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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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osteuropäische Sprachen auf.«
    »Am besten rufe ich das Institut für Slawistik der Uni an«, erwiderte Jean-Marc.

    »Ja, das ist eine gute Idee. Und dann setzen Sie sich noch mal verstärkt mit den Taxizentralen in Verbindung. Wir müssen wissen, ob Masson und der Unbekannte auf ihrer Zechtour vorgestern Nacht mit Taxis gefahren sind. Ich nehme den Renault und fahre noch einmal zu dieser Psychologin. Véronique Andrieu sagte mir vorhin am Telefon, Christine Payan wäre Anfang der Neunzigerjahre in Osteuropa gewesen. Ich würde gern wissen, welches Land sie bereist hat und aus welchem Grund.«
     
    Während Claudine und der Paradiesvogel mit Jean-Marcs Peugeot zum Quai des Orfèvres fuhren, ging LaBréa durch die Rue Boulanger zurück zum Wagen, den Claudine wenige Meter vom Haus Nummer neun entfernt geparkt hatte, als sie Hortense Vignal und ihren Mitbewohnerinnen einen Besuch abstatteten.
    LaBréas Schritte knirschten auf dem gefrorenen Schnee. Die Luft war kalt. Der scharfe Wind fing sich in Fensternischen und Torbögen. Sein leiser Singsang schwoll an und ab, eine sich wiederholende, eintönige Melodie. Auf der linken Seite, vor dem Friseursalon »Babaka«, stand eine Gruppe junger schwarzer Mädchen. Sie kuschelten sich in ihre Daunenjacken und Wollmäntel, lachten und warteten darauf, dass der Salon sich leerte, damit sie sich ihre Dreadlocks neu flechten lassen konnten. Ansonsten war die Straße menschenleer. In den Billigkleiderläden brannten nackte Glühbirnen, die Scheiben waren beschlagen. Einige
Meter weiter, vor einem heruntergekommenen Hotel mit dem verheißungsvollen Namen Hotel Impérial , rutschte ein Hund über das glatte Pflaster des Bürgersteigs und fiepte jämmerlich. Eine Promenadenmischung mit kurzem Fell. Niemand würde sich dieser Kreatur erbarmen, die am ganzen Körper zitterte und sich offenbar verlaufen hatte.
    Inzwischen war es beinahe dreizehn Uhr. LaBréa warf einen raschen Blick in den zweiten Hof des Gebäudes Nummer neun. Die beiden Motorräder der Frauen waren verschwunden.
    Siedend heiß fiel LaBréa jetzt ein, dass er dringend Céline in Barcelona anrufen sollte. Seit dem Fund der zweiten Leiche am Morgen war endgültig klar, dass er seinen geplanten Flug am Freitag annullieren musste. Doch er hatte das Gespräch mit Céline angesichts der Ereignisse einfach vor sich hergeschoben. Vergessen, verdrängt, was auch immer. Erneut dachte er an Jocelyn Borel. Er hörte ihr Lachen, sah die geschwungenen Linien ihrer Lippen, die ihn herauszufordern schienen, roch den Duft ihres Parfüms. Seit dem Morgen ging das so, und er konnte sich nicht dagegen wehren.
    Er erreichte den Wagen, setzte sich hinters Steuer und zog sein Handy aus der Tasche seiner Lederjacke. Er drückte die Zahl eins, unter der Célines Handynummer gespeichert war. Vermutlich saß sie jetzt irgendwo beim Mittagessen. Nach viermaligem Klingeln hörte er ihre Stimme.

    »Hallo, ich bin’s, meine Liebe«, sagte er. »Störe ich dich gerade?«
    »Nein, nein«, ertönte es vom anderen Ende der Leitung. »Juan und ich sitzen zwar gerade beim Essen, aber du störst nicht.« Juan war Célines Galerist in Barcelona. »Wir sitzen sogar draußen. Du kannst dich schon mal darauf einstellen, Maurice: Hier ist das Wetter herrlich. Beinahe frühlingshafte Temperaturen!« Ihre Stimme klang geradezu überschäumend gut gelaunt.
    »Wie schön«, meinte LaBréa und wusste nicht, wie er Céline beibringen sollte, dass er nicht kommen konnte. Sie würde schrecklich enttäuscht sein. Er gab sich einen Ruck: »Céline, es tut mir sehr leid, aber ich werde am Freitag nicht kommen können. Ich habe zwei Mordfälle am Hals, und wir tappen bisher noch völlig im Dunkeln. Dasselbe Muster, vermutlich derselbe Täter.«
    »Ach ja?« Célines Stimme hatte blitzartig die Euphorie verloren, die er eben noch herauszuhören geglaubt hatte. »Zwei Mordfälle auf einmal? Beide heute Morgen? Da hat sich der Mörder aber ins Zeug gelegt!« Es klang ein wenig sarkastisch.
    »Na ja, das erste Opfer haben wir bereits gestern Morgen gefunden. Aber ich dachte …«
    Céline unterbrach ihn.
    »Was dachtest du? Es wäre besser, mir erst im allerletzten Moment beizubringen, dass du nicht kommst?«

    »Natürlich nicht! Ich wollte abwarten, wie sich die Sache entwickelt und nicht unnötig die Pferde scheu machen.«
    »Ach, Maurice, was soll ich dazu jetzt sagen?« Céline schwieg einen Moment, und LaBréa hörte das Rauschen in der Leitung. »Eigentlich weißt

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