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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Auto gezerrt worden, der hier herumfährt und junge Mädchen mit sich lockt. Am Sonntag wäre eine Elfjährige fast sein Opfer geworden.“
    „Mhm“, wiederholte ich.
    Was sollte ich sonst sagen? Das waren doch bloß Vermutungen.
    „Ich begreife nicht, was heutzutage hier los ist. Früher war es in unserer Gegend doch so friedlich. Wenn ich bloß an diese zwielichtigen Gestalten denke, die sich drüben in Stormalm herumtreiben!“
    Jetzt begann mich das Gespräch zu interessieren.
    „Meinen Sie, in dieser großen Garage?“
    „Ja, oder Werkstatt oder was auch immer es sein soll. Es heißt, die würden sich dort zu illegalem Glücksspiel oder sonst was treffen. Ich halte mich da fern. Die sind richtig unheimlich, groß und kräftig mit komischen Abzeichen an ihren Lederjacken. Denen möchte man lieber nicht im Dunkeln begegnen.“
    „Nein, bestimmt nicht!“
    Ich sprach aus eigener Erfahrung. Am liebsten hätte ich jetzt über ihre Andeutung nachgedacht, dass es dort illegales Glücksspiel geben könnte, doch sie ließ mich nicht in Ruhe.
    „Und wie geht es dieser bedauernswerten Frau, Mikaelas Mutter?“
    Sie nahm offenbar an, ich wüsste das. Die Nachbarn hatten Mikaela und mich oft zusammen gesehen und glaubten wohl, wir wären dick befreundet gewesen. Und dabei hatte ich mich nicht einmal danach erkundigt, wie es Mikaelas Mutter ging. Das hätte ich natürlich tun sollen.
    „Nicht allzu gut“, murmelte ich.
    Das traf bestimmt zu.
    Ich verdrückte mich, bevor sie noch weitere Fragen stellen konnte, auf die ich keine Antworten wusste.

KAPITEL 28
    Ich aß eine Kleinigkeit und ging kurz mit Wuff hinaus, während mir tausend Gedanken durch den Kopf schossen. Verbeulte Kühlerhauben, gestohlene Luxusautos, illegales Glücksspiel – alles drehte sich in einem wirbelnden Tanz ohne Anfang und Ende.
    Am meisten dachte ich jedoch an Mikaela … im Wald.
    Schließlich tat dieser Gedanke so weh, dass ich nicht mehr untätig im Haus bleiben konnte. Ich fühlte fast eine ähnliche Rastlosigkeit wie Mikaelas Mutter, die wie ein Tiger im Käfig umhergewandert war.
    Kurz entschlossen schlüpfte ich in meinen Jogginganzug. Als ich ins Freie trat, war die Luft kühl, aber ich sprintete gleich los. Das Gespräch mit der Nachbarin hatte neue Gedanken wachgerufen. Ich musste unbedingt sämtliche Spuren abgrasen, sonst würde ich durchdrehen. Und ein guter Anfang wäre, an dem Ort zu suchen, wo Mikaela sich auf den Heimweg gemacht hatte. Wie sah es dort aus? Konnte sie tatsächlich dem Pädophilen zum Opfer gefallen sein, der angeblich hier herumfuhr und Mädchen in sein Auto lockte?
    Ich folgte dem Fußweg längs der Schnellstraße und bog dann in eine ruhige Wohngegend mit Einfamilienhäusern ab, die an unser eigenes Viertel erinnerte. Weil Papa und ich normalerweise im Wald joggen, bin ich es nicht gewohnt, auf Asphalt zu laufen. Endlich an meinem Ziel angelangt, hatte ich sowohl in den Füßen als auch in den Waden höllische Schmerzen und meine Kehle brannte. Ich musste ziemlich lange keuchend und schnaufend stehen bleiben, bevor ich mich umschauen konnte.
    Ich befand mich in der Nähe eines unserer beiden Badeplätze. Hier waren die Häuser größer und schicker als bei uns. Die meisten hatten, wenn nicht ein Seegrundstück, so doch wenigstens Seeblick.
    Oscar wohnte in einer eleganten zweigeschossigen Villa, die von einer winterlich kahlen Hecke umgeben war. In den zur Straße gelegenen Zimmern war Licht, ich konnte aber niemanden sehen. Was mich allerdings interessierte, waren nicht die Bewohner des Hauses, sondern der Weg, der von dort wegführte.
    Indem ich herauszufinden versuchte, welchen Weg Mikaela an jenem schicksalhaften Abend eingeschlagen hatte, hoffte ich der Wahrheit über ihren Tod näher zu kommen. Hannamaria glaubte, dass Mikaela, als sie den Anschlussbus verpasst hatte, sich dafür entschieden hatte, zur Schnellstraße zu gehen. Das schien mir plausibel. Wenigstens, wenn sie sich tatsächlich auf dem Heimweg befunden hatte.
    „Was machst du denn hier?“
    Plötzlich stand Oscar vor mir, die Lederjacke lässig über die Schultern geworfen. Wahrscheinlich war er beim Nachbarn gewesen und wollte jetzt nach Hause.
    Oscar sieht gut aus. Perfekte Zähne, dichtes Haar, groß und schlank. Mir sieht er zu gut aus. Aber ich konnte verstehen, dass Mikaela auf ihn abgefahren war. Und Hannamaria auch.
    „Joggen“, antwortete ich.
    „Kommt mir aber eher so vor, als würdest du bloß herumstehen und vor dich hin

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