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Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.t. Ellison
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Jungen sind verwaist. Lucinda hat ihren Ehemann umgebracht und sich danach das Leben genommen. Sie war paranoid-schizophren und hatte einen psychotischen Zusammenbruch.“
    „Wills hat die Geschichte in den Zeitungen gefunden. Es war überall in der Presse. Die Jungen waren über vierundzwanzig Stunden mit den beiden Leichen allein in der Wohnung. Sie lagen in ihren Bettchen mit freiem Blick auf das Blutbad.“
    Taylor verspürte dieses seltsame Gefühl der Bestätigung, das sie oft fühlte, wenn das Motiv eines Mörders klar wurde.
    „Die armen Kinder“, sagte sie. Dann dachte sie daran, dass diese armen Kinder zu grausamen Mördern herangewachsen waren, und alles Mitgefühl schwand.
    Wills blätterte durch ein paar Seiten, die er ausgedruckt hatte. „Okay, hier ist die Akte von Louise Wise über sie. Danach wollte niemand aus der direkten Verwandtschaft die Babys zu sich nehmen, weil sie gemischtrassig waren – abgesehen von ihrer unterschiedlichen Abstammung war Sheppard auch noch Jüdin. Die Jungen kamen in eine Pflegefamilie und wurden dann bald von Louise Wise übernommen. Im Alter von vier Monaten waren sie bereits vermittelt worden.“
    Baldwin las über Wills Schulter mit. „Sie sind bei verschiedenen Eltern untergebracht worden. Man hat sie getrennt. Louise Wise war die jüdische Adoptionsagentur. In den Siebzigern sind ihr bahnbrechende Adoptionsvermittlungen gelungen. Sie hat nicht nur jüdische Kinder, sondern auch indianische und afroamerikanische Kinder vermittelt und Studien über die Kinder von Eltern mit Geisteskrankheiten durchgeführt. Die Jungen sind getrennt worden; etwas, das zu der damaligen Zeit nur von Louise Wise praktiziert wurde. Der leitende Psychiater bei Louise Wise behauptete, eine Familie um die Adoption von Zwillingen zu bitten sei zu viel verlangt. Heute würde man sie dafür federn und teeren, vor allem, wenn es sich um eineiige Zwillinge handelt. Aber damals wurde es als großes soziales Experiment betrachtet. Ich habe während des Medizinstudiums darüber gelesen. Es ist wirklich grausam, was sie getan haben, aber es passt zum Profil.“
    „Wir wissen also, dass einer von ihnen Gavin Adler ist. Aber wer ist der andere?“, wollte Taylor wissen.
    Memphis nahm Wills das Blatt aus der Hand. „Thomas Fielding. Er ist der Faszinierende von beiden. Die Jungen sind halb schwarz und halb weiß, richtig? Gavin ist in eine schwarze Familie gekommen, die nach Tennessee gezogen ist. Thomas wurde in eine weiße Familie gegeben und ist innerhalb eines Jahres nach der Adoption nach Italien gezogen. Sein Vater war Mechaniker auf der Aviano Airbase, seine Mutter war Ärztin.“
    „Ärztin, hm? Das ist interessant. Also ist Thomas so nach Italien gelangt. Woher wissen wir, dass er dort geblieben ist?“
    Will schüttelte den Kopf. „Wenn er immer noch da ist, wird Kevin ihn finden. Ich sage ihm eben Bescheid.“
    Baldwin klopfte Memphis auf die Schulter. „Gut gemacht. Ihr alle. Nun ist es an der Zeit, dass wir ein wenig Schlaf kriegen. In drei Stunden reisen wir nach Italien ab.“

SONNTAG

38. KAPITEL
    Gavin fühlte sich verloren. Das Labyrinth der Straßen war einfach überwältigend, die Scharen an Menschen, die in alle Richtungen eilten, die Touristen in Turnschuhen, die hektisch versuchten, den Stadtführern zu folgen, die kleine Prospekte oder Fahnen über ihre Köpfe hielten, damit ihre vorübergehenden Mündel sie im Getümmel nicht verloren. Er hörte Bruchstücke vieler verschiedener Sprachen: Italienisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Russisch. Tommaso hatte ihn nicht auf das Durcheinander, das Chaos vorbereitet. So hatte er sich Florenz nicht vorgestellt. Gavin verspürte eine leichte Panik. Er hasste Menschenmengen.
    Auf Tommasos Anweisung hin hatte er sich vom Taxifahrer am Duomo absetzen lassen. Bis zu diesem Punkt waren die Anweisungen leicht zu befolgen gewesen. Fliege nach Rom, nimm den Pendolino-Zug nach Florenz, steige an der Station Santa Maria Novella aus. Darauf hatte Tommaso besonderen Wert gelegt: „Nicht Rifredi, Gavin. Das Ticket ist für dich hinterlegt. S.M.N. liegt nur zehn Minuten vom Duomo entfernt, aber es ist einfacher, wenn du dir ein Taxi nimmst.“
    Er war den Anweisungen ganz genau gefolgt, und bis jetzt war auch alles glattgegangen. Nun stand er vor dem Duomo – seine überwältigend große und schöne neogotische Fassade mit den weißen, rosafarbenen und grünen Marmorplatten ragte majestätisch vor ihm auf. Gavin konnte nicht

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