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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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hast du das so schön ausgedrückt – konkret krimineller Natur sind, zum Beispiel die Sache, bei der du Hollys Entführer beschissen hast, das kommt nicht auf die Bank. Sonst müsstest du ja Steuern dafür zahlen.«
    Anson schwieg.
    »Ich werde dich nicht in dein Büro rüberschleppen und zugucken, während du übers Internet irgendwelche Aktien verkaufst und angeblich eine Überweisung durchführst. Du bist größer als ich, und du bist verzweifelt. Ich werde dir keine Chance geben, den Spieß umzudrehen. Deshalb bleibst du da sitzen, bis die Sache erledigt ist.«
    Anklagend sagte Anson: »Ich war immer für dich da.«

    »Nicht immer.«
    »Als wir Kinder waren, meine ich. Damals war ich immer für dich da.«
    »Eigentlich«, widersprach Mitch, »waren wir füreinander da.«
    »Genau, so war es. Echte Brüder. Das kann wieder so werden! «
    »Ach ja? Wie sollen wir das denn anstellen?«
    »Ich sage nicht, dass es einfach wird. Vielleicht fangen wir mal mit etwas Ehrlichkeit an. Ich habe Mist gebaut, Mitch. Was ich dir angetan habe, war schrecklich. Aber ich habe Drogen genommen, Mann, und die haben mich total durcheinandergebracht. «
    »Du hast doch keine Drogen genommen! Erzähl keinen Stuss. Wo ist das Geld?«
    »Bruder, ich schwöre dir, das schmutzige Geld wird einfach gewaschen. Anschließend landet es ebenfalls auf der Bank.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Selbst wenn du dich auf den Kopf stellst, ändert das nichts an den Tatsachen.«
    »Wie wär’s, wenn du noch ein wenig darüber nachdenkst? «, fragte Mitch.
    »Es gibt nichts, worüber ich nachdenken könnte. Es ist, wie es ist.«
    Mitch knipste das Licht aus.
    »He, nein!«, rief Anson kläglich.
    Aber Mitch war schon über die Schwelle getreten und zog die Tür hinter sich zu. Sein Bruder saß nun wieder im Dunkeln.

47
    Mitch fing auf dem Dachboden an. Der Zugang befand sich in dem begehbaren Kleiderschrank neben dem Schlafzimmer. An der Decke war eine Falltür mit Klappleiter angebracht.
    Zwei nackte Glühbirnen tauchten den Dachboden in schummeriges Licht. In den Winkeln der Balken waren Spinnweben erkennbar.
    In allen Ecken erhoben sich ein gieriges Atmen, ein Zischen und ein hungriges Keuchen, als wäre der Dachboden ein Kanarienvogelkäfig und der Wind ein gefräßiger Kater.
    So aufwühlend wirkte der Santa Ana, dass selbst die Spinnen davon beeinflusst wurden. Ruhelos kletterten sie an ihren Netzen auf und ab.
    Aufbewahrt wurde hier nichts. Fast hätte Mitch sich schon zurückgezogen, als eine Ahnung, ein Verdacht, ihn aufhielt.
    Der Boden des leeren Raumes war mit Sperrholz belegt. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Anson sein Bargeld unter einer Holzplatte hortete, die mit sechzehn Nägeln befestigt war. Im Notfall wäre er sonst nämlich nicht schnell rangekommen.
    Dennoch duckte Mitch sich unter den niedrigen Balken durch, während er hin und her ging und dabei seinen hohl klingenden Schritten lauschte. Eine merkwürdige Vorahnung hatte ihn ergriffen, ein Gefühl, dass er kurz vor einer Entdeckung stand.

    Ein Nagel fiel ihm auf. Die anderen Nagelköpfe steckten flach im Boden, doch dieser ragte etwa einen halben Zentimeter heraus.
    Mitch kniete sich vor den Nagel, um ihn zu untersuchen. Der Kopf war breit und flach. Dem Durchmesser des Stifts nach zu urteilen, war der Nagel mindestens acht Zentimeter lang.
    Als Mitch den Nagel mit Daumen und Zeigefinger ergriff und daran rüttelte, stellte er fest, dass das Ding fest im Holz steckte.
    Ein merkwürdiges Gefühl ergriff ihn. Es ähnelte der Erfahrung, die er beim Anblick des Gräsermeeres gemacht hatte, das von der trägen Brise und dem Mondlicht in einen silbernen Strudel verwandelt worden war.
    Mit einem Mal fühlte er sich Holly so nahe, dass er über die Schulter blickte, als könnte sie da stehen. Statt nachzulassen, nahm das Gefühl noch zu, bis ihm ein Kribbeln über den Nacken lief.
    Mitch kletterte die Treppe hinunter und ging in die Küche. In der Schublade, in der er die Autoschlüssel gefunden hatte, befand sich eine kleine Sammlung häufig verwendeter Werkzeuge. Er wählte einen Schraubenzieher und einen Klauenhammer aus.
    Von der Waschküche her rief Anson: »Was geht da vor sich?«
    Mitch gab keine Antwort.
    Auf den Dachboden zurückgekehrt, setzte er den Hammer an und zog den Nagel heraus. Dann stemmte er mit dem Schraubenzieher den nächsten Nagel ein Stück weit heraus, um ihn ebenfalls ganz entfernen zu können.
    Nervöse Spinnen zupften lautlose Arpeggios auf

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