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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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die direkt oberhalb der Steilküste standen und einen dramatischen Blick auf den Pazifik boten. Das gelang ihm, indem er den doppelten Marktwert bot. Nachdem er über sechzig Millionen Dollar für die Häuser ausgegeben hatte, ließ er sie abreißen, um ein zusammenhängendes
Anwesen zu schaffen. Mit zwölftausend Quadratmetern war es eines der exklusivsten Grundstücke an der südkalifornischen Küste, wenn nicht gar das exklusivste.
    Ein bekanntes Architekturbüro stellte ein dreißigköpfiges Team zusammen, um eine dreistöckige Villa mit achttausend Quadratmetern Wohnfläche zu entwerfen. Die riesige Tiefgarage und die unterirdischen Räume für die Haustechnik waren da noch nicht eingeschlossen. Die Innenausstattung sollte sich an einer von Alberto Pinto gestalteten Villa in Brasilien orientieren.
    Elemente wie von innen nach außen rauschende Wasserfälle, ein unterirdischer Schießstand und eine Eislaufhalle verlangten den Architekten, Statikern und Haustechnikplanern einen heroischen Einsatz ab. In den ersten zwei Jahren der Bauphase wurde lediglich am Fundament und den Untergeschossen gearbeitet.
    Ein Budget gab es nicht. Turnbridge bezahlte, was notwendig war.
    Erlesener Marmor und Granit wurden erworben. Die Fassade sollte mit französischem Kalkstein verkleidet werden; dafür wurden schon einmal sechzig makellose Säulen samt Sockel und Kapitell hergestellt, zum Preis von jeweils siebzigtausend Dollar.
    Für die Firma, die er gegründet hatte, engagierte Turnbridge sich ebenso leidenschaftlich wie für das im Bau befindliche Haus. Er glaubte, sie werde sich zu einem der zehn größten Konzerne der Welt entwickeln.
    Dieser Ansicht war er selbst dann noch, als sich durch die rapide Entwicklung des Internets Mängel an seinem Geschäftsmodell offenbarten. Von Anfang an hatte er seine Aktien nur verkauft, um seinen Lebensstil zu finanzieren, nicht um die Investitionsbasis zu verbreitern. Als der Börsenkurs
seiner Firma sank, nahm er Kredite auf, um Aktien am Markt zurückzukaufen. Der Kurs sank weiter, woraufhin er weitere Käufe tätigte.
    Als sich der Kurs der Aktie nie erholte und die Firma zusammenbrach, war Turnbridge ruiniert. Der Bau der Villa kam zum Stillstand.
    Von Gläubigern, Investoren und seiner zornigen Exfrau bedrängt, kehrte Thomas Turnbridge heim in sein unvollendetes Haus und setzte sich auf dem Balkon seines Schlafzimmers auf einen Faltsessel. Ein fantastisches Panorama mit dem Ozean und den Lichtern der Stadt im Blick, spülte er eine Überdosis Schlafmittel mit einer gekühlten Flasche Dom Perignon hinunter.
    Als seine Exfrau ihn fand, waren ihr Aasvögel um einen Tag zuvorgekommen.
    Obwohl das riesige Grundstück an der Küste ein wahres Kleinod ist, konnte es seit dem Tod von Turnbridge nicht verkauft werden. Ein unübersichtliches Gemenge von Gerichtsverfahren steht dem entgegen. Außerdem wird sein Wert inzwischen auf die sechzig Millionen Dollar geschätzt, die Turnbridge damals dafür aus dem Fenster geworfen hat, was die Zahl der möglichen Käufer erheblich einschränkt.
    Um die Villa so fertigzustellen wie geplant, hätte der Käufer weitere fünfzig Millionen ausgeben müssen, was natürlich nur sinnvoll gewesen wäre, wenn ihm der Baustil gefallen hätte. Ließ er die vorhandene Ruine beseitigen, um etwas anderes hochzuziehen, musste er schon für den Abriss fünf Millionen lockermachen. Was da stand, war schließlich eine Konstruktion aus Stahlbeton, dazu gedacht, unbeschadet ein Erdbeben der Stärke 8,2 auf der Richterskala zu überstehen.
    Als zukünftige Immobilienmaklerin träumt Holly freilich
nicht davon, den Auftrag zur Vermittlung dieses gewaltigen Anwesens zu erhalten. Sie wird sich damit zufrieden geben, Objekte in gutbürgerlichen Wohnvierteln an Leute zu verkaufen, die schon begeistert sind, überhaupt ein Eigenheim zu besitzen.
    Wenn sie diesen bescheidenen Traum gegen die Garantie eintauschen könnte, dass sie und Mitch die Lösegeldübergabe überleben, dann wäre sie sogar damit zufrieden, Sekretärin zu bleiben. Sie ist eine gute Sekretärin und eine gute Ehefrau; sie wird versuchen, auch eine gute Mutter zu werden. Damit – und mit dem Leben, der Liebe – wäre sie glücklich und zufrieden.
    Ein solcher Handel ist jedoch nicht möglich; ihr Schicksal liegt in ihren eigenen Händen, und zwar ganz konkret. Sie wird handeln müssen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Sie hat einen Plan. Sie ist bereit für dessen Risiken, für die Schmerzen und das

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