Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
dorthin fahren. Gestern hat er die Frau des Hauses verwiesen.«
»Wow. Da scheint jemand äußerst sauer zu sein. Sonst noch irgendetwas?«
»Zwei Frauen, die sich beobachtet bis verfolgt gefühlt haben. Thomas hat es noch in der Überprüfung, die Damen stehen erst einmal unter Bewachung.«
Grohmann nickte. »Sehr gut.« Er schwieg kurz, bevor er mit einem Seufzen sagte: »Also zurück zur Matrix. Take the red pill and see how deep the rabbit hole goes .«
Im ersten Moment sah Jennifer ihn nur fragend an, dann grinste sie breit. Das erste Lächeln seit der Besprechung mit Schäffer. » Remember … all I’m offering is the truth. Nothing more. «
Zwischenzeitlich hatte Jennifer auf Marcels Rechner ein eigenes Benutzerkonto für Grohmann einrichten lassen. Er war oft in ihrem Büro und nutzte den Computer teilweise über Stunden, sodass sie sich irgendwann unwohl dabei gefühlt hatte, ihn jedes Mal über ihren Account anzumelden.
Er fuhr den Computer hoch und öffnete die Excel-Datei, in der sie alle verfügbaren Daten über die Opfer gesammelt und geordnet hatten, um sie auszuwerten. Es war ein riesiges Sammelsurium von Fakten über Arbeitsplätze, Bekannte, Verwandte, Freizeitaktivitäten, Vereinsmitgliedschaften, Gewohnheiten, Fortbewegung innerhalb der Stadt und vieles mehr.
Als Grohmann die Datei zum ersten Mal geöffnet hatte, war er so beeindruckt gewesen, dass er minutenlang nur schweigend auf den Bildschirm gestarrt hatte. Es hatte ihn Stunden gekostet, die Datenmenge und Vielfalt zu erfassen, doch inzwischen war er mit der Datei mehr als vertraut.
Noch stärker hatte ihn die unglaubliche Anzahl richterlicher Beschlüsse beeindruckt, die notwendig gewesen war, um all diese Informationen zusammentragen zu können. Es war ein Wunder, dass Jennifer Leitner seinen Vorgänger und den Ermittlungsrichter dazu hatte bewegen können, alle diese Dokumente zu beantragen und auszustellen.
»Was stellt die bedeutendste Verbindung zwischen den Opfern dar?«, fragte Grohmann, eine eher rhetorische Frage, denn sie wussten es beide.
»Das Lemanshainer Einkaufszentrum.« Beide klickten sich durch die Datei. »Vier der Opfer haben dort regelmäßig eingekauft, bei den zwei anderen wissen wir, dass sie zumindest letztes Jahr dort waren.«
Grohmann arbeitete sich durch die Matrix, die das Einkaufszentrum darstellte und die in immer detaillierteren Informationen mündete. »Wir haben dreiunddreißig verschiedene Geschäfte, aber keine nennenswerte Überschneidung.«
»Was daran liegen könnte, dass die meisten unserer Opfer auch häufiger bar bezahlt haben. Bei zweien von ihnen gibt es beträchtliche Barabhebungen an einem der Bankautomaten im Zentrum.«
»Einkaufszettel?«
Jennifer schüttelte den Kopf. »Die Haushaltsbuchführung mit Aufbewahrung irgendwelcher Belege ist absolut out. Erst recht bei Hausfrauen, die nicht wollen, dass ihre Männer zufällig darüber stolpern, wie viel sie mal wieder für Schuhe und Kleidung ausgegeben haben.« Sie seufzte. »Ich habe ein Wochenende lang gemeinsam mit Freya versucht, anhand von Labeln und Marken herauszufinden, ob die Opfer möglicherweise Kundinnen desselben Shops waren. Ein unmögliches Unterfangen.«
»Die Überprüfung der Mitarbeiter des Einkaufszentrums hat nichts ergeben?«, fragte der Staatsanwalt. Sie gingen Informationen durch, die ihnen eigentlich beiden bekannt waren, nur hatten sie sie noch nie zusammen einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Auf Jennifers Gesicht erschien ein Ausdruck, den Grohmann nur schwer deuten konnte. »Dreiunddreißig Geschäfte mit durchschnittlich fünf Mitarbeitern und dann noch mal um die zwanzig Angestellte der Verwaltung. Wir haben sie einem Schnellcheck unterzogen, aber eine richtige Überprüfung ohne irgendeine Eingrenzung ist nicht zu machen. Von der Mitarbeiterfluktuation mal ganz abgesehen.«
Grohmann überflog die Liste aller Shops mit den wichtigsten Daten wie Branche und Standort innerhalb des Zentrums. Er unterteilte sie in drei Kategorien. Zur ersten Kategorie zählten Geschäfte, die überwiegend oder ausschließlich weibliche Kundschaft ansprachen, zur zweiten all jene Shops, die Männer und Frauen gleichermaßen zu ihren Kunden zählten. Auf die dritte Kategorie – Geschäfte, die ausschließlich auf Männer zugeschnitten waren – entfielen erwartungsgemäß nicht viele Läden.
Jennifer bemerkte, dass Grohmann konzentriert mit der Maus beschäftigt war, und warf ihm über die Bildschirme hinweg einen
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