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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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durch psychologische oder sozialwissenschaftliche Analysen in eine Grauzone gerückt werden konnten. Hollys Entführung hatte dieses bewusst unterdrückte Wissen aus einer geschützten Dunkelheit ins Licht gerückt.
    Die Schatten der Palmen, die sich zum Zaun hin dehnten, sahen so straff aus, als stünden sie kurz vor dem Zerreißen, und die in der Sonne funkelnden Blüten schienen so brüchig wie Glas zu sein. Dennoch nahm die Spannung der Szenerie noch weiter zu.
    Weder die verlängerten Schatten noch die Blüten konnten brechen. Was sich da bis zur Belastungsgrenze spannte, befand sich innerhalb von Mitch, und dort würde es auch zum Bruch kommen. Obwohl ihm vor Angst die Galle in die Kehle stieg und er die Zähne zusammenpresste, spürte er, dass die Veränderung, die auf ihn zukam, eigentlich nichts Schlechtes verhieß.
    Die dunklen und die in der Sonne lodernden Fenster der Garage verspotteten ihn. Auch die Möbel auf der Veranda und im Garten, die mit der Erwartung eines faulen, angenehmen Sommerabends arrangiert waren, hielt er für reinen Spott.
    Selbst der üppige, mit Bedacht gestaltete Pflanzenwuchs, für den er so viele Stunden aufgewendet hatte, verspottete ihn. All die Schönheit, die durch seine Arbeit entstanden war, kam ihm nun oberflächlich vor, und diese Oberflächlichkeit machte sie hässlich.
    Er ging ins Haus zurück und zog die Hintertür zu. Die Mühe, sie abzuschließen, machte er sich nicht.
    Das Schlimmste, was in sein Haus hatte eindringen können, war bereits da gewesen und wieder verschwunden. Alle Grenzverletzungen, die folgten, würden nur noch ein weiteres Detail des ursprünglichen Schreckens sein.

    Er ging durch die Küche in einen kurzen Flur, von dem zwei Räume abgingen. Der erste war das kleine Fernsehzimmer mit Sofa, zwei Sesseln und einem Breitwandgerät.
    In letzter Zeit hatten Mitch und Holly kaum mehr ferngesehen. Neben sogenanntem Reality-TV liefen vor allem Anwalts- und Kriminalserien, aber alles war langweilig, weil nichts der Realität ähnelte, wie Mitch sie kannte. Inzwischen war ihm das noch klarer geworden.
    Am Ende des Flurs kam das Schlafzimmer. Dort holte Mitch saubere Unterwäsche und Socken aus einer Kommodenschublade.
    So unmöglich ihm solche banalen Aufgaben unter den gegebenen Umständen auch vorkamen, er konnte nichts anderes tun als das, was man ihm befohlen hatte.
    Am Tag war es warm gewesen, aber da es erst Mitte Mai war, würde die Nacht wahrscheinlich kühl werden. Am Kleiderschrank zog er ein frisches Paar Jeans und ein Flanellhemd heraus und legte die Sachen aufs Bett.
    Mit einem Mal stellte er fest, dass er vor Hollys kleinem Frisiertisch stand, wo sie jeden Tag auf einem gepolsterten Hocker saß, um sich das Haar zu bürsten, Make-up aufzutragen und die Lippen zu schminken.
    Unwillkürlich hatte er nach ihrem Handspiegel gegriffen. Er stierte hinein, als hoffte er in eine gnädige Zukunft blicken und dort Hollys vertrautes, lächelndes Gesicht sehen zu können. Sein eigener Anblick war ihm unerträglich.
    Mitch rasierte sich, duschte und kleidete sich für die Prüfung, die vor ihm lag.
    Obwohl er keine Ahnung hatte, was von ihm erwartet wurde und wie er es schaffen sollte, zwei Millionen Dollar Lösegeld für seine Frau aufzutreiben, versuchte er erst gar nicht, sich mögliche Szenarien vorzustellen. Wenn man vor
einem Abgrund stand, war es besser, nicht zu viel Zeit darauf zu verwenden, in die Tiefe zu blicken.
    Während er auf der Bettkante saß und gerade damit fertig war, sich die Schuhe zuzubinden, läutete es an der Tür.
    Der Kidnapper hatte gesagt, er würde um sechs Uhr anrufen. Davon, dass er auftauchen würde, war nicht die Rede gewesen. Außerdem zeigte der Wecker auf dem Nachttisch erst Viertel nach vier an.
    Einfach nicht auf das Läuten zu reagieren, kam nicht infrage. Mitch musste reagieren, egal, auf welche Weise Hollys Entführer mit ihm in Kontakt traten.
    Auch falls der oder die Besucher nichts mit ihrer Entführung zu tun hatten, musste Mitch zur Tür gehen, um den Anschein der Normalität aufrechtzuerhalten.
    Sein in der Einfahrt stehender Wagen bewies, dass er zu Hause war. Falls draußen ein Nachbar stand, ohne dass ihm aufgemacht wurde, dann ging er womöglich ums Haus, um an der Küchentür zu klopfen.
    Durch das in sechs kleine Scheiben unterteilte Fenster in der Tür hatte man einen klaren Blick auf den mit zerbrochenen Tellern übersäten Fußboden, von den blutigen Handabdrücken an den Schränken und am

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