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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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er. Offenbar freut es ihn, dass sie sein Geschenk zwischen den Fingern dreht wie einen Rosenkranz.
    Instinktiv weiß sie, wie sie auf sein seltsames Verhalten eingehen muss. »Es fühlt sich … interessant an.«

    »Das Mädchen im Sarg trug ein einfaches weißes Kleid. An den Kragen und die Ärmel war billige Spitze geheftet. Ganz friedlich hat es ausgesehen.«
    Inzwischen hat er alle losen Hautfetzen abgekaut. Seine aufgesprungenen Lippen sind rotfleckig und sehen wund und geschwollen aus.
    »Im Haar trug es weiße Gardenien. Als wir den Sargdeckel geöffnet haben, war der aufgestaute Duft der Blüten ungeheuer intensiv.«
    Holly schließt die Augen, um seinem Blick auszuweichen.
    »Wir haben das Medaillon und das Figürchen an einen Ort in der Nähe von Angel Fire, New Mexico, gebracht. Dort ist ein Strudel.«
    Offenbar denkt er, sie wisse genau, was er damit gemeint hat.
    Seine sanfte Stimme wird noch sanfter und fast traurig, als er hinzufügt: »Ich habe beide im Schlaf getötet.«
    Einen Moment lang denkt sie, dieser Satz würde sich auf den erwähnten Strudel in Angel Fire, New Mexico, beziehen, und versucht, ihm in diesem Zusammenhang einen Sinn abzugewinnen. Als sie erkennt, was er wirklich bedeutet, öffnet sie die Augen.
    »Sie haben so getan, als wüssten sie nicht, was mit John Knox geschehen ist, aber zumindest einer von ihnen hat bestimmt Bescheid gewusst. Wahrscheinlich sogar beide.«
    In einem Raum ganz in der Nähe liegen zwei Tote. Schüsse hat Holly nicht gehört. Vielleicht hat er ihnen die Kehle aufgeschlitzt.
    Sie kann sich gut vorstellen, wie seine bleichen, haarlosen Hände so anmutig mit einem Rasiermesser hantieren wie ein Magier, der Münzen über seine Fingerknöchel rollen lässt.

    Holly hat sich an die Schelle um ihren Knöchel und an die Kette gewöhnt, mit der sie an den Ringbolzen im Boden gefesselt ist. Plötzlich wird ihr wieder sehr bewusst, dass sie nicht nur in einem Raum ohne Fenster eingesperrt, sondern auch auf den Teil dieses Raumes beschränkt ist, den sie trotz der Kette erreichen kann.
    »Ich wäre der Nächste gewesen«, sagt der Mann. »Dann hätten sie nämlich nur noch durch zwei teilen müssen.«
    Fünf Männer haben ihre Entführung geplant. Nur einer ist noch übrig.
    Wenn er sie anfasst, ist niemand mehr da, der auf ihre Schreie reagieren könnte. Sie sind zu zweit allein.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragt sie und wünscht sich sogleich, es nicht getan zu haben.
    »Ich werde um zwölf Uhr mittags mit deinem Mann sprechen, ganz wie geplant. Bis dahin wird Anson ihm das Geld verschafft haben. Und dann liegt es an dir.«
    Sie versucht, den letzten Satz zu deuten, doch der ist wie eine trockene Zitrone, aus der sie keinen Tropfen Saft pressen kann. »Was meinst du damit?«
    Statt ihre Frage zu beantworten, sagt er: »Im August kommt zum Kirchweihfest in Penasco, New Mexico, auch ein kleiner Rummel.«
    Eine völlig verrückte Vorstellung kommt ihr in den Sinn: Wenn sie ihm die gestrickte Skimaske vom Kopf reißen würde, dann wären dahinter keinerlei Gesichtszüge außer den beryllblauen Augen und dem Mund mit den gelben Zähnen und den wunden Lippen. Keine Augenbrauen, keine Nase, keine Ohren und die Haut so glatt und konturenlos wie eine weiße Kunststoffplane.
    »Nur ein Riesenrad und einige andere Fahrgeschäfte, ein paar Spielbuden – und letztes Jahr eine Wahrsagerin.«
    Seine Hände haben sich in die Luft erhoben, um die Form
des Riesenrads zu beschreiben, dann jedoch wieder auf die Oberschenkel gelegt.
    »Die Wahrsagerin nennt sich Madame Tiresias, aber natürlich ist das nicht ihr richtiger Name.«
    Holly hat die Hand so fest um das Medaillon geschlossen, dass ihre Fingerknöchel schmerzen. Das Bild des Heiligen drückt sich in ihre Haut.
    »Madame Tiresias ist zwar eine Schwindlerin, aber komischerweise besitzt sie Kräfte, deren sie sich selbst nicht bewusst ist.«
    Zwischen jedem seiner Sätze macht der Mann mit der Maske eine Pause, als wäre das, was er sagt, so tiefgründig, dass er Holly Zeit lassen will, es zu begreifen.
    »Wenn sie erkennen würde, was sie wirklich ist, dann müsste sie ihr Geld gar nicht als Schwindlerin verdienen. Ich habe vor, es ihr in diesem Jahr zu zeigen.«
    Ohne ein Zittern in der Stimme zu sprechen, erfordert viel Selbstbeherrschung, aber Holly besteht dennoch auf der Frage, die noch nicht beantwortet ist: »Was hast du damit gemeint, dass es dann an mir liegt?«
    Als er lächelt, verschwindet ein Teil seines Munds

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