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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Guilfoyle ist nur noch wenige Schritte entfernt, sein Arm pendelt und holt Schwung, um Marco das Messer im Vorbeigehen unterhalb des Brustkorbs ins Herz zu stoßen.
    In diesem Moment lässt ein Mädchen in einer pinkfarbenen Bluse und bunt geringelten Leggins ihren Luftballon los. Marco fährt herum, um den Faden zu fassen. Die Klinge schlitzt durch sein Hemd in sein Fleisch, aber der Winkel stimmt nicht.
    Guilfoyle weiß das auch. Die Wucht des Stoßes hat ihn schon zwei Schritte an Marco vorbeigetragen, als er sich umdreht. Julianne hat ihn gesehen. Sie reißt den Mund auf und schreit gellend vor Angst. Guilfoyle drängt mit gesenktem Kopf, die Hände in den Taschen vergraben, weiter durch die Menge.
    Marco sinkt auf die Knie und hält sich die Seite. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Leute gehen um mich herum und steigen über mich hinweg. Eine Frau stolpert über mein Bein und fällt beinahe hin. Sie trägt eine enge Jeans und hat einen riesigen Hintern. Ein weiteres Gesicht schiebt sich verkehrt herum in mein Blickfeld. Ihr Mann – er trägt ein AC/DC-T-Shirt.
    »Alles okay?«, fragt er.
    Ich kann nicht antworten.
    »Das ist Blut!«, sagt seine Frau.
    »Er ist angeschossen worden«, sagt jemand anderes.
    »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    »Wer hat auf ihn geschossen?«
    »Könnte ein Heckenschütze gewesen sein.«
    »Ein Heckenschütze! Wo?«
    »Hier ist ein Heckenschütze!«
    Es ist, als würde man zusehen, wie ein Stein in einen stillen Teich geworfen wird und Wellen zieht. Die Leute stürzen schreiend, stolpernd, rangelnd und Kinder hinter sich her zerrend auseinander. Es gibt ein großes Geschrei und Gedrängel.

    Jetzt kann ich Julianne deutlich sehen. Sie ist in Sicherheit. Mein Herz schlägt höher. Sie zieht Marco das Hemd aus. Blut sickert über den Bund seiner Unterhose und seine Jeans.
    Am Ende der Merchant Street hält ein schwarzer Range Rover. Carl Guilfoyle springt auf den Beifahrersitz. Am Steuer sitzt eine Frau. Rita Brennan.
    Ruiz läuft ihnen nach wie ein Stürmer beim Rugby, den Kopf gesenkt und die Knie hebend, alle Bewegung unterhalb der Hüfte. Er packt die Fahrertür und reißt sie auf. Rita Brennan beschleunigt, und die Tür schwingt auf und wieder zu. Ruiz kriegt das Lenkrad zu packen und reißt es herum. Kurz darauf höre ich einen Aufprall, kann jedoch nicht sehen, was passiert ist.
    Polizeisirenen werden lauter.
    Der Schmerz in meiner Brust überdeckt jede andere Empfindung. Meine Finger sind kalt, meine Haut ist feucht. Es fühlt sich nicht so an, als würde irgendetwas geschehen, um Hilfe zu bringen. Wo sind die Rettungssanitäter? Irgendjemand sollte einen Arzt holen.
    Julianne blickt auf und sieht mich. Ich wünschte, ich könnte tapfer lächeln, aber ich habe Angst und zittere am ganzen Körper.
    Jetzt kniet sie neben mir.
    »Wo?«
    Ich hebe den linken Arm. Sie sieht die Stichwunde unterhalb meines Brustkorbs. Das Loch scheint zu atmen. Sie zieht ihren Trenchcoat aus und presst ihn auf die Wunde.
    »Das gibt bestimmt Flecken«, erkläre ich ihr.
    »Ich weiche ihn ein.«
    Sie hockt sich rittlings auf mich und presst ihre Finger auf meine Rippen, um den Druck auf die Wunde zu halten. Ihre Augen schimmern. Sie soll nicht weinen.
    »Du musst wach bleiben für mich, Joe.«
    »Ich mach die Augen nur eine Sekunde zu.«

    »Nein, bleib wach.«
    »Du hattest recht«, erkläre ich ihr. »Ich hätte dich und Charlie beschützen müssen.«
    Sie schüttelt den Kopf, um klarzumachen, dass ich jetzt nicht darüber reden soll.
    »Wie geht es Marco?«
    »Er wird durchkommen.«
    Mein Herz hämmert nicht mehr. Es wird langsamer.
    »Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen.«
    »Nicht! Bitte.«
    »Tut mir leid.«
    Julianne legt den Kopf an meine Brust, und es fühlt sich an, als ob wir durch die Jahre der Trennung zurückfliegen, und sie lauscht demselben Herzschlag, der sie zwanzig Jahre lange in den Schlaf begleitet hat.
    »Sei mir nicht böse«, flüstert sie.
    »Bin ich nicht.«
    Ich drücke meine Lippen in ihr dunkles Haar.
    Ich erinnere mich daran, wie wir zum letzten Mal miteinander geschlafen haben. Ich war spät nach Hause gekommen, und Julianne schlief schon oder zumindest halb. Nackt. Sie rollte sich in der Dunkelheit auf mich und beging ein Ritual, halb blind, aber geübt. Sie bewegte sich über mir auf und ab und nahm meine Kapitulation entgegen. Damals dachte ich, dass es sich nicht anfühlte wie Versöhnungssex oder Neuanfangssex. Es war Abschiedssex, ein ersterbender Seufzer, der

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