Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa
Gefängnisdirektor geführt und die Akten des erhängten Julien Lancerau sowie des ermordeten Pascal Masson eingehend studiert. Aus den Akten ergab sich keine Verbindung zwischen beiden Männern. Die Befragung der Wärter hatte auch nichts gebracht. Masson und Lancerau waren in Zellen in verschiedenen Trakten der Strafanstalt untergebracht gewesen. Das ergab sich schon aus der Tatsache, dass Masson eine rechtskräftig verhängte Strafe absaß, während Lancerau seit einer Woche als Untersuchungshäftling einsaß.
Eine Befragung der Mitgefangenen der beiden hatte ebenfalls nichts ergeben. Massons Mithäftlinge kannten Lancerau nicht, und in der Abteilung der U-Häftlinge war Masson unbekannt. Es hatte zwar einen gemeinsamen Fernsehabend während Lanceraus U-Haftzeit gegeben, doch diesem Abend war Masson ferngeblieben. Auch beim täglichen Hofgang hatte niemand beobachten können, dass Lancerau und Masson sich kannten.
»Also eine Pleite auf der ganzen Linie«, schloss Franck seinen Bericht.
Jean-Marc räusperte sich ostentativ. »Auf der ganzen Linie, tatsächlich?«, meinte er. »Dann konntest du also bei der schönen Ärztin nicht landen, oder?«
LaBréa schnaufte genervt.
»Lassen Sie doch endlich die Anspielungen, Jean-Marc. Woher wissen Sie eigentlich von der, wie Sie sagen, ›schönen Ärztin‹? Sie waren doch heute Morgen in der Santé gar nicht dabei.«
»Aber Franck hat’s gleich anschließend im ganzen Haus herumposaunt. Bis zum wachhabenden Brigadier vor dem Haupteingang weiß jeder, dass er sich in die Gefängnisärztin verknallt hat. Jetzt sieht man es ihm auch meilenweit an! Vor allem riecht man es …« Er drehte sich naserümpfend weg.
Franck grinste und zupfte am Kragen seines Hemdes.
»Nur kein Neid, Jean-Marc. Und wenn es dich beruhigt: Morgen Abend gehe ich mit ihr essen.«
Die Tür war aufgegangen, und Direktor Thibon betrat LaBréas Büro. Er hatte Francks letzte Worte noch gehört. »Mit wem gehen Sie essen, Hauptmann?«
Franck winkte rasch ab, und LaBréa bemerkte, dass eine leichte Röte sein Gesicht überzog. »Ach nichts, Monsieur le Directeur, unwichtig.«
Der Direktor musterte ihn und schüttelte erstaunt den Kopf. »Was ist denn mit Ihnen passiert, Hauptmann? Sie sind ja plötzlich …« Er beendete seinen Satz nicht. »Nun«, wandte er sich an LaBréa. »Was gibt’s Neues?«
»Noch nicht viel, Monsieur. Der Autopsiebericht von Pascal Masson ist Ihnen ja zugegangen. Darüber hinaus hat sich noch nichts Konkretes ergeben. Wir arbeiten auf Hochtouren, aber wir müssen Geduld haben, wenn wir der Wahrheit näherkommen wollen.«
Thibon steckte lässig seine rechte Hand in die Hosentasche und schickte einen bedeutungsvollen Blick in die Runde.
»› Hier auf Erden ist jegliches Ding zum Teil wahr, zum Teil falsch. ‹ Ein Zitat von Blaise Pascal, meine Herrschaften. Mit anderen Worten: Lassen Sie sich nicht von einer vordergründigen Wahrheit blenden. Suchen Sie die Wahrheit dahinter.«
LaBréa, der Thibons Worte für ausgemachten Blödsinn hielt, nickte dennoch eifrig.
»Natürlich, Monsieur. Wir gehen jeder Spur nach und allen Dingen auf den Grund.«
»Hoffentlich!« Der schmale Mund des Direktors verzog sich zu einem säuerlichen Lächeln.
»Halten Sie mich auf dem Laufenden, LaBréa.« Er blickte auf seine Armbanduhr, eine teure Breitling. »O nein, schon so spät!«, sagte er mit besorgter Stimme. »Heute Abend ist der englische Premierminister im Élysée. Der Innenminister hat mich und meine Frau ausdrücklich gebeten, beim Galadiner dabei zu sein. Und ich muss noch nach Hause und mich umziehen!« Thibon rauschte aus dem Raum.
Claudine fing prustend an zu lachen, die anderen fielen ein.
»O mein Gott«, rief sie aus. »Wie halte ich das nur aus, wenn er eines Tages tatsächlich den Posten des Präfekten übernimmt und uns nicht mehr zum Lachen bringt?«
Gleich darauf brachte LaBréa das Gespräch wieder auf das Wesentliche: »Noch eine letzte Frage, Franck: Haben Sie die Gefängnisärztin nach Masson befragt? Hat sie vielleicht irgendwelche Anhaltspunkte, dass Masson und Lancerau sich gekannt haben könnten?«
»Nein, Chef. Natürlich kannte Dr. Clément den Häftling Masson. Er war zwei-, dreimal während seiner Haftzeit auf der Krankenstation. Einmal mit einer schweren Bronchitis. Mehr konnte sie zu Masson nicht sagen. Und Lancerau kannte sie nur dem Namen nach.«
Es klopfte an die Tür, und Brigadier Valdez betrat das Büro. Er wandte sich an Franck.
»Ein
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