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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wartete darauf, dass der Henker den Schalter umlegte, bemühte er sich, entspannt auszusehen.
    »Oder der Besitzer bindet den Hund vor einem Laden an eine Parkuhr. Dann muss der Dieb nur den Knoten lösen, um mit seinem neuen besten Freund davonzuspazieren. «
    Eine weitere Pause. Mitch ließ sie über sich ergehen.
    Ohne den Kopf zu heben, fuhr Lieutenant Taggart fort: »Es kommt nur selten vor, Mr. Rafferty, dass ein Hund an einem hellen Frühlingsmorgen aus dem Garten seines Besitzers gestohlen wird. Alles, was selten und ungewöhnlich
ist, weckt meine Neugier. Und wenn etwas regelrecht bizarr ist, macht es mich erst recht kribbelig.«
    Mitch griff sich an den Nacken, um die dortigen Muskeln zu massieren, weil das doch etwas war, was man als entspannter, sorgloser Zeitgenosse tat.
    »Es ist merkwürdig, wenn ein Dieb sich in ein solches Wohnviertel begibt, ein Haustier stiehlt und mit diesem einfach zu Fuß verschwindet. Ebenso merkwürdig ist es, wenn er keinen Ausweis dabei hat. Nicht nur merkwürdig, sondern auffällig ist es, wenn er drei Straßen weiter erschossen wird. Und eindeutig bizarr ist es, Mr. Rafferty, dass Sie, der Hauptzeuge, ihn kannten.«
    »Aber ich hab ihn doch gar nicht gekannt!«
    »Früher«, widersprach Taggart, »haben Sie ihn ziemlich gut gekannt.«

10
    Weißes Dach, weißes Geländer, weiße Bodendielen, weiße Korbstühle, akzentuiert durch den grauschwarzen Nachtfalter: Alles an der Veranda war vertraut, offen und luftig, und doch kam es Mitch nun düster und fremdartig vor.
    Mit immer noch gesenktem Blick sagte Taggart: »Eine der Schlafmützen am Tatort hat sich das Opfer noch mal genauer angeschaut und es erkannt.«
    »Schlafmütze?«
    »Einer der Beamten in Uniform. Er hat gesagt, er hätte den Mann vor etwa zwei Jahren wegen Drogenbesitzes festgenommen, als er ihn wegen einer Verkehrswidrigkeit angehalten hatte. Im Gefängnis hat der Betreffende zwar nie gesessen, aber seine Fingerabdrücke waren im Computer, weshalb wir ihn rasch identifizieren konnten. Mr. Barnes sagt, er sei gemeinsam mit Ihnen beiden zur Highschool gegangen.«
    Wieso sah Taggart Mitch ausgerechnet jetzt nicht in die Augen? So intuitiv und aufmerksam, wie der Beamte war, hätte er bestimmt erkannt, dass Mitchs Verblüffung echt war.
    »Sein Name war Jason Osteen.«
    »Mit dem bin ich nicht nur zur Schule gegangen«, sagte Mitch. »Wir haben ein Jahr lang zusammengewohnt.«
    Endlich stellte Taggart den Blickkontakt wieder her. »Ich weiß.«
    »Das hat Iggy Ihnen wohl auch schon gesagt.«

    »Richtig.«
    »Nach der Highschool«, berichtete Mitch eifrig, um möglichst hilfsbereit zu wirken, »habe ich noch ein Jahr bei meinen Eltern gewohnt, während ich ein paar Kurse gemacht habe …«
    »In Gartenbau.«
    »Genau. Dann habe ich bei einer einschlägigen Firma angefangen und bin ausgezogen. Ich wollte endlich eine eigene Wohnung, aber da ich mir alleine keine leisten konnte, haben Jason und ich ein Jahr lang die Miete geteilt. «
    Der Lieutenant beugte wieder den Kopf und nahm seine nachdenkliche Pose ein. Vielleicht gehörte es zu seiner Strategie, einen Blickkontakt zu erzwingen, wenn Mitch sich dadurch unbehaglich fühlte, und den Kontakt zu verweigern, wenn Mitch ihn wollte.
    »Der Tote auf dem Gehsteig – das war doch nicht Jason!«, sagte Mitch.
    Taggart öffnete den weißen Umschlag, der auf seinem Schoß gelegen hatte. »Abgesehen von der Aussage des erwähnten Streifenpolizisten und den übereinstimmenden Fingerabdrücken hat Mr. Barnes ihn aufgrund dieser Aufnahme eindeutig identifiziert.«
    Der Lieutenant zog ein großformatiges Farbfoto aus dem Umschlag und reichte es Mitch.
    Der Polizeifotograf hatte die Leiche so arrangiert, dass drei Viertel des Gesichts erkennbar waren. Allerdings war der Kopf ein Stück weit zur Seite gedreht, um den schlimmsten Teil der Wunde zu verbergen.
    Durch das Ein- und Austreten des Projektils waren die Gesichtszüge leicht verformt worden. Das linke Auge war geschlossen, das rechte weit geöffnet. Zyklopisch starrte es den Betrachter an.

    »Das könnte tatsächlich Jason sein«, sagte Mitch dann.
    »Er ist es.«
    »Am Tatort habe ich das Gesicht nur im Profil gesehen. An der rechten Seite, der mit der Austrittswunde, wo es viel schlimmer zugerichtet war als auf dem Foto da.«
    »Und wahrscheinlich haben Sie nicht zu genau hingeschaut. «
    »Nein, habe ich wirklich nicht. Sobald ich sah, dass er tot war, wollte ich nicht näher hinschauen.«
    »Außerdem war Blut auf

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