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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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schließlich gnädig.
    „Ich hab am Samstag schon was vor“, sagte Jo.
    „Pferde, was?“
    Aus Hannamarias Mund klang das wie etwas höchst Widerwärtiges.
    Jo nickte kurz.
    „Ich kann Pferde nicht leiden“, erklärte Hannamaria. „Die stinken! Genau wie ihre Reiter!“
    Die Mädchen hinter Hannamaria kicherten. Jo schaute zu Boden.
    „Um acht, ungefähr“, sagte Hannamaria.
    Davon hatte ich geträumt, darauf war ich insgeheim neidisch gewesen. Während ich mit meinen Eltern vor dem Fernseher saß oder allerhöchstens mit Jo eine DVD guckte, feierten unsere coolen Klassenkameraden Partys.
    Mikaela hatte mir oft mit ihrem Gerede über diese sagenhaften Feste die Ohren vollgelabert. Aber sie hatte nie gefragt, ob ich mitkommen wollte.
    „Wen hast du alles eingeladen?“, fragte ich.
    Ebbas kajalgerahmte Augen unter den schwarzen Stirnfransen wurden schmal. Wahrscheinlich dachte sie, das sei doch egal und ich könne dankbar sein, dass ich überhaupt kommen durfte.
    Aber Hannamaria begann Namen aufzuzählen:
    „Ebba, Faduma, Nilla, Micke, Alexander, Emma, Linus …“
    Linus!
    Damit war die Sache entschieden.
    „Ich komme gern“, unterbrach ich sie.
    Dann bereute ich, dass ich „gern“ gesagt hatte. Das klang schleimig.
    „Mein Bruder sorgt für die Getränke“, sagte Hannamaria.
    „Ihr Bruder sieht echt super aus“, teilte Ebba mit. „Wie der Typ in diesem Film … wie heißt er doch gleich noch mal?“
    „King Kong“, schlug Jo vor.
    Ebba warf ihr einen sauren Blick zu, aber Hannamaria wandte sich wieder mir zu.
    „Was möchtest du trinken?“
    „Cola.“
    Die Clique hinter ihr explodierte vor Gelächter.
    „Hat echt Humor, die Kleine, haha. O. k., Cola, und?“
    Was sollte das heißen – und ?
    „O-Saft.“
    Erneutes Gelächter.
    „Cool! Alles klar!“
    Ich kapierte null, lachte aber trotzdem.
    Mit den anderen.
    Um nicht das Gefühl haben zu müssen, dass sie über mich lachten.
    Hannamaria grinste.
    „Bring morgen Geld mit.“
    Sie, Ebba und Faduma zogen weiter zu irgendwelchen aus der Achten und Neunten und bald war von dort lautes Gelächter zu hören. Zuerst dachte ich, sie würden über mich lachen, doch dann sah ich, dass es Ebba war, die eine Bemerkung von Krille unglaublich komisch fand. Sie war schon den ganzen Herbst hinter ihm her.
    „Willst du wirklich auf diese Party gehen?“, fragte Jo vorwurfsvoll. „Obwohl du gesagt hast, du könntest nicht mal daran denken .“
    „Ja, wenn du ermordet worden wärst.“
    „Und auch noch zu einer Alkoholparty!“
    Ihre Wangen glühten. Erst jetzt ging mir auf, was Hannamaria gemeint hatte. Aber ich fragte trotzdem:
    „Was meinst du damit?“
    „Sie hat doch gesagt, ihr Bruder würde Alkohol besorgen! Wie kannst du nur! Ich kapier das einfach nicht!“
    Sie hatte recht. Ich müsste darauf verzichten.
    Doch dann sah ich Linus vor mir.
    „Ich mach, was mir passt! Außerdem hast du doch keine Ahnung, was in Hannamaria vorgeht. Vielleicht ist das ja ihre Art zu trauern!“
    Jo warf mir einen seltsamen Blick zu.
    „Ich geh schon mal rein“, sagte sie.
    „Es hat doch noch gar nicht geläutet.“
    Sie ging einfach.
    Ich blieb stehen.
    Ich hätte hinterherrennen und mich entschuldigen sollen. Hätte ihr sagen sollen, dass ich sie natürlich nicht hatte anschnauzen wollen, aber irgendetwas hinderte mich daran. Jo versuchte mich in dem Leben, das wir bisher immer geführt hatten, festzuhalten.
    Hannamarias Party brachte etwas Neues. Vor allem Linus.
    Ich betäubte mein Gewissen mit dem Tagtraum, dass ich den ganzen Samstagabend mit Linus tanzen würde.

KAPITEL 43
    Als ich von der Schule nach Hause ging, war ich tief versunken in Partyträume. So verdrängte ich die Unruhe, die unsere Pläne für den heutigen Abend in mir erzeugten. Es war viel schöner, sich vorzustellen, wie ich mit Linus tanzte, als daran zu denken, dass wir in der Dunkelheit auf einem verlassenen Industriegelände umherschleichen würden.
    Ein Stück von unserem Haus entfernt hob ich den Blick von dem rutschigen Schneematsch auf dem Gehweg. Vor unserem Haus stand ein Auto, ein schwarzer Geländewagen, der an den Subaru erinnerte, den Papa damals geliehen hatte.
    Zuerst freute ich mich, weil ich dachte, es wäre Papa, der mich überraschen wollte. Doch dann sah ich, dass in dem Auto zwei Personen saßen. Außerdem lief der Motor im Leerlauf. Das sah Papa nicht ähnlich.
    Als ich mich dem Auto näherte, klingelte mein Handy.
    „Bleib von eurem Haus weg!“, keuchte Linus

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