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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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platt geschossen hätte.
    Die Cops ließen bestimmt nicht lange auf sich warten. Nachdem sie seinen Honda gefunden hatten, wussten sie, dass er sich in der Gegend befand. Ein versuchter Autodiebstahl wenige Straßen vom Waffengeschäft entfernt würde alle Alarmglocken schrillen lassen.
    Wieder hupte es, einmal, noch einmal und dann unablässig. Damit wollte die Frau wohl ihre Nachbarn vor dem üblen Schurken warnen, der in ihr geruhsames Viertel eingedrungen war. Das Hupen klang so wild, als wäre Osama bin Laden persönlich durch die Straßen marschiert.
    Mitch sprang vom Gehsteig in einen Vorgarten, ging über den Rasen, öffnete ein Tor und eilte an der Seite des Hauses entlang. Hoffentlich erwartete ihn dahinter kein Pitbull. Zweifellos waren die meisten Pitbulls brav wie Lämmer, aber
angesichts der Pechsträhne, die er gerade hatte, würde er stattdessen bestimmt auf ein besonders teuflisches Exemplar treffen.
    Der hintere Teil des Gartens war schmal und von einem gut zwei Meter hohen Zaun aus spitzen Zedernlatten umschlossen. Ein Tor war nirgendwo zu sehen. Nachdem Mitch sich das zusammengedrehte obere Ende des Müllbeutels um den Gürtel geschlungen hatte, kletterte er auf einen Korallenbaum, der über den Zaun ragte, balancierte über einen geeigneten Ast und ließ sich auf den Fahrweg darunter fallen.
    Natürlich erwartete die Polizei, dass er eher solche versteckten Wege als die Straßen benutzte. Genau deshalb musste er diese Wege meiden.
    Er durchquerte ein unbebautes Grundstück, vor Blicken geschützt von den im Wind schwingenden Zweigen lange nicht mehr gestutzter Pfefferbäume.
    Als er etwa in der Mitte des Häuserblocks die nächste Straße überquerte, raste ein Polizeiwagen über die Kreuzung im Osten. Am Kreischen von Bremsen war zu erkennen, dass man ihn gesehen hatte.
    Durch einen Garten, über einen Zaun und die Straße dahinter, durch ein Tor, wieder einen Garten und über die nächste Straße hastete er nun, so schnell es ging. Dabei schlug ihm ständig der Müllbeutel ans Bein. Wenn das Ding bloß nicht platzte und sich die Geldbündel auf dem Boden verstreuten!
    Die letzte Häuserreihe grenzte an einen kleinen Canyon, der etwa sechzig Meter tief und hundert Meter breit war. Mitch kletterte über einen schmiedeeisernen Zaun und stand sofort auf einem steilen Abhang aus loser, erodierter Erde. Die Schwerkraft und der abrutschende Untergrund zogen ihn nach unten.

    Wie ein Surfer, der am trügerischen Rand einer sich brechenden Monsterwelle entlangglitt, versuchte Mitch, aufrecht zu bleiben, doch die sandige Erde war nicht so leicht zu navigieren wie das Meer. Die Füße rutschten ihm weg, sodass er die letzten zehn Meter in einer weißen Staubwolke hinabsauste und unsanft durch ein plötzlich auftauchendes Dickicht aus hohem Gras und Unkraut brach.
    Unter einem Blätterdach kam er zum Stillstand. Von hoch oben war zwar erkennbar gewesen, dass die Sohle des Canyons dicht bewachsen war, aber große Bäume hatte Mitch nicht erwartet. Nun fand er zusätzlich zu dem Gesträuch, das er sich vorgestellt hatte, einen artenreichen Wald vor.
    Gleich in der Nähe erhoben sich mehrere Rosskastanien mit duftenden, weißen Blüten. Struppige Hanfpalmen standen neben Kalifornischem Lorbeer und Kirschpflaumen mit schwarzroten Blättern. Viele der Bäume waren knorrig und merkwürdig verwachsen, als hätten ihre Wurzeln ungesunde Substanzen aus dem Boden des städtischen Canyons gesogen, aber Mitch sah auch einen Fächerahorn und einen Schnee-Eukalyptus, die er in jedem noblen Garten hätte einpflanzen können.
    Bei seiner Ankunft huschten mehrere Ratten davon, und eine Schlange glitt in den Schatten. Vielleicht war es eine Klapperschlange, aber das wollte er gar nicht so genau wissen.
    Solange er im Schutz der Bäume blieb, konnte ihn vom Rand des Canyons aus niemand sehen. Er war also nicht mehr in unmittelbarer Gefahr, geschnappt zu werden.
    So viele Zweige verschiedener Bäume waren miteinander verflochten, dass selbst der tobende Wind sie nicht auseinanderreißen konnte. Deshalb schien die Sonne nicht direkt herein, und das Licht war grün und wässrig. Schatten bebten und schwankten wie Seeanemonen.

    Ein seichter Bach plätscherte durch den Canyon, kein Wunder, da die Regenzeit noch nicht lange vorüber war. Womöglich lag der Grundwasserspiegel hier sogar so nahe an der Oberfläche, dass eine artesische Quelle den Wasserlauf das ganze Jahr über versorgte.
    Mitch löste den Müllbeutel von seinem

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