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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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die Haut aufschneiden.
    Jedes Büschel respektierte die territoriale Unverletzlichkeit seiner Nachbarn. Deshalb konnte Mitch sich zwischen ihnen hindurchschlängeln.
    Im Herzen der Kolonie fühlte er sich von den buschigen Rispen, die höher waren als sein Kopf, gut abgeschirmt. Er blieb stehen und spähte durch schmale Lücken zwischen den Halmen in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.
    Im gespenstischen Licht war kein Verfolger zu erkennen.
    Mitch lehnte sich zur Seite, schob behutsam ein, zwei Halme aus dem Weg und ließ den Blick am oberen Rand des Hangs, hinter dem die Straße begann, entlangschweifen. Auch dort oben sah er niemanden.

    Er hatte nicht vor, sich lange im Pampasgras zu verstecken. Von seinem lebensgefährlichen Standort am Wagen war er nur geflohen, um einige Minuten zum Nachdenken zu haben.
    Dass sein verbliebener Gegner sich ins Auto setzte und davonfuhr, war kaum zu erwarten. Julian Campbell war nicht die Sorte Arbeitgeber, der man einen Misserfolg berichten konnte, ohne befürchten zu müssen, dass man seinen Job oder gar sein Leben verlor.
    Außerdem empfand der Kerl irgendwo da hinten eine solche Situation bestimmt als sportliche Herausforderung, als Jagd, und Mitch war die gefährlichste Beute, die es geben konnte. Der Jäger wurde angetrieben durch seine Rachsucht, seinen Stolz und seine Lust an Gewalt, die ihm überhaupt erst seinen Job verschafft hatte.
    Selbst wenn Mitch in der Lage gewesen wäre, sich wegzuschleichen oder bis zur Morgendämmerung zu verstecken, hätte er es nicht getan. Da er von Machogehabe nichts hielt, brannte er nicht gerade auf eine Konfrontation mit einem Profikiller, aber er wusste nur zu gut, welche Folgen es gehabt hätte, der Auseinandersetzung einfach auszuweichen.
    Wenn der verbliebene Gangster überlebte und sich bei Campbell meldete, dann erfuhr bald auch Anson, dass sein kleiner Bruder noch am Leben und in Freiheit war. Dadurch hätte Mitch sich nicht mehr ungehindert bewegen können und den Vorteil verloren, überraschend zuzuschlagen.
    Wahrscheinlich erwartete Campbell den Bericht seiner zwei Vollstrecker erst am Morgen. Nach ihnen suchen lassen würde er vielleicht sogar erst am Nachmittag.
    Möglicherweise vermisste er erst den Chrysler Windsor, bevor er seine Männer vermisste. Das hing davon ab, welches seiner Automobile er am meisten schätzte.

    Mitch musste unbedingt in der Lage sein, Anson zu überrumpeln, und außerdem musste er sich mittags im Haus seines Bruders aufhalten, um den Anruf der Kidnapper entgegenzunehmen. Die Lage Hollys war noch prekärer geworden als bisher.
    Deshalb konnte Mitch sich nicht verstecken, und sein Gegner würde das ohnehin nicht tun. Für Jäger und Beute war dies ein Kampf auf Leben und Tod, wobei noch lange nicht klar war, wer welche Rolle übernommen hatte.

31
    Umgeben von eleganten weißen Rispen, die ihn schützten wie die Helmbüsche eines Rings aus Rittern, stand Mitch im Pampasgras und dachte an den scharfen Knall der beiden Schüsse, die ihn vorher um ein Haar erwischt hätten.
    Wäre auf die Waffe des Schützen ein Schalldämpfer aufgesetzt gewesen wie noch in der Bibliothek, so wären die Schüsse nicht so laut gewesen. Womöglich hätte Mitch sie überhaupt nicht gehört.
    An einem derart abgelegenen Ort musste der Schütze sich zwar keine Sorgen machen, unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber nur weil ein lauterer Knall sich besser anhörte, hatte er den Schalldämpfer sicher nicht abgenommen. Er musste einen anderen Grund gehabt haben.
    Schalldämpfer waren wahrscheinlich illegal, schließlich ermöglichten sie es, leise andere Leute zu ermorden. Gedacht waren sie zur Benutzung aus nächster Nähe, zum Beispiel in einer Villa, deren Personal nicht hundertprozentig so korrupt war, dass es bezüglich gewisser Dinge den Mund hielt.
    Die Logik führte Mitch rasch zu dem Schluss, dass ein Schalldämpfer ausschließlich in Situationen nützlich war, in denen es um Diskretion ging, weil er die Genauigkeit der betreffenden Waffe verringerte .
    Wenn man in einer Bibliothek einen Gefangenen in Schach hielt oder wenn man ihn zwang, sich auf einer einsamen
Wüstenstraße in den Staub zu knien, dann war eine Pistole mit Schalldämpfer gut geeignet. Auf eine Entfernung von sechs oder zehn Metern wurde die Schussgenauigkeit aber womöglich so schlecht, dass man das Ziel eher traf, wenn man die Pistole nach ihm warf, statt auf es zu schießen.
    Kleine Steinchen rasselten wie über den Tisch

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