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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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dem Gesicht«, sagte Taggart. »Das hat man abgetupft, bevor das Bild aufgenommen wurde.«
    »Das Blut, die Gehirnmasse … genau deshalb habe ich nicht näher hingeschaut.«
    Nun starrte Mitch das Foto unverwandt an. Er hatte den Eindruck, dass es prophetisch war. Eines Tages würde es ein solches Foto von seinem eigenen Gesicht geben. Das würde man seinen Eltern zeigen: Ist das Ihr Sohn, Mr. und Mrs. Rafferty?
    »Ja, das ist Jason. Ich habe ihn seit acht, vielleicht auch neun Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Als Sie mit ihm zusammengewohnt haben, wie alt waren Sie da? Achtzehn?«
    »Achtzehn, neunzehn. Nur ein Jahr lang.«
    »Also vor etwa zehn Jahren.«
    »Nicht ganz.«
    Jason hatte sich immer als äußerst cooler Typ gegeben, so abgeklärt, als hätte er sein Gehirn mit Surfwachs poliert. Zugleich hatte er den Eindruck erweckt, sämtliche Geheimnisse des Universums zu kennen. Die anderen Surfer hatten ihn »Breezer« genannt und ihn bewundert, ja beneidet. Nichts hatte Jason je erschüttert oder auch nur überrascht.

    Nun sah er doch überrascht aus mit seinem weit aufgerissenen Auge und dem offenen Mund. Sogar geschockt schien er zu sein.
    »Sie sind zusammen zur Schule gegangen und haben später zusammengewohnt. Weshalb sind Sie nicht in Kontakt geblieben?«
    Während Mitch gebannt das Bild betrachtet hatte, war er von Taggart offenbar aufmerksam beobachtet worden. Nun sah er direkt in die durchdringenden Augen des Lieutenants.
    »Wir hatten … ziemlich verschiedene Ansichten«, sagte er.
    »Sie waren ja nicht verheiratet, sondern haben bloß die Wohnung geteilt. Da war es nicht nötig, dass Sie dasselbe wollten.«
    »Teilweise wollten wir durchaus dasselbe, hatten jedoch sehr verschiedene Ansichten, wie wir es bekommen wollten. «
    »Jason wollte wohl alles möglichst leicht bekommen«, riet Taggart.
    »Ich hatte den Eindruck, dass er sich damit irgendwann in Schwierigkeiten bringt, und damit wollte ich nichts zu tun haben.«
    »Sie sind ein geradliniger Typ, der sich an die Regeln hält«, sagte Taggart.
    »Ich bin nicht besser als irgendjemand anders, ganz im Gegenteil, aber ich stehle nicht.«
    »Wir haben noch nicht viel über ihn herausbekommen, aber wir wissen, dass er in Huntington Harbor ein Haus für siebentausend Dollar pro Monat gemietet hatte.«
    »Pro Monat ?«
    »Ein hübsches Haus, direkt am Strand. Und so, wie es aussieht, hatte er nicht mal einen Job.«

    »Jason war der Meinung, Arbeit wäre nur was für Smogfresser. « Mitch merkte, dass eine Erklärung nötig war. »Surferjargon für Leute, die nicht nur für die nächste Welle leben.«
    »Gab es eine Zeit, in der Sie nur für die nächste Welle gelebt haben, Mitch?«
    »Am Ende meiner Highschoolzeit und noch eine Weile später. Es hat mir aber nicht gereicht.«
    »Was fehlte denn?«
    »Die Befriedigung, die einem eine anständige Arbeit verschafft. Stabilität. Ein Familienleben.«
    »Jetzt haben Sie das alles. Ihr Leben ist vollkommen, oder?«
    »Es ist gut. Sehr gut. So gut, dass es mich manchmal nervös macht.«
    »Aber nicht vollkommen? Was fehlt denn jetzt noch, Mitch?«
    Das wusste Mitch auch nicht. Er hatte darüber von Zeit zu Zeit nachgedacht, aber keine Antwort gefunden. »Eigentlich nichts«, sagte er deshalb. »Wir möchten gern Kinder haben. Vielleicht ist das alles.«
    »Ich habe zwei Töchter«, sagte der Lieutenant. »Die eine ist neun, die andere zwölf. Kinder verändern das ganze Leben.«
    »Darauf freue ich mich schon.«
    Mitch merkte, dass er inzwischen weniger zurückhaltend auf Taggart reagierte als bisher. Deshalb rief er sich in Erinnerung, dass er diesem Burschen nicht im Mindesten gewachsen war.
    »Abgesehen von dieser Anzeige wegen Drogenbesitz«, sagte Taggart, »hat Jason all die Jahre eine weiße Weste behalten. «
    »Er hat schon früher immer Glück gehabt.«

    Taggart deutete auf das Foto. »Immer nicht.«
    Mitch wollte das Bild nicht mehr anschauen. Er gab es zurück.
    »Ihre Hände zittern«, sagte Taggart.
    »Kein Wunder. Jason war einmal ein guter Freund von mir. Wir haben viel miteinander gelacht. Das alles kommt mir jetzt wieder ins Gedächtnis.«
    »Also haben Sie ihn zehn Jahre lang weder gesehen noch mit ihm gesprochen.«
    »Fast zehn Jahre, ja.«
    Taggart steckte das Foto wieder in den Umschlag. »Aber jetzt erkennen Sie ihn.«
    »Ohne das Blut und weil ich mehr von dem Gesicht sehen konnte.«
    »Als Sie gesehen haben, wie er mit dem Hund spazieren ging, bevor er erschossen wurde, haben Sie da

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