Todessymphonie (German Edition)
Jetzt war Manchester weltberühmt als Gastgeber des Hippiefestivals „Bonnaroo“, eines jährlich stattfindenden Pseudo-Woodstocks.
Es war keine reiche Gegend. Aber sie war sauber und sicher. Meistens.
Im Büro des Sheriffs war es still und kühl. Eine Rezeptionistin rief nach Sheriff Simmons, der breit lächelnd nach vorne kam und sie mit einem kräftigen Händedruck begrüßte. Taylor hatte Angst, er würde ihr den Arm abreißen. Er war ein Bär von einem Mann mit breiten Schultern und einem ordentlichen Bauch. Ein ehemaliger Verteidiger beim Football, schätzte sie. Er war gebaut wie ein Haus. Und noch sehr jung, vielleicht so alt wie sie, vielleicht sogar noch jünger.
„Detective Jackson, Detective McKenzie! Ich danke Ihnen vielmals für Ihr Kommen. Ich habe für uns Platz in meinem Büro gemacht. Sie hatten heute Morgen einen weiteren Mord in Nashville?“
„Ja.“ Taylor folgte ihm durch den kurzen Flur. „Wieder eine schwarze Frau, sehr dünn und offensichtlich zur Schau gestellt. Jetzt bin ich natürlich doppelt gespannt darauf, was ich in Ihren Unterlagen finde.“
Er bot ihnen Stühle an und fragte, ob er ihnen etwas zu trinken bringen könne. Sie lehnten beide dankend ab. Simmons ging auf seine Seite des Schreibtischs und ließ sich schwer in einen riesigen Ledersessel sinken. Die Federn quietschten protestierend.
„Hier ist der Deal. Ich habe die Akten für Sie.“ Er winkte mit der Hand in Richtung Tisch, auf dem drei Ordner übereinanderlagen. „Aber da steht nicht viel drin. Ich habe sie alle noch einmal gelesen. Ich weiß nicht, inwieweit die Ihnen helfen werden.“
„Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie das für uns tun.“ Taylor nahm die erste Akte. „Waren Sie an der Untersuchung beteiligt?“
„Aber sicher. Das war mein letzter Fall als Deputy. Direkt danach bin ich befördert worden. Aber ich werde ihn nie vergessen. Das Opfer, LaTara Bender, war mit meinem jüngeren Bruder in eine Klassegegangen. Ich wusste, dass sie in üblen Kreisen verkehrte, aber man rechnet ja nie damit, dass die Dinge sich so schlimm entwickeln. Der Tatort war ziemlich eindeutig. Das Mädchen ist bei ihrer Mutter zu Hause in der Badewanne gefunden worden. Ihr Tod sah aus, als könnte es sowohl ein Selbstmord als auch ein versehentliches Ertrinken gewesen sein. Sie wissen schon, vielleicht war das Mädchen high, ist ohnmächtig geworden und mit dem Kopf unter Wasser gerutscht. Ihre Mutter behauptete steif und fest, dass LaTara clean war und ermordet worden sei. Nachdem wir mit der Autopsie fertig waren, sah es so aus, als hätte sie recht. Unsere Rechtsmedizinerin, eine nette Lady, die Sie sicherlich kennen, Dr. Loughley von der Forensic Medical, entdeckte eine Schädelfraktur. Wir haben ihren Tod als Mord behandelt, der allerdings immer noch ungelöst ist.“
„Also ist sie ertränkt worden?“
„Sieht so aus. Erst ein Schlag auf den Kopf, und zwar direkt auf die Krone des Kopfes. Das ist eine Verletzung, die man sich nur sehr schwer selber zufügen kann.“
„Kannte Ihr Bruder sie gut genug, dass er mit uns reden würde?“
„Da bin ich mir sicher. Es ist keine große Schule, wissen Sie. Soll ich ihn anrufen? Er ist inzwischen ebenfalls Deputy und gerade im Dienst.“
„Bitte, das wäre nett.“
Er nahm das Telefon und bat darum, dass Shay Simmons sich melden solle. Innerhalb weniger Minuten klingelte es.
„Shay, ich bin’s, Steve. Kannst du kurz in meinem Büro vorbeischauen? Ich hab ein paar Detectives aus Nashville hier, die mit dir über LaTara Bender sprechen wollen. Okay, danke.“ Er legte auf.
„Er wird in fünf Minuten hier sein.“
„Toll. Danke. Während wir warten, hab ich noch eine Frage: Was meinten Sie mit der schlechten Gesellschaft, in der LaTara sich herumtrieb?“
„Das hier ist eine kleine Stadt, Detective. Einige von ihnen wollen ausbrechen, andere versacken in Welten, die sie sich selber geschaffen haben. LaTara gehörte zu den Letzteren. Falls Sie meine Meinung wissen wollen, das Mädchen hatte nie eine Chance. Ich war nicht überrascht, sie tot aufzufinden. Wie schon gesagt, eine Weile dachte ich, es wäre ein Unfall gewesen. Als wir herausfanden, dass sie ermordet worden war … tja, es ist schwer für diese Mädchen.Sie fangen mit Drogen an und geraten dann völlig außer Kontrolle.“
„Und spielte klassische Musik, als Sie am Tatort ankamen?“
Simmons schaute sie mit gerunzelter Stirn an. „Ja, tatsächlich. Wir haben uns damals nicht viel dabei
Weitere Kostenlose Bücher