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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Mann, der dafür infrage kam, unzuverlässig.
    Der zweite Anruf war seltsam. Joe hörte jemanden keuchen, und im Hintergrund spielte leise, blecherne Musik, doch kein Wort war zu hören. Das ging eine ganze Weile, ehe der Anruf unvermittelt abbrach. Joe schaute verdutzt auf das Telefon und löschte die Nachricht. Das war in diesem Monat schon der dritte Anruf dieser Art. Es konnte sich also niemand vertan oder verwählt haben. Aber was hätte er unternehmen sollen?
    Die letzte Nachricht war von Trey Crump, Joes direktem Vorgesetzten in Cody.
    »Joe, ich bin’s, Trey. Wahrscheinlich haben Sie schon mitbekommen, dass Will Jensen aus Jackson sich umgebracht hat.«
    Joe setzte sich auf. Jetzt war es definitiv bestätigt.
    »Wir kennen noch nicht alle Einzelheiten«, fuhr Trey fort und klang müde und bekümmert, »aber der Rechtsmediziner in Teton County hat Mord ausgeschlossen. Die Todesumstände sind wohl eindeutig.«
    Nach einer langen Pause fügte Trey hinzu: »Der Bezirk Teton kann nicht unbesetzt bleiben, auch nicht für wenige Tage. Ende nächster Woche beginnt dort die Wapiti-Saison, zwei Wochen früher als in Ihrem Revier. Dann ist viel zu viel los und es passiert auch zu viel Mist, als dass man dort nicht patrouillieren müsste.«
    Joes Herz tat einen Sprung. Im Vorjahr hatte er um einen neuen Bezirk gebeten. In Twelve Sleep County fühlte er sich wie in einem Schraubstock, der sich langsam immer fester um ihn schloss. Zu viel war dort passiert. Obwohl er die Bighorns und sein Revier noch immer liebte, wusste Joe, dass er womöglich würde umziehen müssen, um in seiner Behörde aufzusteigen. Er hatte mit Marybeth ohnehin schon darüber gesprochen, an einen Ort mit mehr Möglichkeiten zu ziehen.
    »Unser Direktor hat heute Morgen angerufen und gefragt, wen ich dort übergangsweise als Jagdaufseher empfehlen kann. Ich habe Sie vorgeschlagen«, sagte Trey und lachte müde. »Ich hatte den Eindruck, er würde mir am liebsten durchs Telefon an den Hals springen, doch ich meinte, für ein so heikles Revier wie Teton kämen nur zwei Männer infrage. Der eine sind Sie. Und der andere – Gott hab ihn selig – war Will.«
    Joe schaute auf. Marybeth lehnte am Türpfosten und versuchte, seine Miene zu deuten.
    Trey fuhr fort: »Ich habe schon mit Phil Kiner in Laramie gesprochen. Er hat zurzeit einen Jagdaufseher zur Ausbildung an seiner Seite und kann daher in ein paar Wochen zur Eröffnung der Rotwild- und Wapiti-Saison nach Twelve Sleep County kommen. Dort wurde er ausgebildet, er kennt den Bezirk also einigermaßen und dürfte sich zurechtfinden. Ich möchte Sie bitten, möglichst rasch nach Jackson herüberzukommen. Geht das? Rufen Sie mich so bald wie möglich zurück und geben Sie mir Bescheid.«
    Joe legte auf.
    »War das Trey?«, fragte Marybeth.
    »Ja.«
    »Stimmt das mit Will Jensen?«
    »Es stimmt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich versteh das nicht.«
    Joe zuckte die Achseln und hob die Hände, um seine Ratlosigkeit zum Ausdruck zu bringen.
    »Hat Trey dich gebeten, den Bezirk zu wechseln?«
    Er versuchte, ihre Miene zu deuten. Sie wirkte gelassen, doch ihre Augen blitzten und verrieten Begeisterung.
    »Übergangsweise.«
    »Wirst du das tun?«
    »Wie denkst du darüber?«
    »Wann würdest du anfangen?«
    »Am Montag. Die Wapiti-Saison beginnt nächste Woche.«
    » Übermorgen? «
    Sie verschränkte die Arme und sah ihm tief in die Augen.
    Sheridan hatte das blaue Kleid gegen Pulli und Jeans getauscht und kam mit dem Geschichtsatlas ins Wohnzimmer. Marybeth stand mit dem Rücken zu ihr in der Bürotür. Ihre Körperhaltung verriet Sheridan, dass ihre Eltern ein ernstes Gespräch führten. Sie hatte diese Diskussionen in Stufen eingeteilt, und sie hatte Lucy in dieses System eingeweiht.
    Stufe eins war bloßes Geplänkel, bei dem es allerdings gelegentlich zu Spitzen kam. Ihre Eltern bewegten sich dabei ungezwungen durchs Haus und redeten, als könnten Sheridan und Lucy sie nicht hören oder als gäbe es sie gar nicht. Bei Stufe zwei befand sich ihr Vater in seinem Büro, und ihre Mutter versperrte den Zugang. Man konnte zwar mithören, was sie sagten, aber das war nicht unbedingt erwünscht.
    Nun sah Sheridan ihre Mutter ins Büro treten und die Tür schließen. In diesem Moment kam Lucy in den Flur. Sie trug nach wie vor ihr Blumenmädchen-Kleid. Auch das unterschied die beiden Kinder: Sheridan konnte es kaum erwarten, sich umzuziehen, wenn sie nach Hause kam.
    »Wir sind bei Stufe drei«, flüsterte

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