Todessymphonie (German Edition)
Portier sie hinauftragen würde.
Baldwin stieg wieder ins Auto, Folarni fädelte sich wieder in den Verkehr ein, und bald waren sie außer Sicht.
„Wow. Ich bin froh, dass das vorbei ist. Der fährt ja wie ein Irrer“, sagte Memphis. „Wollen wir einchecken? Du kannst dich gerne in meinem Zimmer frisch machen anstatt in deinem, wenn du willst.“ Vor Antritt des Fluges nach Italien waren sie alle übereingekommen, dass es einfacher wäre, wenn sie einander endlich duzten. Das würde auch den Italienern gegenüber einen geschlosseneren Eindruck vermitteln.
„Meine Güte, Memphis. Du kannst es einfach nicht lassen, oder?“ Der Mann war wirklich unbelehrbar, aber sie schenkte ihm trotzdem ein Lächeln, während sie den Kopf schüttelte.
Eines musste man Baldwin lassen: Er wusste, wo man angemessen untergebracht wurde. Er hatte ein Hotel auf der Via Tornabuoni besorgt, die direkt an der Ponte Santa Trinita lag, nur eine Brücke von der berühmten Ponte Vecchio entfernt. Das hier war das Modeviertel, die eleganteste Shoppingadresse von Florenz. Legendäre Namen zierten die Eingänge der Läden: Gucci, Ferragamo, Cartier, Bulgari, Versace, Yves St. Laurent, um nur ein paar zu nennen. Ihr Hotel kuschelte sich an einer Seite direkt an den Palazzo Strozzi. Es war zentralgelegen, und die zuständigen Carabinieri waren zu Fuß erreichbar. Taylor kannte sich in der Gegend aus – sie und Baldwin waren vor ein paar Monaten in ihren Pseudoflitterwochen hier gewesen.
Sie ließ Memphis am Empfangstresen zurück. Sie war müde und hungrig und rastlos. Sie gab dem Gepäckträger ein Trinkgeld, nachdem er ihre Taschen ins Zimmer gebracht hatte, wusch sich das Gesicht und war dann eigentlich bereit, loszulegen. Es war klug von Baldwin, den Chef der Carabinieri dazu zu zwingen, noch heute Abend mit ihm zu reden. So bekämen sie wenigstens einen kleinen Einblick über den Stand der Ermittlungen. Sein Sprachtalent öffnete Baldwin oftmals Türen, die für andere verschlossen waren. Auch der Capitano hatte sich offensichtlich von der Aussicht einwickeln lassen, mit Baldwin wie mit einem Muttersprachler zu plaudern. Taylor hatte erst vor Kurzem erfahren, dass er dreizehn Sprachen fließend sprechen konnte.
Sie stellte ihre Uhr auf italienische Zeit um – ihre Tag-Heuer-Taucheruhr, die Baldwin ihr letzten Monat zum Geburtstag geschenkt hatte, besaß ziemlich ausgefeilte Zeitzoneneinstellungen. Die zweite Zeit stellte Taylor auf Nashville, damit sie ihre Kollegen dort nicht aus Versehen mitten in der Nacht anrufen würde. Dann schaltete sie ihr Handy ein und rief McKenzie an.
In Nashville war gerade Mittag, aber McKenzie nahm gleich nach dem ersten Klingeln ab.
„Hey? Bist du gut angekommen?“
„Ja. Schreib dir mal eben die Hotelinformationen auf, falls du mich mal erreichen musst.“ Sie las die Nummern vor. „Wo stehen wir?“
„Die Presse hat die Verbindung zwischen dem Dirigenten und Il Macellaio hergestellt.“
„Verdammt.“
„Ja. Es läuft auf allen Kanälen. Aber wir machen Fortschritte. Die Bänder vom Radnor Lake zeigen Adlers Prius auf der Straße entlang des westlichen Parkplatzes um drei Uhr morgens. Er fährt direkt an der Absperrung vorbei und bleibt dann ungefähr zwanzig Minuten weg. Er kehrt auf demselben Weg zurück, fährt gegen 3:20 Uhr raus und das war’s. Sie haben keine Aufnahmen von dem Platz, an dem Leslie Horne in den Bach gelegt wurde.“
„Trotzdem, das Auto ist ein guter Beweis. Gibt es noch etwas Neues?“
„Ich habe mit der Frau vom FBI gesprochen. Pietra Dunmore? Die DAN aus Manchester ist zurück. Sie passt zu den anderen Proben, die wir gesammelt haben. Deine Idee mit dem Teppich war wirklich brillant, aber das weißt du vermutlich.“
„Ich glaube, das war Adlers erster Mord. Hast du Hugh Bangor die Fotos gezeigt?“
„Ja, und er hat Adler sofort herausgepickt. Er war der Grafiker, der den First-Katalog für die Ausstellung italienischer Meister erstellt hat. Du hattest recht, er ist mit der örtlichen Kunstszene verbunden. Bangor sagt, Adler hätte seinen Kopf jetzt rasiert.“
„Hast du herausgefunden, woher er Adler kennt?“
„Ja, es war bei dieser großen Party, die Hugh vor ein paar Wochen für alle gegeben hat, die mit der Ausstellung zu tun hatten, inklusive der Künstler und Grafiker, die alles organisiert haben. Adler erhielt als Mitglied des Ausstellungsteams auch eine Einladung und kam. Angesichts der Tatsache, dass Adler ein Poster des Picassogemäldes in
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