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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Reisetasche.
    Rote Reisetasche …
    Ich dachte an die Tasche, die ich bei Hedvig hinterm Haus gesehen hatte. Sollte ich die erwähnen? Aber Hedvig hatte bestimmt nichts mit Mikaela zu tun gehabt. Außerdem konnte doch jeder eine rote Reisetasche besitzen, sogar Hedvig.
    Der Polizeibeamte endete mit einer Aufforderung an uns, Fragen zu stellen. Ich hob die Hand.
    Er nickte mir zu.
    „Ja, bitte.“
    „War diese Reisetasche weich oder hart?“, fragte ich.
    „Hart.“
    Genau wie die Tasche hinter Hedvigs Haus!
    Er kratzte sich nachdenklich am Kinn.
    „Hast du sie gesehen?“
    „Nein, nur so. Falls ich zufällig auf sie stoße, wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin.“
    „Wo führst du deinen Hund denn meistens aus?“
    „In dem Wald, wo Mikaela gefunden wurde. Aber … jetzt nicht mehr.“
    Klas nickte und sah mich nachdenklich an, wurde aber von Samir gestört.
    „Ich hab eine Frage“, rief er.
    „Streck die Hand hoch und warte, bis du an der Reihe bist“, sagte Per Lundström.
    Samir streckte die Hand hoch und fragte gleichzeitig:
    „Es heißt, der Täter sei jemand, der hier in der Gegend wohnt. Glauben Sie das auch?“
    „Gewisse Einzelheiten lassen auf gute Ortskenntnisse schließen. Es kann jemand sein, der in der Gegend wohnt oder gewohnt hat und sich in der hiesigen Umgebung auskennt.“
    „Ha, trifft alles auf Svea zu!“, warf Micke ein. „Und auf ihren Wuff-Wuff-Wauwau, hehe.“
    „Das war nicht sehr komisch“, sagte Per Lundström. „Weitere Fragen?“
    „Ist Mikaela am selben Abend gestorben, als sie verschwand?“, fragte Hannamaria leise.
    „Das scheint der Fall zu sein.“
    „Wurde sie überfahren?“, fragte Alexander.
    „Nein.“
    „Aber woran ist sie denn gestorben?“, wollte Ranjan wissen. „An einem Schlag auf den Schädel mit einem Baseballschläger? Oder wurde sie getreten …“
    „Hör auf!“, schrie Ebba.
    „Wie ich schon gesagt habe, starke Gewalteinwirkung auf den Kopf. Sie ist an ihren Verletzungen gestorben.“
    Ein Raunen ging durchs Zimmer.
    Hannamaria war kreidebleich im Gesicht und mir wurde es ganz kalt. Ich dachte an Mikaela. Allein im Wald. Gleichzeitig dachte ich an Glöckchen, die am selben Abend überfahren worden war, als Mikaela starb.
    Im selben Wald, nicht weit voneinander entfernt.
    Ich hatte Glöckchen gefunden. Wie entsetzlich, wenn ich auch Mikaela gefunden hätte!
    Ich überlegte, ob ich die Sache mit Glöckchen erwähnen sollte, doch dann fiel mir ein, dass Linus’ Mutter das ja schon angezeigt hatte. Die Polizei wusste es bereits.
    Trotzdem erstaunlich, dass sonst niemand in der Klasse etwas darüber sagte, aber wahrscheinlich verband niemand Glöckchen mit Mikaela.
    „Ich glaube, hier müssen wir unterbrechen“, sagte Per Lundström.
    Im Klassenzimmer war es ganz still. Alle hatten die Augen gesenkt. Hannamaria und Ebba weinten.
    Der Polizeibeamte hinterließ eine Telefonnummer, die man anrufen durfte.
    Und eine düstere Stimmung.
    Jetzt hatten wir nur noch eine Doppelstunde, dann konnten die Herbstferien beginnen. Aber Per Lundström ließ uns jetzt schon Schluss machen. Alle waren einfach zu traurig und aufgewühlt.
    Wir räumten unsere Sachen schweigend zusammen und verzogen uns ohne das übliche Feriengeschrei nach draußen.
    Per Lundström hielt mich an, als ich hinauswollte.
    „An welchem Tag hast du von diesem Hund erzählt, der überfahren wurde?“, fragte er.
    „Am Tag, nachdem Mikaela verschwunden war.“
    „Das ist doch im selben Wald passiert?“
    Ich nickte.
    „Aber du hast es nicht erwähnt?“
    „Die Polizei weiß schon Bescheid.“
    Diesmal nickte er.
    „Gut. Hoffentlich hast du schöne Ferien.“
    Ich ging stumm hinaus.
    Im Schatten einer toten Freundin konnten meine Ferien allerdings nicht allzu schön werden.
    Ich lief langsam zu Fuß nach Hause, weil ich Zeit brauchte, um mich zu beruhigen und an etwas anderes als Mikaela zu denken. Das klappte, bis ich in unsere Straße einbog. Dort schwebte Mikaelas Geist. Als ich zu ihrem Haus hinüberschaute, war es fast so, als müsste die Tür aufgehen, Mikaela mit einem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen auf mich zutrippeln und dabei ihre Haare über die Schulter werfen.
    „Das ist doch grauenhaft“, sagte jemand. „So ein junges Mädchen.“
    Die Besitzerin eines Schäferhundes, Hero, mit dem Wuff zu spielen pflegte, kam mit ihrem Hund an der Leine zu mir her, als ich vor Mikaelas Haus stand.
    „Mhm“, sagte ich.
    „Wahrscheinlich ist sie von diesem Kerl ins

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