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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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gut.«
    Hätte Taggart mit den Kidnappern unter einer Decke gesteckt, dann hätte er sich doch sicherlich anders verhalten. Er wäre nicht so hartnäckig und gründlich gewesen. Man hatte spüren müssen, dass dies für ihn ein Spiel war, eine reine Farce.
    Wenn du dem was verraten hättest, Mitch, dann wäre deine Frau jetzt tot.
    Das erste Gespräch konnte auch aus der Distanz aufgenommen worden sein. Schließlich gab es heutzutage Richtmikrofone, mit denen man sich in mehreren Hundert Metern Entfernung postieren konnte, um jemanden zu belauschen. Das hatte Mitch in einem Film gesehen. Zwar stimmte nur wenig von dem, was man in Filmen sah, mit
der Wirklichkeit überein, aber solche Richtmikrofone gab es wohl tatsächlich. Es war also gut möglich, dass Taggart den Vorgang ebenso wenig wahrgenommen hatte wie Mitch.
    Was einmal geschehen war, konnte man natürlich auch noch einmal machen. Auf der anderen Straßenseite stand am Bordstein ein Kleinbus, den Mitch noch nie gesehen hatte. Womöglich hockte im Laderaum ein Überwachungsspezialist.
    Taggart blickte ebenfalls zur Straße hin, offenbar, um herauszubekommen, was Mitchs Interesse geweckt hatte.
    Die Häuser ringsum waren ebenfalls verdächtig. Mitch kannte nicht alle seine Nachbarn. Eines der Häuser stand sogar leer und war zum Verkauf ausgeschrieben.
    »Ich bin nicht Ihr Feind, Mitch.«
    »Das habe ich auch nie gedacht«, log Mitch.
    »Alle Leute denken das.«
    »Ich stelle mir gern vor, dass ich keinerlei Feinde habe.«
    »Jeder hat Feinde, selbst ein Heiliger.«
    »Wieso sollte ein Heiliger denn Feinde haben?«
    »Die Niederträchtigen hassen die Guten schon deshalb, weil die gut sind.«
    »Das Wort niederträchtig klingt so …«
    »… altertümlich«, schlug Taggart vor.
    »In Ihrem Beruf sieht wahrscheinlich alles schwarz oder weiß aus.«
    »Unterhalb aller Grauschattierungen ist tatsächlich alles schwarz und weiß.«
    »Die Einstellung haben meine Eltern mir nicht beigebracht. «
    »Ach, obwohl ich täglich die Beweise sehe, habe ich immer noch Probleme, mich an die Wahrheit zu gewöhnen. Grauschattierungen, weniger Kontrast, weniger Gewissheit … das ist einfach wesentlich bequemer.«

    Taggart zog seine Sonnenbrille aus der Brusttasche und setzte sie auf. Aus derselben Tasche holte er eine Visitenkarte.
    »Sie haben mir schon eine gegeben«, sagte Mitch. »Die steckt in meinem Portemonnaie.«
    »Auf der steht nur die Nummer bei der Mordkommission. Hier habe ich auf die Rückseite auch die meines Mobiltelefons geschrieben. Die gebe ich nur selten preis. Sie können mich rund um die Uhr anrufen, auch am Sonntag. «
    Mitch nahm die Karte entgegen. »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß, Lieutenant«, sagte er. »Wie Jason in diese Sache hineingeraten ist, ist mir ein Rätsel.«
    Hinter den beiden Gläsern, in denen Mitchs Gesicht sich in Grauschattierungen spiegelte, starrte der Lieutenant ihn an.
    Mitch las die Handynummer, dann steckte er sich die Karte in die Brusttasche.
    »Die Erinnerung ist wie ein Netz«, sagte der Beamte. Offenbar war das wieder ein Zitat. »Zieht man es aus dem Bach, so ist es voller Fische, doch unzählige Meilen Wasser sind hindurchgeflossen, ohne sich zu verfangen.«
    Taggart stieg die Treppe hinunter. Langsam ging er über den Gartenweg zur Straße.
    Mitch wusste, dass alles, was er Taggart erzählt hatte, in dessen Netz gefangen war, jedes Wort und jeder Tonfall, jede Betonung und jedes Zögern, jeder Gesichtsausdruck und jede kleine Geste. Gefangen war nicht nur, was die Worte ausdrückten, sondern auch, was sie andeuteten. In diesem Fischzug, den der Beamte mit der Begabung eines echten Wahrsagers studieren würde, fand er bestimmt ein Omen oder ein Detail, das ihn wieder hierherbrachte, mit Warnungen und neuen Fragen.

    Taggart trat durch das Gartentor und zog es hinter sich zu.
    Durch die Lücken in den Ästen des Pfefferbaums drang keine Sonne mehr, weshalb Mitch nun im Schatten stand. Dennoch verspürte er kein Frösteln, weil ihn das Licht ohnehin nicht gewärmt hatte.

11
    Der große Bildschirm im Fernsehzimmer war ein blindes Auge. Selbst wenn Mitch zur Fernbedienung gegriffen hätte, um ihn mit ebenso grellen wie idiotischen Bildern zu füllen, hätte ihn dieses Auge nicht sehen können, und dennoch fühlte er sich von einem Wesen beobachtet, das ihn mit kühlem Amüsement betrachtete.
    Auf einem Ecktisch stand der Anrufbeantworter. Die einzige Nachricht stammte von Iggy:
    »Tut mir leid, Kumpel. Ich

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