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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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zuwenden konnte. Sie sollten möglichst nicht sehen, was für ein Brett ich war.
    Plötzlich kam jemand in meine Gedanken hereingetrampelt:
    „Stimmt doch, Svea?“
    Ich zuckte zusammen und streifte schnell mein T-Shirt über, bevor ich mich umdrehte. Es war Hannamaria. Sie sah mich fragend an.
    „Ich hab nicht gehört, was du gesagt hast“, gestand ich.
    „Stimmt doch, dass Mikaela sich die Haare gefärbt hat?“
    „Ja.“
    „Na bitte“, sagte Hannamaria.
    Plötzlich wurde ich in die Diskussion hineingezogen. Solange es um Mikaela ging, konnte ich mithalten.
    Doch dann wechselten sie das Thema.
    Hannamaria sah Ebba an.
    „Ist das Kanebo?”
    Sie nickte.
    „Und worauf stehst du?“
    Hannamaria drehte sich plötzlich wieder zu mir um.
    Worüber sprach sie gerade? Kleider, Schuhe, Rockgruppe?
    Ebba, Faduma und Nilla starrten mich an und warteten auf eine Antwort.
    Ich stand da mit einem Kopf voller Nebel und wollte nicht zugeben, dass ich keinen blassen Schimmer davon hatte, was sie meinte. Ich sah Ebba einen MP3-Player in die Tasche schieben. Vielleicht war es die Marke ihres Players?
    Ich sagte auf gut Glück:
    „Sony.“
    Alle vier brachen in lautes Gelächter aus und kehrten mir den Rücken zu.
    „Kommst du?“, fragte Jo.
    Es schien sie zu stören, dass ich mich mit den anderen Mädels unterhielt. Und vor allem, dass sie über mich lachten.
    „Gleich“, sagte ich.
    Ich begann meine Sportklamotten und das Handtuch im Beutel zu verstauen.
    „Ich warte draußen“, sagte Jo.
    Ich fühlte mich gedemütigt. In der nächsten Sportstunde würde ich Hannamaria dastehen und ganz schön warten lassen, genau wie Klara. Ich wollte mich wieder wichtig fühlen.
    „Ich glaube, ich weiß, wer Mikaela entführt hat“, bemerkte ich.
    Kaum hatte ich das gesagt, bereute ich es schon. Aber jetzt sahen alle vier mich wieder an. Ich konnte meine Worte nicht wieder zurücknehmen.
    „Wer denn?“, fragte Hannamaria.
    „Samuel Wester.“
    „Ist das wahr?“, stöhnte Hannamaria.
    Ebbas Augen zwischen den Kajalstrichen wurden ganz schmal.
    „Dann muss er sie auch umgebracht haben!“
    „Das weiß ich nicht, aber Mikaelas Mutter hat ihm vorgeworfen, er hätte sie entführt.“
    Ich überlegte, ob ich erwähnen sollte, dass sein Auto zur Reparatur in der Werkstatt gewesen war, doch das bewies ja nichts, was mit Mikaelas Ermordung zusammenhing, daher ließ ich es bleiben. Schließlich wusste ich nicht, ob zwischen Glöckchen und Mikaela irgendein Zusammenhang bestand.
    „Und warum?“, fragte Hannamaria.
    „Vielleicht ist er ein Pädo“, mutmaßte Faduma. „Was meint die Polizei dazu?“
    „Ich hab ihnen noch nichts davon erzählt.“
    „Warum nicht?“
    Hannamaria antwortete an meiner Stelle.
    „Weil er dich dann auch kaltmacht!“
    Alle schwiegen andächtig und sahen mich leicht betrübt an, als wäre mein Schicksal schon besiegelt.
    „Aber ihr müsst den Mund halten“, bat ich.
    Hannamaria tat so, als würde sie einen Reißverschluss über den Lippen zuziehen.
    „Sicher?“
    Ich sah Ebba und Faduma flehend an.
    Sie nickten.
    Ich schlüpfte hinaus und verfluchte mich selbst. Ich und meine große Klappe!
    Jetzt konnte ich nur hoffen, dass die vier Mädels tatsächlich den Mund hielten.
    Sonst wäre ich echt übel dran.

KAPITEL 27
    Am Dienstagvormittag, eine Woche nachdem Mikaela gefunden worden war, kam ein Polizeibeamter in unsere Klasse.
    Er stellte sich als Klas vor und murmelte seinen Nachnamen, der irgendwie mit -son endete. Er war in Papas Alter und sah überhaupt nicht aus wie ein Polizist, weil er normale Jeans trug und dazu ein dunkles Sweatshirt. Er berichtete ruhig, fast gemächlich über ihre Bemühungen, Mikaelas Mörder zu fassen.
    Einzelheiten konnte er nicht verraten, aber er sagte, Mikaela sei durch Gewalteinwirkung zu Tode gekommen. Und sie sei nicht an der Stelle gestorben, wo sie gefunden worden war.
    Es sei wie eine Art Puzzle, das sie zusammenzufügen versuchten. Jedes Teilchen, ganz gleich, wie unwichtig es schien, könne dazu beitragen, ein Ganzes zu bilden. Darum bat er alle, die sich in der Nähe der Stelle aufgehalten hatten, wo Mikaela gefunden worden war, ihm ihre Beobachtungen mitzuteilen, egal was es war. Es musste sich nicht unbedingt um irgendwelche verdächtig umherschleichenden Typen handeln, die sich seltsam aufführten. Das konnte ein Auto sein, ein Radfahrer oder Jogger, der vielleicht wiederum etwas beobachtet hatte.
    Außerdem wurde Mikaelas Tasche vermisst. Eine rote

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