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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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für Schoßtiere. Hier findet
man die einzigen Lebewesen auf Shub , und sie werden streng
getrennt von allem anderen gehalten. Folge mir hinein, Junge.
Es wird Zeit, deinen Bildungsstand anzuheben.«
»Kümmert Euch nicht um mich«, sagte der junge Jakob Ohnesorg. »Ich warte genau hier. Möchte mir schließlich kein
häßliches Ungeziefer einfangen.«
Daniel dachte noch über die Bedeutung des letzten Satzes
nach, als die Tür zur Luftschleuse aufging und Jakob Wolf ihm
ungeduldig zu verstehen gab, er solle eintreten. Daniel tat wie
geheißen, dicht gefolgt von Jakob, der ihm dabei fast auf die
Fersen trat. Die Luftschleuse schloß sich hinter ihnen gleich
wieder. Die Stahlkammer war klaustrophobisch klein, und zu
zweit füllten sie sie praktisch aus. Aus Düsen wurden sie mit
chemischem Dampf besprüht, und dann öffnete sich die Innenluke. Jakob ging hindurch, und Daniel folgte ihm, nur um im
anschließenden Raum gleich wieder stehenzubleiben.
Überall erblickte er Käfige. Einige waren wenige Quadratmeter klein, andere so groß wie Zimmer. Sie alle waren voller
Kreaturen. Daniel war überzeugt, ihresgleichen noch nie gesehen zu haben. Er ging langsam weiter und überprüfte im Vorbeigehen, was in jedem Käfig saß. Er hatte sich schon immer
ein bißchen für fremdartige Lebewesen interessiert und hatte
einige Freunde, die eigene Menagerien besaßen, aber so etwas
wie hier war ihm noch nie untergekommen. Augen und Mäuler
waren zu sehen, Gliedmaßen und Tentakel, Fleisch und Fell
und Schuppen sowie viele sonstige Dinge, für die Daniel nicht
einmal Worte kannte. Viele der Lebewesen schienen krank zu
sein oder unter Schmerzen zu leiden. Manche machten den
Eindruck, sie lägen im Sterben.
»Im Grunde ist es kein Zoo«, erläuterte Jakob, der gelassen
neben ihm stand. »Es ist ein Labor. Die KIs experimentieren
mit Lebensformen, die sie eingefangen haben. Oder selbst geschaffen. Sie haben interessante Dinge kombiniert und andere
entfernt, um zu sehen, was dabei herauskam. Sie arbeiten mit
Chemikalien und Chirurgie und Zuchtverfahren, um die Basis
fleischlichen Lebens besser zu verstehen. Um den Feind kennenzulernen. Die erzeugten Kreaturen werden bis zu ihrer Zerstörung getestet und anschließend der Vivisektion unterzogen.
Wissen ist alles, worauf es ankommt. Und die KIs haben viel
entdeckt, unbehindert durch menschliche Moral oder Gewissen.«
»Das ist abscheulich!« sagte Daniel. »Nichts kann eine solche Folter rechtfertigen. Habt ihr keinen Respekt vor dem Leben?«
»Wissenschaftler der Menschen praktizieren seit jeher die
Vivisektion an geringeren Organismen. Shub handelt nicht anders.«
Jakob ging weiter, und Daniel folgte ihm widerstrebend. Zum
erstenmal, seit er Shub erreicht hatte, war er wütend. Man durfte nicht erlauben, daß es hier weiterhin so zuging! Und dann
erreichten sie eine neue Reihe von Käfigen, und Daniel mußte
in seinem Schutzanzug gegen einen Brechreiz ankämpfen. Die
Dinge in den Käfigen waren früher Menschen gewesen, jetzt
jedoch etwas anderes. Er sah Monster und Scheußlichkeiten
und Dinge, die so entsetzlich waren, daß es ihn über das Entsetzen hinaus ins Mitleid trieb. Manche besaßen noch menschliche Augen oder Stimmen und flehten um die Freiheit oder
den Tod. Eine humanoide Gestalt huschte in ihrem Käfig hin
und her, fast zu schnell für menschliche Augen. Die Hände
waren nur verschwommene Flecken.
»Was … ist der Sinn von alledem?« brachte Daniel schließlich hervor. »Welchem denkbaren Zweck könnten diese Greuel
dienen?«
»Sie sind interessant«, antwortete Jakob. »Und im Grunde
kommt es nur darauf an. Reiß dich zusammen, mein Junge! Ich
habe dich nicht zu einem Schwächling erzogen. Komm weiter
mit; du möchtest doch die nächste Sehenswürdigkeit nicht versäumen. Ihr Zweck sollte ein wenig deutlicher sein.«
Daniel schluckte schwer, folgte dem toten Vater zwischen
den Käfigreihen hindurch und hielt den Blick starr geradeaus
gerichtet, weil er es nicht ertragen konnte, noch mehr Leid zu
sehen. Endlich erreichten sie eine offene Fläche am hinteren
Ende des Labors, und dort erblickte er in einem großen Glaskäfig die insektenhaften Extraterrestrier, deren Schiff Golgatha angegriffen hatte. Insekten in allen Formen und Größen, von
den winzigsten dahintrippelnden Wesen bis hin zu großen,
schwerfälligen, schalenbewehrten Kreaturen mit den Ausmaßen von Kampfpanzern – Wesen mit vielgliedrigen Beinen und

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