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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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ändern.«
    Schäffer fixierte Grohmann, nachdem sein Blick kurz Jennifer gestreift hatte. »Ich will, dass Sie Ihre Bemühungen verdoppeln. Der Bürgermeister und einige angesehene Bürger dieser Stadt erwarten Ergebnisse, bevor die ganze Angelegenheit aus dem Ruder läuft.«
    Hieß übersetzt: Wählerstimmen oder Spenden kostete oder – Gott bewahre – das nächste Opfer womöglich der städtischen Elite angehörte.
    »Richten Sie das auch Ihren Chefs aus.«
    Jennifer biss die Zähne so fest aufeinander, dass es wehtat. Jedes weitere Wort, das sie diesem Idioten ins Gesicht geschleudert hätte, hätte sie aller Voraussicht nach ihren Job gekostet.
    Schäffer machte sich nicht einmal die Mühe, sich zu verabschieden, sondern rauschte wortlos aus dem Konferenzraum.
    Fast eine Minute lang blieben Grohmann und Jennifer still nebeneinander sitzen, bevor sie sich erhoben und in Jennifers Büro zurückkehrten.
    Jennifer versuchte mit allen Mitteln, ihre Wut zu kontrollieren, war jedoch nicht besonders erfolgreich. Mehrmals ging sie vor ihrem Schreibtisch auf und ab, bevor sie ans Fenster trat und die Arme vor der Brust verschränkte. »Dieses Arschloch sollte uns mit seinen selbstherrlichen Ansprachen und Schuldzuweisungen nicht auch noch Zeit stehlen, wenn er unbedingt will, dass wir das Unmögliche möglich machen.«
    Grohmann seufzte zustimmend, sagte aber nichts. Er wusste, dass er abwarten musste, bis sie wieder runtergekommen war.
    Diesmal dauerte es fast zehn Minuten, bis sie endlich ruhig atmete und keine Verwünschungen und Flüche mehr vor sich hin murmelte.
    Schließlich setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch. Grohmann saß ihr gegenüber auf Marcels noch immer freiem Platz. Sie suchte seinen Blick, zögerte dann aber doch, bevor sie sagte: »Danke, dass Sie mich vorhin zurückgehalten haben. Sie haben mir das Leben gerettet.«
    Grohmann lächelte. »Ich dachte zwar eigentlich, dass Sie mir dafür noch den Kopf abreißen würden, aber: gern geschehen.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und stieß ein resigniertes Seufzen aus. »Sie verstehen es weitaus besser als ich, sich mit der Politikergarde herumzuschlagen. Mir fehlt dafür einfach die Geduld. Ich kann dieses scheinheilige, von Lügen verseuchte Gelaber einfach nicht ertragen.«
    »Ich glaube, das lernt man im Jurastudium. Seien Sie froh, dass Ihnen das erspart geblieben ist.«
    Das war kein besonderer Trost. »Dieser Schäffer und vermutlich auch der Bürgermeister stellen ihre politische Karriere über das Leben der Opfer. Das kotzt mich einfach nur an.«
    Grohmann nickte. »Dito.«
    Einige Minuten lang versank Jennifer in Grübeleien. »Das Problem ist nur, dass er zumindest in einem Punkt recht hat. Wir haben nichts, absolut überhaupt nichts, rien, niente, nada, nothing.«
    »Nihil, niets, ingenting?«
    Ihre Antwort bestand aus einem Blick, der mit dem einer Sphinx problemlos hätte konkurrieren können.
    Sie wusste, er wollte sie nur aufmuntern, doch sie war für diese Art von Humor – für jede Art von Humor – in diesem Moment einfach nicht empfänglich. »Ich dachte, nein, ich hatte gehofft, dass Katharina Seydel unser Joker wäre, endlich der Durchbruch. Alles deutete darauf hin, und dann stellt sie sich als Niete heraus, als universelle Niete.«
    Grohmann nickte. Er konnte ihre Resignation verstehen, denn es ging ihm ähnlich. »Ich weiß.«
    Sie standen mit leeren Händen da.
    Alle Ermittlungsansätze waren im Treibsand aus Kopfschütteln, Verneinungen und Schulterzucken versunken. Die Anfragen bei Ärzten und Kliniken, die Telefondaten des Opfers und auch die schmerzlichen Besuche bei den Familien und engen Freunden der anderen Opfer – nichts davon hatte sie auch nur einen winzigen Schritt weitergebracht.
    Insofern stimmte, was Schäffer gesagt hatte. Katharina Seydel war tatsächlich nicht mehr als ein Name auf einem Blatt Papier.
    Alles in allem bedeutete das für ihren Fall einen kompletten Neustart.
    Jennifer schüttelte den Kopf. »Wir können nicht einfach wieder bei Null anfangen. Wir können auch nicht darauf warten, bis uns der Scheißkerl die nächste Leiche serviert. Der letzte Mord liegt schon fast zwei Monate zurück.«
    Und es würde nicht aufhören. Darüber waren sich sämtliche Psychologen und Gutachter, die sie konsultiert hatten, einig.
    »Er könnte jeden Tag wieder zuschlagen, Grohmann! Herrgott, vielleicht hat er bereits die nächste Frau in seinen Klauen!«
    Das war Grohmann klar. Ebenso gut wusste er, dass

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