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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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niemand schien an mir interessiert zu sein.
    Wir standen schweigend nebeneinander, von aufgewühlten Nachbarn umgeben. Einzelne losgerissene Wörter drangen mir ins Bewusstsein.
    „… ganz blutig … der Kopf mit etwas Scharfem … groß und schwer …“
    Ich versuchte meine Ohren zu verschließen.
    Linus schien genauso traurig zu sein wie ich. Das überraschte mich. Er hatte sie ja kaum gekannt. Oder war er doch insgeheim in Mikaela verliebt gewesen? Genau wie alle anderen Jungs?
    „Ich hab mir etwas überlegt“, sagte er nach langem Schweigen.
    Ich drehte mich zu ihm um und wartete auf eine Fortsetzung. Er sah nachdenklich zu einem Gebüsch hinter der Absperrung der Polizei hinüber. Wir standen nicht weit von der Stelle entfernt, wo ich seinen Hund gefunden hatte.
    „Ich frage mich, wie lange Mikaela schon tot war“, fuhr er leise fort, fast so, als spräche er mit sich selbst.
    „Sie ist am selben Abend verschwunden wie Glöckchen“, sagte ich. „Aber das muss nicht heißen, dass sie da auch gestorben ist. Eher nicht, sonst hätte ich sie wahrscheinlich … auch … gefunden …“
    Ich erschauerte. Die Vorstellung war zu entsetzlich.
    „Ihr Körper kann vergraben oder im See versenkt worden sein“, meinte Linus.
    Ich ertrug es nicht, noch länger stehen zu bleiben. Wir gingen langsam in Richtung Schule. Bestimmt würden wir zu spät kommen, doch da wären wir wohl nicht die Einzigen. Dieser Tag würde kein normaler Schultag werden.

KAPITEL 16
    Per Lundström, unser Lehrer, hatte alle Bücher und Hefte weggeräumt, die sich sonst auf seinem Tisch vorne im Klassenzimmer stapelten. Jetzt standen dort Kerzen und ein großer Blumenstrauß.
    Alle gingen still an ihre Plätze, um der blechernen Stimme des Rektors aus der Lautsprecheranlage zuzuhören.
    „Man sollte sich nur an die schönen Momente erinnern“, schloss er seine Gedenkrede für Mikaela.
    Dann hielt die ganze Schule eine Schweigeminute.
    In unserem Klassenzimmer war es nicht still. Wir weinten alle laut.
    Aber ich versuchte, die Worte des Rektors zu beherzigen, und dachte an ein paar sonnige Sommerferientage vor zwei Jahren, als Mikaela und ich im Wald eine Hütte gebaut hatten, in demselben Wald, in dem sie jetzt tot aufgefunden worden war. Dort hatten wir Saft getrunken, Kekse gefuttert und uns über unsere Lieblingssongs und Fernsehsendungen unterhalten.
    Ich hatte mich auch oft über sie geärgert, doch diese Gedanken verdrängte ich schnell. Über jemanden, der tot ist, soll man nichts Böses denken.
    Gleichzeitig kam ich nicht umhin, mir über den Streit Gedanken zu machen, den ich gestern Abend vor Mikaelas Haus belauscht hatte. Müsste ich nicht eigentlich die Polizei darüber informieren?
    Obwohl …
    Wie hätte jemand, der mit Mikaela und ihrer Mutter unter einem Dach gelebt hatte, Mikaela erst umbringen und danach weiterhin bei ihrer Mutter bleiben können, als wäre nichts passiert?
    Von normalem Unterricht konnte nicht die Rede sein. Das Krisenteam zog von Klasse zu Klasse. Am längsten blieben sie natürlich bei uns.
    Als sie gegangen waren, hatten wir Kunst. Wer wollte, durfte stattdessen Gedichte schreiben.
    Ulf Bergman, unser Lehrer, breitete die Hände aus, als wollte er uns segnen, dann drückte er auf die Play-Taste des Rekorders. Ein klassisches Musikstück erfüllte den Raum mit stillen Tönen.
    Ich hatte meine Farbstifte hervorgeholt, blieb aber einfach reglos vor einem weißen Blatt Papier sitzen. Ich dachte an Mikaela. Hatte tatsächlich jemand es ausgerechnet auf sie abgesehen oder war sie nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen?
    In jener schicksalhaften Nacht hatte sie vorgehabt, bei Hannamaria zu übernachten. Dann hatte sie es sich anders überlegt. War sie nach Hause unterwegs gewesen? War sie rein zufällig jemandem begegnet? Oder hatte sie jemanden angerufen und sich verabredet? Und war das dann derjenige, der sie umgebracht hatte?
    Warum?
    Und wann?
    Und stand das in Zusammenhang mit der Tatsache, dass Glöckchen überfahren worden war?
    Die Fragen häuften sich.
    Ich begann zu zeichnen – einen schwarzen Hund, blutbefleckt.
    Leider habe ich nicht die Begabung meiner Mutter geerbt, darum konnte wahrscheinlich nur ich erkennen, was die Zeichnung darstellte. Aber für mich war es eine quälende Erinnerung. In meinen Augen brannten Tränen.
    „Na, so mies ist die Zeichnung auch wieder nicht“, flüsterte Mohammed, der neben mir saß.
    Ich schlug mit einem Lineal nach

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