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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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schon sagen? Du erfindest andauernd eine Menge Ausreden, um nicht mit mir schwimmen gehen zu müssen. Dann lass es eben bleiben! Aber unternimm wenigstens was mit Mama. Die ist immer allein.“
    „Was ist in letzter Zeit eigentlich mit dir los? Ich erkenne dich gar nicht wieder.“
    „Und ich erkenne dich auch nicht wieder.“
    „Was meinst du damit?“
    Ich sagte nichts.
    „Bedrückt dich irgendwas?“, fragte er.
    „Was glaubst du wohl?“, fauchte ich.
    „Ich verstehe ja, dass es schwierig sein muss. Eine Schulfreundin, die gestorben ist.“
    „Sie ist ermordet worden! Ermordet!“
    Und ich bin voller schrecklicher Gedanken, dass du etwas damit zu tun hast.
    Jetzt musste ich fragen. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten.
    „Wo warst du an dem Abend?“
    Bereits im selben Moment bereute ich es. Aber jetzt ließ sich die Frage nicht mehr zurücknehmen.
    Er fragte nicht, an welchem Abend. Er wusste, was ich meinte.
    „In Jönköping natürlich. Warum willst du das wissen?“
    Seine Stimme hatte einen scharfen Ton angenommen.
    „Weil ich es wissen will.“
    „Du … du vermutest doch nicht etwa, ich könnte etwas mit ihrem Tod zu tun haben?“
    Ich starrte vor mich hin.
    „Antworte!“
    Seine Stimme wurde schrill. Er hämmerte mit den Fäusten aufs Lenkrad.
    „Allmächtiger! Meine eigene Tochter!“
    Wir waren zu Haus angelangt.
    Ich wandte mich zu ihm um.
    „Als die ganze Sache losging, dass Mikaela verschwunden war und Glöckchen überfahren wurde, da war mit deinem Wagen was nicht in Ordnung. Ich bilde mir ein, vorne eine Beule gesehen zu haben. Und dein einer Scheinwerfer war kaputt!“
    Er sah mich an, schüttelte den Kopf und ächzte, als könnte er seinen Ohren nicht trauen.
    Ich riss die Wagentür auf und stürmte an Mama vorbei, die im Flur stand.
    „War’s schön …?“
    Ich hörte Papa einen Blitzstart machen und davonfahren.
    „Was ist denn passiert? Müsst ihr euch unbedingt die ganze Zeit in die Wolle kriegen? Ich hab das allmählich so satt …“
    Ich lief mit Wuff auf den Fersen nach oben in mein Zimmer, sperrte Mamas Stimme aus und durchnässte Wuffs Fell mit meinen Tränen.
    Mama klopfte an und versuchte mich durch die geschlossene Tür auszufragen, worüber wir uns gestritten hätten, aber ich antwortete nicht. Schließlich gab sie auf.
    Erst lang nachdem ich eingeschlafen war, kam Papa zurück. Ich wachte mit einem Ruck auf, als das Auto vor dem Haus anhielt. Der Schlaf hatte meine Unruhe eine Zeit lang betäubt, aber jetzt überfiel sie mich erneut. Papa log und ich begriff nicht, warum.
    Ein leichtes Klopfen an meine Tür.
    Ich richtete mich auf, sagte aber nichts. Durch das dunkle Zimmer sah ich, wie der Türgriff nach unten gedrückt wurde und die Tür einen Spalt weit aufging. Papa streckte den Kopf herein.
    „Schläfst du?“, flüsterte er.
    Wuff bellte kurz, begann aber mit dem Schwanz zu peitschen, als sie sah, wer es war.
    „Jetzt nicht mehr“, antwortete ich.
    Ich machte die Bettlampe an. Wir starrten einander kurz an. Papa kratzte sich mit unglücklicher Miene am Kinn.
    „Ich hatte nicht vor, dich zu wecken“, sagte er endlich.
    „Hast du aber.“
    Wuff klopfte noch heftiger mit dem Schwanz. Papa kam her, um sie zu streicheln, und setzte sich dann auf meinen Schreibtischstuhl. Er sah mich nachdenklich an, als überlegte er, ob er es wagen konnte, die Wahrheit zu sagen. Dann räusperte er sich.
    „Am besten, ich erzähle dir, was es mit diesem Glassplitter auf sich hat.“
    Ich setzte mich kerzengerade auf.
    „Ich hab einen Hasen überfahren. Ich hatte es zu eilig und da ist er urplötzlich vor mir aufgetaucht. Das gab einen ordentlichen Schlag!“
    Er verstummte.
    „War er tot?“
    „Ja.“
    „Was hast du dann gemacht?“
    „Mich mehrmals vergewissert, dass er nicht mehr lebt, und dann den Körper in den Graben geschleppt und ihn mit Reisig zugedeckt.“
    „Und das Auto?“
    „Der Scheinwerfer war beschädigt, aber ich hab ihn selbst ausgewechselt. Offenbar blieb ein Glassplitter in der Garage zurück. Der, den du gefunden hast.“
    „Und wann ist das passiert?“
    „Damals, als ich den Subaru ausgeliehen hatte.“
    „Dann hat dem Motor also überhaupt nichts gefehlt?“
    „Nein.“
    „War das der Grund, warum du nicht wolltest, dass ich in die Garage komme? Weil du gerade einen neuen Scheinwerfer eingebaut hast?“
    „Mhm.“
    „Aber warum hast du das nicht erzählt?“
    „Die Sache mit dem Hund hat Mama und dich so sehr mitgenommen, da fand

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