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Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.t. Ellison
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überwältigend. Groß, geschmeidig, mit Kurven an den richtigen Stellen, die Haare von dem genau gleichen Honigblond, das Evan sich so sehr bemühte zu erreichen. Sie rochen jedoch nicht gleich – Evans Shampoo ließ ihr Haar immer leicht nach Zitrone duften.
    Memphis goss sich noch eine Tasse Tee ein und nahm einen großen Schluck. Er war ziemlich beeindruckt. Baldwin hatte den Tee gemacht – Porzellankanne, loser Earl Grey. Ein echter Tee also, nicht diese lausigen Teebeutel am Band, das über den Rand eines Plastikbechers hing. Er hatte nicht erwartet, dass ein Amerikaner wusste, wie man Tee richtig zubereitete.
    In Gedanken ging er jeden kostbaren Augenblick des bisherigen Morgens noch einmal durch.
    „Ich bin Taylor Jackson“, hatte sie gesagt. „Sie müssen Baldwins Kontakt von Scotland Yard sein.“
    Er hatte den Drang unterdrückt, sie zu korrigieren – New Scotland Yard; seit circa 1890 heißt es nicht mehr Scotland Yard; es hatte ihm auf der Zunge gelegen, doch er hatte es heruntergeschluckt.
    „Bitte nennen Sie mich Memphis“, war alles, was er zustande gebracht hatte. Das und ein gewinnendes Lächeln. Sie hatte darauf reagiert, er hatte gemerkt, wie ihr Griff um die Gabel sich für einen winzigen Moment verstärkte. Ihr anfänglich lediglich höfliches Lächeln hatte in diesem Augenblick auch die grauen Tiefen ihrer Augen erreicht. Sein Herz hatte buchstäblich einen Schlag ausgesetzt.
    „Geht es Ihnen gut?“, hatte sie gefragt.
    Gott, nein. Es würde ihm nie wieder gut gehen.
    Der erinnerte Geruch an Zitronengras und Waffenöl erzwang sich einen Weg in seine Sinne, und als er aufschaute, sah er sich wieder dieser Frau gegenüber. Gott sei Dank roch sie nicht wie Evan. Das wäre mehr gewesen, als er ertragen hätte.
    „Ich habe mein Telefon vergessen. Sorry, falls ich Sie erschreckt habe.“
    Er erhob sich ungelenk vom Stuhl, der quietschend über den Boden glitt, aber sie hatte sich schon wieder umgedreht und war auf dem Weg zu der Tür, die in die Garage führte. Irgendetwas an Taylor Jacksons Augen war seltsam. Sie waren von einem klaren Grau, das Rechte ein wenig dunkler als das Linke, wie ein herannahender Sturm, der noch nicht den ganzen Himmel bedeckte. Sie war eine wahre Schönheit, aber weit entfernt davon, perfekt zu sein, was sie noch anziehender machte. Er war verzaubert. Er spürte, dass er hart wurde, und richtete seine Aufmerksamkeit schnell wieder auf den Tisch und den Teller vor ihm. Guter Gott. Er bekam einen Ständer wie ein pickliger Teenager.
    Was zum Teufel war nur mit ihm los? Er machte eine Bestandsaufnahme der Situation, brach sie in kleinste Teile hinunter, genau, wie der Polizeipsychologe es empfehlen würde. Die Frau war schön, ja. Sie sah aus wie seine tote Ehefrau, ja. Sie war lebendig und nah und lächelte ihn so nett an, oh ja. Sie gehörte zu dem Agent, der mit ihm an dem größten Fall arbeitete, den er seit Jahren gehabt hatte, auch wieder ja.
    Er bemühte sich, die Frau aus seinen Gedanken zu vertreiben,sich wieder auf die vor ihm liegende Arbeit zu konzentrieren. Es gab drei Mädchen, deren Tod aufgeklärt werden musste. Aus allein diesem Grund war er hier.
    Ein paar Minuten lang funktionierte es. Er goss sich den letzten Rest Tee ein und setzte sich wieder an den Tisch. Lange dauerte es nicht, dann wanderten seine Gedanken wieder zu Taylor Jackson.
    Zwischen Taylors Stimme und der von Evan gab es zwei große Unterschiede: Während Evans Stimme eher hell klingend und ihr britischer Oberklassenakzent perfekt war, klang Taylors Stimme tief und rauchig, als wenn sie die ganze Nacht auf gewesen wäre. Zudem hatte sie einen leichten Südstaatenakzent, der Schlimmes in seinem Inneren anrichtete.
    Evans Augen waren auch anders, sie hatten die Farbe eines warmen Sommerhimmels gehabt. Genau wie seine.
    Einen Moment lang hatten er und Taylor sich direkt in die Augen gesehen. Er hätte schwören können, dass er eine Art von Erkennen darin gesehen hatte, Verständnis. Aber er war müde, und sie war ihm zu vertraut.
    Er hörte die Garagentür zufallen. Jetzt war sie endgültig fort. Ein freudloses Lachen entfuhr ihm. Reiß dich zusammen, Mann. Die mentale Ermahnung klang genauso wie sein Tutor in Oxford, der auch der Trainer seiner Rudermannschaft gewesen war. „Reiß dich zusammen, Mann. Du musst mit deinem Kopf beim Rennen sein.“ Auf dem Fluss war er erbarmungslos gewesen. Hinter seinem Rücken hatten sie ihn den Schrecken vom Balliol College genannt.
    Neben

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