Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
Besuchern. Owen verriet nichts. Die Hadenmänner dachten vielleicht, daß zwanzig
von ihnen reichten, um ihren Willen durchzusetzen, aber sie
hatten noch nie Labyrinthkräfte im vollen Ausmaß tätig gesehen. Ihnen stand eine höllische Überraschung bevor.
Mond öffnete eine Tür, die genauso aussah wie alle anderen,
und geleitete die Menschengruppe in ein Labor der Hadenmänner. Und dort fanden sie endlich heraus, was die Hadenmänner
mit den gefangenen Menschen angestellt hatten. Owen rang um
die Selbstbeherrschung. Sie warteten nur darauf, daß er die
Beherrschung verlor. Er wollte jedoch sicher sein, daß es die
eigene Entscheidung war, wenn er schließlich zurückschlug. Er
spürte, wie Hazel neben ihm zitterte. Er wagte nicht, sich umzudrehen und nachzusehen, wie Bonnie und Mitternacht es
aufnahmen.
In einem glänzenden, makellosen Raum, der sich unendlich
auszudehnen schien, hatte man die Menschen von Brahmin II für Experimente nutzbar gemacht. Einige waren in laufende
Maschinen eingestöpselt, um zu prüfen, ob sie funktionieren
konnten wie Hadenmänner. Bündel von Kabeln und Schläuchen steckten in den Körpern, aber Blut war nirgendwo zu sehen. Es war komplett abgepumpt worden. Es waren mehr Menschen, als man zählen konnte, Männer und Frauen, die eigentlich hätten tot sein sollen, die man aber künstlich in einer Hölle
am Leben hielt. Alle Opfer schienen sich ihrer Lage bewußt,
aber keines wehrte sich oder protestierte.
»Warum schreien sie nicht?« fragte Hazel. »Verdammt, ich
täte es!«
»Wir haben ihre Stimmbänder entfernt«, erklärte Mond. »Der
Lärm hat uns abgelenkt.«
»Warum bewegen sie sich nicht?« fragte Owen, obwohl er
die Antwort schon kannte.
»Bewegung war überflüssig und hätte womöglich die Tests
gestört«, sagte Mond. »Also haben wir auch das Rückenmark
durchtrennt.«
»Warum?« fragte Owen, ohne Mond anzublicken , die Stimme so kalt wie der Tod. »Wozu all dieses … Grauen?«
»Die Menschen haben sich verändert, seit wir zuletzt unter
ihnen wandelten«, erklärte Mond ruhig. »Man findet Klone und
Esper und angepaßte Menschen und sogar Wunderwirker wie
Euch. Für uns ist entscheidend, die aktuelle Verfassung der
Menschheit zu erforschen, ehe wir damit beginnen können, sie
zu verbessern. Dieser ganze Turm ist nur ein großes Laboratorium, das dazu dient, die verborgene Wahrheit aufzudecken
über das, was in unserer Abwesenheit aus der Menschheit geworden ist. Die Testpersonen werden auf ihre körperlichen und
psychischen Grenzen hin geprüft, damit wir womöglich die
uralte Frage beantworten können: Was ist dieses Wesen, das
man Mensch nennt? Interessiert Ihr Euch für das, was wir bislang in Erfahrung gebracht haben? Unsere Testergebnisse haben sich als höchst erhellend erwiesen.«
Owen packte Mond am Arm und zwang ihn, sich umzudrehen, so daß sie einander von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. »Seid Ihr stolz darauf, Mond? Auf das, was Ihr und
Euresgleichen mit lebenden, empfindungsfähigen Wesen angestellt habt?«
Mond reagierte betroffen auf die Frage. »Es ist nötig! Leid ist
vorübergehend, Wissen ist ewig. Und keine der Testpersonen
wird vergeudet. Wer die Tests überlebt, wird in einen Hadenmann umgewandelt und nie wieder Leid erfahren. Wer stirbt,
liefert Körperteile für das Wohl aller. Und alles, was wir hier
herausfinden, wird ins große Kompendium des Wissens der
Hadenmänner aufgenommen. Durch eigenes Bemühen entwikkelt sich der Mensch zu mehr, als er vorher gewesen ist. Das ist
das Glaubensbekenntnis der Hadenmänner.«
»Aber was empfindet Ihr bei all dem?« wollte Owen wissen.
Ȇber das Grauen, das die Testpersonen empfinden, das Ihr
ihnen zufügt?«
»Früher einmal«, antwortete Mond langsam, »hatte diese
Frage womöglich eine Bedeutung für mich. Aber ich wurde
seitdem … verbessert.«
»Den Teufel wurdet Ihr!« entgegnete Owen.
»Nur um das richtig zu verstehen«, mischte sich Bonnie
Chaos ein. »Mir ist dieser ganze Hadenmännerscheiß neu.
Wollt ihr die Menschheit verbessern, indem ihr alles wegschnippelt, was uns zu Menschen macht?«
»Ich dachte, daß zumindest Ihr es vielleicht begreift«, sagte
Mond. »Ihr wart nicht zufrieden mit dem, was die Natur aus
Euch gemacht hat. Ihr habt Löcher in Euer Fleisch geschnitten,
um Platz für Metall zu schaffen. Ihr habt flüchtigen Schmerz
für künftigen Gewinn ertragen.«
»Nur weil ich Spaß daran hatte, Metallkopf. Es war meine

Weitere Kostenlose Bücher