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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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dem Wind und betastet die Christophorusmedaille.
    Die Dose Cola hat sie beiseitegestellt, ohne sie auszutrinken. Sie will vermeiden, noch einmal die Bettpfanne zu benutzen, zumindest so lange, wie der Bastard mit den weißen, haarlosen Händen Wache schiebt.
    Bei der Vorstellung, wie er ihre Bettpfanne leert, läuft es ihr kalt den Rücken herunter. Schon ihn zu bitten, es zu tun, würde eine unerträgliche Nähe herstellen.
    Während sie die Medaille in ihrer linken Hand betastet, legt sich die rechte unwillkürlich auf den Bauch. Ihre Taille ist sehr schmal, der Bauch flach. Das in ihr wachsende Kind ist ein Geheimnis, so persönlich wie ein Traum.
    Wenn man während der Schwangerschaft regelmäßig klassische Musik hört, hat das Kind angeblich einen höheren IQ. Als Baby schreit es weniger und ist zufriedener.
    Gut möglich, dass das stimmt, schließlich ist das Leben ebenso komplex wie mysteriös. Ursache und Wirkung sind nicht immer klar. Die Quantenphysik behauptet, manchmal käme die Wirkung vor der Ursache. Über dieses Thema hat Holly eine einstündige Fernsehsendung verfolgt. Viel verstanden hat sie dabei nicht. Selbst die Wissenschaftler, die in der Sendung verschiedene Phänomene beschrieben haben, mussten zugeben, diese nicht erklären, sondern nur beobachten zu können.

    Während Holly die Hand langsam auf ihrem Bauch kreisen lässt, stellt sie sich vor, wie schön es wäre, wenn das Baby eine Bewegung machen würde, die sie spüren kann. Natürlich besteht es in diesem Stadium nur aus einer Ansammlung von Zellen und ist noch lange nicht in der Lage, seine Mutter mit einem Fußtritt zu begrüßen.
    Schon jetzt ist allerdings sein ganzes Potenzial vorhanden. Es ist eine winzige Person in der schützenden Hülle ihres Körpers, wie eine Perle, die in einer Auster heranwächst, und alles, was Holly tut, wird sich auf ihren kleinen Passagier auswirken. Also kein Wein zum Abendessen mehr. Stark eingeschränkter Kaffeekonsum. Regelmäßiges, aber vernünftiges Körpertraining. Und vor allem keine weitere Entführung.
    Der heilige Christophorus, dessen Bild sie gerade blind mit den Fingern betastet, ist der Beschützer der Kinder. Das hat Holly dazu gebracht, den Nagel in einem neuen Licht zu sehen.
    Wahrscheinlich ist es irrational, die Tatsache, dass ein Kind schon im Mutterleib etwas lernt, so auf die Spitze zu treiben. Aber wenn sie während der Schwangerschaft irgendeinem Kerl einen Nagel in die Halsschlagader, ins Auge oder ins Gehirn rammt, muss das doch eine Wirkung auf das Baby haben. Jedenfalls kommt es ihr so vor.
    Laut der Sendung, die sie gesehen hat, bringen extrem starke Emotionen das Gehirn dazu, eine gewaltige Menge von Hormonen und anderen chemischen Stoffen ins Blut auszuschütten. Mörderische Wut dürfte wohl zu diesen starken Emotionen zählen.
    Wenn zu viel Koffein im Blut das ungeborene Kind gefährden kann, dann ist ein Schwall von Killerenzymen genauso wenig wünschenswert. Freilich hat Holly vor, den Nagel als Waffe gegen einen üblen Typen einzusetzen, einen
wirklich üblen Typen, aber das Baby kann ja nicht wissen, ob es sich bei dem Opfer nicht um einen guten Typen handelt.
    Dass ein Baby nur deshalb mit mörderischen Neigungen geboren wird, weil seine Mutter sich ein einziges Mal gewaltsam verteidigt hat, ist blanker Unsinn. Dennoch brütet Holly über den Nagel nach.
    Vielleicht sind diese irrationalen Sorgen ein Symptom der Schwangerschaft, so ähnlich wie die morgendliche Übelkeit, die sie noch nicht erlebt hat, und wie die Gier nach Schokoladeneis mit sauren Gurken.
    Bei der Neubewertung des Nagel-Plans spielt auch Besonnenheit eine Rolle. Wenn man es mit Leuten wie denen zu tun hat, die Holly entführt haben, dann schlägt man besser nicht zu, solange man nicht sicher ist, den Angriff auch erfolgreich durchziehen zu können.
    Versucht man zum Beispiel, jemandem einen Nagel ins Auge zu rammen, sticht ihm jedoch stattdessen in die Nase, so wird der verwundete Psychopath nur noch wütender werden. Das wäre gar nicht gut.
    Holly betastet noch immer die Christophorusmedaille und denkt darüber nach, ob es sinnvoll ist, mit einem acht Zentimeter langen Nagel auf bewaffnete Schwerverbrecher loszugehen, als der Vertreter des Fremdenverkehrsamts von New Mexico zurückkehrt.
    Wie vorher trägt er eine Taschenlampe mit halb abgeklebter Linse und hat die Hände eines Pianisten aus der Hölle. Er kniet vor ihr nieder und legt die Lampe auf den Boden.
    »Du magst das Medaillon«, sagt

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