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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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seine Schuldgefühle ihm wieder einen Streich spielten, war sein Blick schon von Taggart weggedriftet und hatte sich auf ein vorüberfahrendes Auto geheftet.
    »Solche Chips werden Hunden in die Schultermuskulatur eingepflanzt«, erklärte Taggart. »Sie sind ganz winzig,
weshalb das Tier sie überhaupt nicht spürt. Sobald wir das Lesegerät hatten, haben wir die Identifikationsnummer herausbekommen. Der Hund stammt aus einem Haus, das einen Block östlich und zwei Blocks nördlich des Tatorts steht. Der Name des Besitzers lautet Okadan.«
    »Bobby Okadan? Bei dem arbeite ich im Garten.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Der Mann, der getötet wurde – das war aber nicht Mr. Okadan.«
    »Nein.«
    »Wer war es dann? Ein Verwandter, ein Freund?«
    Statt die Frage zu beantworten, sagte Taggart: »Es überrascht mich, dass Sie den Hund nicht erkannt haben.«
    »Ein Golden Retriever sieht doch wie der andere aus.«
    »Eigentlich nicht. Man kann sie deutlich unterscheiden.«
    »Mishiki«, erinnerte sich Mitch.
    »Das ist der Name des Hundes«, bestätigte Taggart.
    »Wir arbeiten immer dienstags dort, und die Haushälterin sorgt dafür, dass Mishiki währenddessen drin bleibt, damit er uns nicht in die Quere kommt. Ich habe ihn meist nur durch die Gartentür gesehen.«
    »Offenbar wurde er heute Morgen, wahrscheinlich gegen elf Uhr dreißig, aus dem Garten der Okadans gestohlen. Leine und Halsband stammen von woanders her.«
    »Sie meinen … der Hund wurde von dem Mann gestohlen, der erschossen wurde?«
    »So sieht es aus.«
    Diese Mitteilung veränderte Mitchs Problem, Blickkontakt zu halten, ins Gegenteil. Nun konnte er den Blick nicht mehr von seinem Gegenüber abwenden .
    Taggart war bestimmt nicht nur hergekommen, um diese merkwürdige Neuigkeit mitzuteilen. Offensichtlich hatte die Entwicklung des Falls ihn dazu gebracht, etwas infrage
zu stellen, was Mitch am Tatort gesagt – oder verschwiegen – hatte.
    Aus dem Haus drang das gedämpfte Läuten des Telefons.
    Die Kidnapper wollten angeblich erst um sechs anrufen. Versuchten sie es jedoch früher, ohne durchzukommen, wurden sie womöglich wütend.
    Als Mitch aufstehen wollte, sagte Taggart: »Es wäre mir lieber, wenn Sie nicht drangehen. Das ist wahrscheinlich Mr. Barnes.«
    »Iggy?«
    »Ich habe mich vor einer halben Stunde mit ihm unterhalten. Dabei habe ich ihn gebeten, nicht hier anzurufen, bis ich Gelegenheit hatte, mit Ihnen zu sprechen. Wahrscheinlich ringt er seither mit seinem Gewissen, und das hat endlich gewonnen. Oder verloren, je nachdem, aus welcher Perspektive man es betrachtet.«
    Mitch blieb gehorsam sitzen. »Worum geht es eigentlich? «, fragte er.
    Wieder ignorierte Taggart die Frage und kam auf das vorher angeschnittene Thema zurück. »Was meinen Sie wohl, wie oft Hunde gestohlen werden, Mr. Rafferty?«
    »Eigentlich hab ich gedacht, die würden überhaupt nicht gestohlen.«
    »Doch, das kommt vor. Allerdings klaut man sie nicht so häufig wie Autos.« Taggarts Lächeln wirkte nicht gerade ansteckend. »Schließlich kann man einen Hund nicht auseinandernehmen wie einen Porsche, um die Einzelteile zu verhökern. Aber ab und zu verschwindet durchaus einer.«
    »Aha.«
    »Reinrassige Hunde sind unter Umständen mehrere Tausend Dollar wert. Oft hat der Dieb jedoch nicht vor, das Tier zu verkaufen. Er will nur einen schicken Hund, ohne etwas dafür zu bezahlen.«

    Obwohl Taggart eine Pause machte, sagte Mitch kein Wort. Er wollte die Sache beschleunigen, um endlich zu erfahren, worum es wirklich ging. Der Hund allein konnte es ja wohl nicht sein.
    »Bestimmte Rassen werden öfter gestohlen als andere, weil sie als zutraulich bekannt sind und dem Dieb deshalb wahrscheinlich keinen Widerstand leisten. Golden Retriever sind besonders gesellig und wenig aggressiv.«
    Der Lieutenant senkte nicht nur den Kopf, sondern auch den Blick und saß einen Moment nachdenklich da, als würde er sich überlegen, was er als Nächstes sagen wollte.
    Mitch nahm Taggart nicht ab, dass dieser seine Gedanken sammeln musste. Die waren offensichtlich so exakt geordnet wie die Garderobe im Kleiderschrank eines Zwangsneurotikers.
    »Meistens werden Hunde aus geparkten Autos gestohlen«, fuhr Taggart fort. »Viele Leute lassen ihren Hund einfach allein, ohne die Türen zu verriegeln. Wenn sie zurückkommen, ist Fido fort, und irgendjemand hat ihn in Bello umgetauft.«
    Da Mitch merkte, dass er die Lehnen des Korbsessels umklammerte, als säße er auf dem elektrischen Stuhl und

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