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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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spielen.
    Alexander und ich waren schon voller Anspannung, unsere Mitspieler standen umgezogen da. Aber nicht alle.
    „Worauf warten wir noch?“, fragte Ranjan ungeduldig und sah unsere Sportlehrerin Anita genervt an.
    „Auf Hannamaria“, antwortete Anita ruhig. „Ebba, sag ihr, sie soll sich beeilen.“
    „Hannaaamariiiaaa!“, brüllte Ebba.
    „Na, das hätte ich auch gekonnt“, murmelte Anita.
    Hannamaria tauchte auf. In schicker Trainingshose und einem eng anliegenden Top lehnte sie in der Türöffnung zum Umkleideraum und machte ein leidendes Gesicht.
    „Ich spiele nicht“, murmelte sie.
    „Und warum nicht?“, wollte Anita wissen.
    Die Jungs begannen zu grummeln. Alexander und Ranjan spielten sich schon mal den Ball zu.
    „Lass sie. Ist doch scheißegal!“
    „Los, fangen wir an!“
    Zuerst fühlte ich mich genauso genervt wie die Jungs. Ich vibrierte schon vor angespannter Energie, bereit, meine Mannschaft zu einem vernichtenden Sieg zu führen.
    Ebba, Faduma und Nilla hielten sich abwartend zurück. Sie warfen sich Blicke zu, ohne Hannamaria anzuschauen. In diesem Moment existierte sie nicht für ihre Freundinnen. Hannamaria starrte auf ihre nagelneuen Nike-Schuhe. Doch die halfen ihr kein bisschen.
    Ich schluckte meine Gereiztheit und sagte mir, dass sie schließlich ihre beste Freundin verloren hatte. Außerdem würde sie als Letzte von allen gewählt werden, oder jedenfalls als Vorletzte, vor der dicken Klara, die niemand in seiner Mannschaft haben wollte.
    „Jetzt legen wir los“, entschied Anita, als Hannamaria weiterhin nur schwieg.
    „Fangt endlich an, die Mannschaften zu wählen!“, verlangte Ranjan.
    Derjenige, der das längste Streichholz aus Anitas geschlossener Hand zog, durfte als Erster wählen.
    Und das war ich.
    „Du fängst an, Svea“, sagte Anita.
    „Ranjan.“
    „Saga“, konterte Alexander rasch.
    Mohammed hatte bereits einen Schritt auf mich zu gemacht.
    „Mohammed“, sagte ich.
    „Jawoll!“, jubelte er. „Wir werden siegen!“
    „Ida“, sagte Alexander.
    Ich zögerte. Jetzt kam es darauf an. Bisher waren die Mannschaften gleich stark. Natürlich müsste ich jetzt Jo wählen. Sie ist meine beste Freundin und eine der Schnellsten der Klasse. Aber Ranjan und Saga sind schneller. Darum hat sie es auch nie übel genommen, wenn ich die beiden vor ihr wähle.
    Hannamaria starrte auf den Boden.
    „Hannamaria“, sagte ich.
    Sie hob den Kopf und stürzte blitzschnell zu mir her, aus Angst, ich könnte es mir anders überlegen.
    Niemand soll glauben, ich hätte mich plötzlich in einen besseren Menschen verwandelt. Aber sie tat mir leid. Ich konnte ihr Mikaela nicht zurückgeben oder ersetzen. Aber wenigstens konnte ich ihren Kummer ein bisschen lindern.
    Von den Jungs in meiner Mannschaft stieg ein empörtes Gemurmel hoch.
    „Scheiße“, brummte Ranjan.
    „So was sagt man nicht!“, rügte Anita ihn.
    „Nimm doch auch gleich Klara, hähä“, sagte Saga grinsend.
    Das tat ich nicht. Dann hätte Hannamaria geglaubt, ich würde eine Mannschaft aus lauter Losern zusammenstellen, bloß um die anderen zu ärgern.
    Als wir unsere Mannschaften beisammenhatten, pfiff Anita das Spiel an. Hannamaria sah mich während des ganzen Spiels kein einziges Mal an, aber gegen Ende des Spiels war sie, die sich sonst immer im hinteren Feld aufhielt und sich gelangweilt die Frisur zurechtzupfte, während wir anderen uns ins Zeug legten, tatsächlich ordentlich verschwitzt.
    „Wir sind die Größten!“, johlte Mohammed.
    Er hüpfte durch die Gegend und machte mit hoch erhobenen Händen das Siegeszeichen.
    „Bestimmt nicht dank dir“, knurrte Ranjan. „Svea hat die meisten Körbe geworfen!“
    „Du hast mir zugespielt“, sagte ich. „Give me five!“
    Ranjan und ich klatschten unsere Handflächen aneinander, dann wandte ich mich an die ganze Mannschaft.
    „Ihr wart echt spitze!“
    Im Umkleideraum war ich immer die Anführerin, bis die Kleider fielen. Dann war ich wieder das jüngste Mädchen der Klasse, das zu den anderen Mädels rüberschielte, deren Brüste aus den Sport-BHs quollen.
    Ich trage noch keinen BH. Ich habe nichts, was ich reintun könnte.
    Ich hab noch nicht einmal meine Tage bekommen.
    Hannamaria hatte sich wieder gefangen und begann mit Ebba, Faduma und Nilla über Puder, Rouge und Lipgloss zu quatschen, als wäre nichts passiert.
    Alles war wie zuvor.
    Ich duschte, trocknete mich rasch ab und zog mich in einer Ecke an, wo ich den anderen Mädchen den Rücken

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