menschen übereinstimmen kann.“
„Genau. Sie sind nicht nur Brüder. Sie sind eineiige Zwillinge.“
33. KAPITEL
Taylor beendete das Telefonat
Weitere Kostenlose Bücher